Flammen über Arcadion
fest. Es musste sich um einen der Templersoldaten handeln.
»Wollen mal sehen«, sagte eine zweite. Die Stimme klang rau, aber ansonsten normal. Offenbar trug der Besitzer keinen Helm.
Schwere Schritte stampften auf Carya zu, dann spürte sie eine Hand am Hinterkopf und jemand zog ihr das Tuch von den Augen. Ein breites stoppelbärtiges Gesicht, das von einem geöffneten Templerhelm eingerahmt wurde, starrte sie ein. Die linke Wange wies ein flammend rotes Mal auf, als habe sich der Mann dort verbrannt. Mit selbstzufriedenem Grinsen blickte er sie an. »Hallo, Kleine. So sieht man sich wieder. Erinnerst du dich noch an mich?« Er tippte mit dem Finger gegen seine Wange.
Der andere Templer aus der Gasse , fuhr es ihr durch den Sinn. Wie hatte er noch gleich geheißen. Burlone!
»Hast wahrscheinlich herzlich gelacht, als der Verräter Estarto mir seinen Schockstab ins Gesicht gerammt hat, hm? Ja, der Idiot Burlone hat sich sauber von euch täuschen lassen.« Der Templer hob eine gepanzerte Hand und schnippte ihr mit dem Finger schmerzhaft gegen die Stirn. »Aber jetzt bin ich es, der lacht, denn wir haben dich gefangen, und ich schwöre dir, du wirst hängen. Und auf dein Liebchen Jonan brauchst du auch nicht zu warten, denn der ist tot, hörst du? Tot! Ich habe ihn erschossen und seinen abgerissenen Schädel auf einen Pfahl gesteckt, mitten in diesem beschissenen Mutantendorf, in dem ihr euch versteckt hattet.«
Die Worte trafen Carya schlimmer als jede Templerfaust. Jonan war tot? Erschossen und geköpft von diesem Irren? Das konnte nicht sein, durfte nicht sein. »Nein«, flüsterte sie erschüttert. »Nein, das ist nicht wahr. Sie lügen. Sie lügen !«
Burlone lachte höhnisch. »Träum ruhig weiter von deinem edlen Ritter, Kleine. Aber der Bursche rettet niemanden mehr – höchstens ein paar wilde Hunde vor dem Verhungern.«
»Nein!«, schrie Carya mit sich überschlagender Stimme. Am liebsten hätte sie sich auf Burlone geworfen, um so lange auf ihn einzuprügeln, bis er diese grausamen Worte widerrief, aber das Geschirr fesselte sie unerbittlich an den Polstersitz.
Der Templer lachte erneut und trat einen Schritt zurück. Carya sah nun, dass sie sich offenbar in irgendeinem Militärfahrzeug befand. In zwei Reihen standen die gerüsteten Templersoldaten einander in Nischen gegenüber. Im vorderen Teil des länglichen Laderaums befand sich eine graue Tür, die vielleicht zur Fahrerkabine führte, im hinteren Teil gab es zwei seitliche Schiebetüren zum Aussteigen.
»Seht sie euch an, die Furie«, tönte Burlone. »Wundert mich nicht, dass die auf unsere Inquisitoren geschossen hat, als ihrem Invitrofreund das Fleisch vom Leib geschält wurde.«
»Es reicht jetzt, Burlone«, sagte ein anderer Templer, der seinVisier ebenfalls hochgeklappt hatte. »Geh wieder an deinen Platz.« Er löste zwei Sicherheitsbügel und trat aus seiner Nische hervor.
»Du hast mir gar nix zu befehlen, Lucai«, knurrte der Angesprochene.
»Willst du es mit Bruto ausdiskutieren?«, fragte der jüngere Mann und deutete auf die graue Tür. »Ich kann ihn gerne dazuholen.«
Burlone brummte etwas Unflätiges und machte eine wegwerfende Handbewegung, bevor er zu seiner Nische zurückstapfte.
Lucai dagegen kam auf Carya zu. Er war ein hübscher Kerl, braungebrannt, mit markanten Gesichtszügen und einem gepflegten Dreitagebart. Einige Locken schwarzen Haars schauten unter seinem geöffneten Helmvisier hervor.
Prüfend musterte er Carya, die seinen Blick mit zusammengepressten Lippen erwiderte. Tränen des Zorns und der Verzweiflung hatten sich in ihren Augenwinkeln gesammelt. So sehr sie sich auch wünschte, stark zu sein, sie konnte nichts dagegen ausrichten. Der Gedanke, dass Jonan von diesem Burlone umgebracht worden sein könnte, war unerträglich.
Zu Caryas Erstaunen lag beinahe so etwas wie Mitleid in den dunklen Augen des jungen Templers. Sie glaubte sich daran zu erinnern, dass Jonan ihr erzählt hatte, Lucai sei sein Freund gewesen. Konnte er Caryas Verlust deshalb nachvollziehen? Trauerte auch er um Jonan?
Bevor sie sich noch länger darüber Gedanken machen konnte, beugte Lucai sich vor und ergriff das Tuch, das ihre Augen verbunden hatte. »Das legen wir dir besser wieder an«, knurrte er so laut, dass seine Kameraden ihn gut hören konnten. »Wir wollen doch nicht, dass unsere Gefangene mitbekommt, wo wir sie hinbringen.«
Er beugte sich noch etwas näher und hob das Tuch. Carya wollte zurückzucken, aber er
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