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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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wenigen
Augenblicken höchstpersönlich ihre Brötchentüte packen. »Aber vorher müssen Sie
mir erzählen, ob es wirklich Yvonne Perrette war, die gestern Abend unter der
Biike gefunden wurde. Mehrere Kunden behaupten, sie wäre es gewesen. Aber im
Inselblatt wird der Name der Toten nicht genannt.«
    Â»Davvero?« Das war Mama Carlotta gar nicht aufgefallen.
    Â»Ist die Leiche noch nicht identifiziert worden?«, fragte Herr
Arfsten und holte tief Luft, was prompt zur Folge hatte, dass der Bund seiner
schwarz-weiß karierten Hose wieder der Erdanziehung folgte. Erwartungsvoll sah
er Mamma Carlotta an.
    Sie überlegte. Hatte Erik ihr verboten, Yvonne Perrettes Namen zu
erwähnen? Nein, da war sie sich ganz sicher. Also durfte sie die Frage des
Bäckers wahrheitsgemäß beantworten.
    Herr Arfsten stöhnte auf, als Mamma Carlotta vorsichtig nickte. »Hab
ich’s mir doch gedacht!« Er senkte seine Stimme und flüsterte: »Alle sind davon
überzeugt, dass die Tote Yvonne Perrette ist. Die Kunden, die gestern beim
Biikebrennen neben der Norddörfer Halle waren, wussten jedenfalls Bescheid. So
was spricht sich schnell rum.«
    Mamma Carlotta atmete erleichtert auf. Nun fiel die Sorge, dass sie
etwas verraten könnte, was geheim bleiben sollte, vollends von ihr ab. Wenn die
Kunden dieser Bäckerei sogar schon offen darüber redeten, konnte sie selbst
auch das eine oder andere Wort fallen lassen! Fünf Minuten später wusste der
Bäcker, dass sie es gewesen war, die einen Hund vor dem sicheren Tod gerettet
und bei dieser Gelegenheit die Leiche entdeckt hatte. »Aber davon stand nichts
im Inselblatt!« Mamma Carlotta nickte grimmig. »Die Staatsanwältin hat nur den
Namen des Hundes erwähnt.« Am liebsten hätte sie es Frau Dr. Speck
heimgezahlt, indem sie Herrn Arfsten verriet, dass der Schwager der
Staatsanwältin in Käptens Kajüte verkehrte und es bestritt, wenn er darauf
angesprochen wurde. Aber das führte natürlich zu weit. Sie war die
Schwiegermutter des Kriminalhauptkommissars. Auf keinen Fall durfte sie sich
der üblen Nachrede schuldig machen!
    Â»Chef! Wir brauchen neue Brötchen!«
    Der Bäcker nickte, machte aber gleichzeitig eine abwehrende
Handbewegung. »Komme gleich!« Er griff nach Carlottas Arm und drehte sie so,
dass sie nun beide der Ladentheke den Rücken zukehrten. »Hat Ihr Schwiegersohn
Jannes Pedersen in Verdacht? Meine Kunden sind allesamt davon überzeugt, dass
er es war.«
    Mamma Carlotta zog den Reißverschluss ihrer Jacke ein Stück herab.
Beim Aufenthalt in einer Gerüchteküche wurde ihr immer schnell warm. »Manche meinen
auch«, sagte sie geheimnisvoll, »ihre Schwester könnte etwas damit zu tun
haben.«
    Der Bäcker schnappte nach Luft. Dann fiel ihm ein, dass vor seiner
Theke noch vor einer knappen Stunde über Geraldine Bertrand gesprochen worden
war. »Sie soll ein Verhältnis mit Wilko Tadsen haben! Wussten Sie das?«
    Diese Frage ließ Mamma Carlotta unbeantwortet, damit sie nicht in
Versuchung kam, sich auf Frau Kemmertöns zu berufen, von der sie unter dem
Siegel der Verschwiegenheit in Kenntnis gesetzt worden war. Stattdessen wich
sie aus, indem sie auf Marikke Tadsens Gesundheitszustand zu sprechen kam. »Die
arme Frau! Und dann wird sie noch von ihrem Mann betrogen!«
    Aber zu diesem Thema hatte der Bäcker eine differenziertere Meinung.
»Ja, Marikke kann einem leidtun. Von einem Tag auf den anderen im Rollstuhl!
Das ist schrecklich! Aber für ihren Mann ist das auch nicht einfach. Er hat die
Gesundheit seiner Frau auf dem Gewissen, damit muss man erst mal klarkommen! Er
hat’s ja nicht mit Absicht getan! Aber sie hält ihm täglich mehrmals vor, dass
er sie zum Krüppel gemacht hat! Wenn sie ihn lachen sieht, sorgt sie sofort
dafür, dass er an seine große Schuld erinnert wird. Ich bewundere Tadsen, dass
er das aushält.«
    Mamma Carlotta sah den Bäcker verblüfft an. »Aber Frau Tadsen ist
doch eine sehr nette Frau.«
    Â»Wenn sie von ihrem schweren Los berichten kann, ja! Dann ist sie
immer sehr freundlich. So lange, bis alle vor Mitleid zerfließen. Aber sonst …
Wenn ich Wilko Tadsen wäre, ich hätte schon längst die Flucht ergriffen. Kein Wunder,
dass er früher so gern ins Spielkasino ging. Aber das hat Marikke ihm auch
ständig vorgeworfen. Dabei war der arme Kerl froh,

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