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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Zufallstäter war das Letzte, woran Erik glaubte. Dazu waren die
Parallelen in den beiden Fällen zu markant.
    Er wurde aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als sich die Haustür
öffnete. »Buon giorno!«, hörte er Mamma Carlottas Stimme und war erleichtert,
dass sie so fröhlich klang.
    Als die Küchentür sich öffnete, nahm er den Brotkorb und machte
einen Schritt auf seine Schwiegermutter zu. Erstaunt sah er auf ihre leeren
Hände. »Wo sind die Brötchen?«
    Mamma Carlotta starrte ihn an. »I panini?« Sie schlug die Hand vor
den Mund. »Madonna! Die habe ich vergessen!«
    Â»Vergessen? Aber … hast du nicht das Haus verlassen, um Brötchen zu
holen?« Erik wusste nicht, ob die Hilflosigkeit, die er in sich spürte, aus
Sorge oder Verzweiflung entstand. Oder sollte er über die Zerstreutheit seiner
Schwiegermutter einfach lachen?
    Mamma Carlotta machte auf dem Absatz kehrt und lief in die Diele
zurück. »Ich habe so lange mit dem Bäcker geplaudert, dass ich die Brötchen am
Ende vergessen habe!«
    Erik hinderte sie daran, erneut die Jacke überzuwerfen. »Ich werde
Sören auf seinem Handy anrufen. Der kann beim Bäcker vorbeifahren.« Er griff
nach Carlottas Arm und führte sie zum Tisch wie eine Schwerkranke. »Setz dich!
Heute mache ich mal das Frühstück.«
    Mamma Carlotta war dermaßen verblüfft, dass sie sich tatsächlich von
Erik auf einen Stuhl drücken ließ. Aber kaum saß sie, sprang sie schon wieder
auf. »Ich soll dir bei der Arbeit zusehen? Dio mio! Ich bin doch keine alte
Frau!«
    Diese Behauptung bestätigte sie in den folgenden Minuten derart
eindrucksvoll, dass Erik sich schnell geschlagen gab. Und das Tempo, mit dem
sie den Schinken würfelte, überzeugte ihn tatsächlich davon, dass sie im Großen
und Ganzen bei guter Gesundheit war. Dennoch würde er bei nächster Gelegenheit
mit Dr. Hillmot
darüber reden, wie mit einer Frau von Mitte fünfzig umzugehen war, wenn sie
plötzlich tagsüber einschlief und zum Brötchenholen ging, ohne mit Brötchen
zurückzukehren.
    Sören lachte ins Telefon, als er Eriks Auftrag entgegennahm. »Acht
Brötchen? Besser, ich bringe ein Dutzend mit. Dr. Hillmot hat mich nämlich gerade
überholt. Er ist auf dem Weg zu Ihnen.«
    Tatsächlich fuhr wenige Augenblicke später der Wagen des
Gerichtsmediziners vor. Erik öffnete ihm schon, bevor er den Finger auf den
Klingelknopf setzen konnte.
    Â»Ich kam zufällig vorbei«, schnaufte Dr. Hillmot und
trug einen Schwall Körperwärme ins Haus. »Da dachte ich, ich bringe Ihnen das
Handy der Toten persönlich!« Er lachte, als sollte ein Scherz folgen. »Ich
kenne Sie doch! Die letzten Telefonate, die ein Mordopfer geführt hat, sind
Ihnen immer sehr wichtig. Und die letzten Anrufe, die es bekommen hat, auch.«
    Er zierte sich nicht lange, Eriks einladender Geste zu folgen, und
betrat die Küche.
    Â»Signora! Großartig sehen Sie aus!«, rief er freudig, als er
begriff, dass die Eier, die Mamma Carlotta aus dem Vorrat geholt hatte, seiner
Verköstigung dienen sollten. Als er dann noch hörte, dass Sören in wenigen
Minuten mit einer Brötchenauswahl erscheinen würde, die auch einen
ausgehungerten Gerichtsmediziner wie ihn satt machen konnte, ließ er sich
zufrieden am Tisch nieder und nickte strahlend zu allen Angeboten, die Mamma
Carlotta ihm machte.
    Erst als er sie zum Dank mit vielen Komplimenten erfreut hatte, zog
er das Handy aus der Tasche, das er in Yvonne Perrettes Kleidung gefunden
hatte. »Die Fingerabdrücke sind gesichert. Vetterich hat nur die Abdrücke der
Toten darauf gefunden.«
    Â»Wo steckte das Handy?«, fragte Erik.
    Â»In der Innentasche ihres Mantels«, gab Dr. Hillmot
zurück. »Der Mörder hatte es wohl übersehen. Ansonsten hatte die Tote nichts
bei sich, was zur Identifizierung führen konnte.«
    Â»Merkwürdig«, sagte Sören, der mittlerweile auch eingetroffen war.
»Wenn der Mörder davon ausgeht, dass sein Opfer verbrennt und nie gefunden
wird, hätte er genauso gut auch ihre Handtasche unter die Biike legen können.«
    Â»Sicher konnte er nicht sein«, meinte Erik. »Ein Sturm hätte die
Leiche freilegen können oder …«
    Â»Selbst wenn er damit gerechnet hat«, unterbrach ihn Sören, »dass
die Tote vor dem Biikebrennen entdeckt wird,

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