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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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ohne Grund Jagd auf uns – und wenn sie den Steckbrief von Carya und mir in der Tasche haben, erst recht.«
    Unwillig warf Pitlit die Arme in die Höhe. »Ach, wisst ihr was? Das ist mir alles zu verworren. Überlegt euch, was wir machen, und sagt mir, wenn ihr euch entschieden habt. Ich gehe zu Suri undTahela und lasse mir zeigen, wie man Kriegsbemalung anlegt. Wusstet ihr, dass die Mutanten sogar unter ihrer Kleidung Schutzsymbole auf der nackten Haut tragen, wenn sie auf Jagd gehen oder in den Kampf ziehen? Soll wohl Glück bringen. Na, ich werde mir diese Stellen mal sehr genau ansehen.« Er ließ ein anzügliches Grinsen aufblitzen.
    »Benimm dich, Pitlit«, ermahnte ihn Jonan. »Wir sind Gäste hier. Ich möchte dich nicht vor dem Pranger retten müssen, weil du dich einer jungen Mutantin unsittlich genähert hast.«
    »Unsittlich?« Der Straßenjunge lachte. »Wir sind nicht mehr in Arcadion, Jonan. Die frommen Sprüche des Lux Dei kennt hier niemand.«
    »Verhalte dich trotzdem anständig«, sagte Jonan.
    »Das tue ich immer – Frauen gegenüber.« Mit diesen Worten verschwand Pitlit die Treppe hinunter und ließ sie allein.
    Einen Moment lang saßen Jonan und Carya einander schweigend gegenüber. Jonan nahm sich ein paar der wilden Trauben, die ihnen Suri gebracht hatte. Sie waren sehr klein und dunkel, schmeckten aber erstaunlich süß. Carya zog ihr Haar über die Schulter nach vorne und spielte gedankenverloren mit einigen Strähnen, während sie hinaus in die Wildnis blickte, die wenige Dutzend Meter hinter ihrem Haus begann.
    »Ich werde mit Ordun sprechen«, sagte sie schließlich. »Ich glaube, ich sollte ihn in alles einweihen. Und danach soll er mir sagen, ob er und sein Stamm mir irgendwie helfen können.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Jonan leise.
    »Dann gehen wir nach Norden zu den Invitros und fragen die. Der Weg dorthin ist nicht mehr weit. Es wäre dumm, von dem bis jetzt beschrittenen Pfad abzuweichen. Wenn auch sie nichts für mich tun können … « Sie seufzte schwer. »Ich weiß nicht. Dann stehe ich vor der Wahl, dem Weg der Kapsel zu folgen oder mich alleine dem Lux Dei in Arcadion zu stellen.«
    »Nicht allein«, widersprach Jonan. »Du wirst nie mehr alleine sein, wenn du es nicht willst.«
    Er sah sie an, und sie erwiderte seinen Blick, ohne Zweifel und ohne Scheu. Langsam legte er die Trauben auf den Tisch zurück und erhob sich. Er ging um den Tisch herum und bot ihr die Hand. Carya ließ von ihrem Haar ab und ergriff sie, gestattete Jonan, sie auf die Beine zu ziehen und zu sich hin. Sie hätte ihn darauf hinweisen können, dass ihr Verhalten eigentlich nicht schicklich war. Das halbe Dorf konnte sie sehen, wenn die Leute nur den Blick hoben. Doch die selbstauferlegte Scham, die in Arcadion weit verbreitet war, hatte hier keine Macht mehr über sie. Wortlos legte Carya ihre Hände auf Jonans Brust, entschied sich dann jedoch anders und schlang sie um seinen Hals, während seine Hände über ihre Arme strichen und ihren Rücken entlangfuhren.
    Jonan sah das Glitzern in ihren Augen, und er wusste, dass er es nie wieder vergessen würde. »Ich werde an deiner Seite sein«, flüsterte er. »Bis zuletzt.«
    »Sei still«, gebot sie ihm sanft.
    Ihre Lippen näherten sich und verschmolzen zu einem Kuss.
    Carya spürte, wie eine Hitze durch ihren Körper brandete, die sie so noch nie erlebt hatte. Ein Gefühl der Leidenschaft schlug plötzlich in ihr hoch wie Flammen aus einem riesigen Haufen trockenen Zunders, an den jemand ein brennendes Streichholz gehalten hatte. Alles um sie herum verlor für einen Augenblick an Bedeutung: die Mutanten, die zu ihnen hochstarren mochten, Caryas geheimnisvolle Herkunft, das schwere Los ihrer Eltern. Sie sehnte sich nur noch nach Jonans Nähe, verzehrte sich nach seinen Liebkosungen, wünschte sich, die Zeit möge stillstehen, damit sie auf ewig in seinen Armen versinken, seinen Geruch einatmen, seine Lippen auf den ihren spüren könnte. Es war so wundervoll.
    Und wie die meisten wundervollen Dinge endete es viel zu früh, unterbrochen durch das hektische Schlagen einer Alarmglocke, die auf dem Hügelkamm oberhalb des Dorfs hing.
    Mit einem Ruck löste sich Jonan von ihr. Beunruhigt sah er sich um. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand Carya.
    »Ein Angriff!«, schrie jemand unten im Dorf. »Wir werden angegriffen.«
    Sofort wurde der Ruf aufgenommen und von Kehle zu Kehle weitergetragen. Die Mutanten begannen hektisch

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