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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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sie sich auf den Weg. Pitlit folgte ihnen ohne zu murren, als Carya ihm auf seine Frage hin erklärte, dass sie nach Norden zu Freunden von ihr gingen. Sie hielten ihre Waffen griffbereit und die Augen offen. Das eigenartige Treffen der Motorradgang mit dem fremden Boten mochte nicht das Geringste mit ihnen zu tun haben. Dennoch ließ der Gedanke, dass nun jeder Ausgestoßene von hier bis tief in die Wildnis hinein Jagd auf sie machen könnte, das Ödland für Carya noch gefährlicher erscheinen.
    Sie gaben sich Mühe, jedem lebenden Wesen aus dem Weg zu gehen. Wenn sie hier jemandem begegneten, würden sie ihm gewiss im Gedächtnis bleiben – ein Mann, eine Frau und ein Kind in einfacher Kleidung, aber mit einem Templer-Sturmgewehr im Gepäck. Natürlich würde niemand Fragen stellen. Schließlich lebte man hier draußen am besten, wenn man sich nicht einmischte. Aber es mochte sein, dass zufällige Zeugen ihrer Flucht Antworten gaben, wenn jemand kam, um Jonan, Pitlit und ihr nachzuspüren.
    Sie hatten jedoch Glück: Einmal nur lief ihnen ein alter Mann über den Weg, der aus einer Seitengasse aufgetaucht war und bärtig und zerlumpt einen ausrangierten Einkaufswagen vor sich her schob. Er warf ihnen einen kurzen Seitenblick zu, aber als Jonan neben Carya seine Hand auf das Sturmgewehr legte, schaute er wieder weg und suchte rasch das Weite. Über dieses kurze Erlebnis hinaus blieben sie von Begegnungen, gleich welcher Art, verschont.
    »Das Ödland ist einsamer, als ich dachte«, stellte Carya fest.
    »Hier lebt es sich ja auch wirklich mies«, sagte Pitlit. »Und zu finden gibt es nach all den Jahren auch nicht mehr viel. Die meisten Häuser sind von Gangs und Schrottsammlern leergeräumt worden. Natürlich gibt es ein paar Ecken, in denen sich mehr Leute herumtreiben, die fast schon kleine Siedlungen sind. Aber um die schlage ich gerade einen großen Bogen. Das wolltet ihr doch so, oder?«
    Jonan nickte. »Schon richtig.«
    Ihr Weg führte sie in einer weiten Schleife nach Norden, quer durch das Ödland hindurch. Einmal kamen sie an einem Krater vorbei, der so groß war, dass Carya sich fragte, was hier explodiert sein mochte. Wasser hatte sich am Grund gesammelt und einen brackig braunen See gebildet, aus dem einzelne Trümmerreste hervorragten. Es war ein furchtbar trostloser Anblick.
    Als die Sonne den westlichen Horizont berührte und die Dämmerung einsetzte, begannen sich die Gebäude zu lichten. Carya vermochte nicht zu sagen, wie viele Kilometer sie in dem Labyrinth aus zerstörten Straßenzügen zurückgelegt hatten, aber ihre Füße in den Schnürschuhen, die für die aufgeräumten Straßen Arcadions gemacht waren, behaupteten, dass es mindestens hundert gewesen sein mussten.
    »Wie weit wollen wir heute noch laufen?«, fragte sie.
    Jonan blickte auf seine Armbanduhr, den Horizont und die Straße vor sich. »Noch zwei Stunden, würde ich sagen. Dann sollten wir den Rand der Wildnis erreicht haben. Oder, Pitlit?«
    Der Straßenjunge zuckte mit den Schultern. »So weit draußen war ich noch nie. Wir verlassen demnächst den Teil des Ödlands, den ich kenne. In etwa einerViertelstunde sollten wir einen Handelsplatz erreichen – wenn wir ihn besuchen wollen. Das ist die Grenze. Weiter bin ich nie von Arcadion weg. Ist auch zu gefährlich in der Wildnis, mit all der Strahlung und den Mutanten und so.«
    »Ein Handelsplatz … « Jonan runzelte die Stirn. »Wir könnten auf jeden Fall Wasser gebrauchen oder zumindest einen Topf, um welches abzukochen, wenn wir auf unserem Weg rasten. Unsere Vorräte dagegen reichen noch ein bis zwei Tage. Bis dahin sollten wir auch an der Handelsstraße nach Norden an mindestens einem Gasthof vorbeigekommen sein.«
    »Und überall besteht die Gefahr, dass bereits ein Steckbrief von uns hängt«, gab Carya zu bedenken.
    Pitlit schenkte ihr ein schiefes Grinsen. »So berühmt will ich gar nicht sein.«
    »Ich auch nicht«, sagte Carya.
    »Es würde mich wundern, wenn die uns so weit draußen noch suchen«, meinte Jonan, »aber es schadet nie, vorsichtig zu sein. Ich wünschte nur, wir hätten etwas unauffälligere Kleidung: Reisemäntel mit Kapuze wären großartig.«
    »Ich habe noch einen Satz Kleidung, den wir eintauschen könnten«, sagte Carya. »Den aus Rajaels Beutel. Außerdem hätte ich ein paar Schulsachen, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wer die haben will.« Sie warf einen kritischen Blick auf ihren Beutel. »Eigentlich hätte ich die schon längst

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