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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Schnauzer glatt.
Dann schüttelte er den Kopf. »Sie kann nichts mit dem Mord an Elske Pedersen zu
tun haben. Vor fünf Jahren war sie noch nicht auf Sylt.«
    Die Anwesenheit seiner Schwiegermutter fiel ihm wieder auf, als sie
das Messer in die Spüle warf, mit dem sie gerade den Gorgonzola für das
Mittagessen klein schnitt. Schon saß sie am Tisch und betrachtete Dr. Hillmot
mit freundlicher Miene, während sie verdächtig beiläufig zu Erik sagte: »Aber
sie war damals in der Nähe. Vor fünf Jahren lebte sie in Flensburg.«
    Erik starrte sie so lange an, bis sie endlich seinen Blick erwiderte.
»Woher weißt du das?«, fragt er.
    Mamma Carlotta zuckte mit den Schultern, als ginge es um eine
Lappalie. »Die beiden Schwestern haben mal während der Arbeit darüber geredet«,
antwortete sie leichthin. »Das habe ich zufällig mitbekommen.«
    Erik wandte sich an Dr. Hillmot, der sich ungern beim
Zerteilen und Bestreichen seines Brötchens stören ließ. »Kann es sein, dass
eine Frau die beiden Morde begangen hat?«
    Dr. Hillmot zuckte mit den Achseln. »Bei dem ersten Mord
ist es schwer zu sagen. Aber für den zweiten war kein besonderer Kraftaufwand
nötig. Wenn ich das richtig sehe, wurde Yvonne Perrette erschlagen, als sie
sich gerade bückte. Das schafft auch eine Frau.« Freundlich lächelte er Erik
an. »Gleich werde ich mit den Untersuchungen weitermachen. Heute Mittag kann
ich Ihnen schon mehr verraten.«
    Die Tür öffnete sich, und Carolin trat ein. Sie trug noch ihren
Pyjama, war ungekämmt und hatte augenscheinlich keinen Blick in den Spiegel
geworfen. Wenn sie sich auch mittlerweile im Gebrauch von Wimperntusche geübt
hatte, war ihr wohl noch nicht aufgegangen, dass sie am Abend entfernt werden
musste, wenn sie am Morgen nicht aussehen wollte wie eine Nebelkrähe.
    Erik war versucht, sie auf die schwarzen Schatten unter ihren Augen
aufmerksam zu machen, unterließ es dann aber, weil er sich denken konnte, wie
seine Tochter auf seine Einmischung in ihre Schönheitspflege reagieren würde.
    Â»Gut, dass ich Sie noch antreffe«, sagte Carolin zu Sören. »Die
erste Anprobe ist fällig, sonst kann ich heute nicht weiterarbeiten.«
    Mit diesen Worten hielt sie Sören ein Gebilde unter die Nase, das
zweifellos aus dem Stoff mit dem unauffälligen Muster gefertigt war, den Sören
ausgesucht hatte, das ansonsten aber alles andere als unauffällig war. Was die
Hemden hatten, die Sören für gewöhnlich trug, war hier nicht zu finden: Kragen,
Knopfleiste und Manschetten. Während es Sören und Erik die Sprache verschlug
und Dr. Hillmot
vorsichtshalber schwieg, weil er zwar die Brisanz des Augenblicks spürte, aber
nicht genau wusste, wie sie entstanden war, begann Mamma Carlotta prompt zu
jubeln. Wie immer, wenn ein Enkelkind etwas geleistet hatte, was über die
Mindesterwartungen in der Schule und im guten Benehmen hinausging!
    Â»Fantastico! Was für ein großartiges Hemd! Ein … come si dice,
Carolina?«
    Â»Ein Unikat«, antwortete Carolin stolz und bat Sören, seinen
Pullover auszuziehen.
    Der machte keinen Hehl daraus, wie ungern er sich seinen
dunkelblauen Troyer über den Kopf zog, und sah sogar so aus, als wollte er sich
gänzlich verweigern, als Carolin feststellte, dass auch das T-Shirt
heruntermusste.
    Â»Das Hemd wird auf Figur geschnitten. Da darf nichts drunter, was
aufträgt.«
    Zum Glück war Sören Sportler, und sein Brustkorb konnte sich sehen
lassen. Eriks anerkennende und Dr. Hillmots neidische Blicke
verhalfen ihm dann auch zu dem Selbstbewusstsein, das nötig war, sich in das
Hemd zu winden, das Carolin ihm hinhielt.
    Â»Vorsicht! Da sind noch Stecknadeln drin! Und die Nähte sind nur
geheftet. Genäht werden sie erst, wenn ich weiß, dass das Hemd gut sitzt.«
    Es saß perfekt nach Carolins Meinung. Sörens vorsichtigen Hinweis,
dass er es gern bequem habe, wehrte sie mit einer ärgerlichen Handbewegung ab.
»Maßkleidung wird immer genau auf Figur geschnitten! Das weiß ich von Madame
Perrette.« Ein Schatten ging über ihr Gesicht, während sie überprüfte, ob die
Ärmel, die sie überhängend nannte, genau dort überhingen, wo sie sollten.
»Schade, dass sie mich nicht mehr unterstützen kann. Madame Bertrand mag ich
nicht fragen.«
    Sören blieb mit ausgebreiteten Armen bewegungslos

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