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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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schüttelte kaum merklich den Kopf. »Wehr dich nicht«, sagte er. »Ist besser so.« Und als er ihr die Augenbinde wieder anlegte, fügte er noch einen geflüsterten Satz hinzu: »Burlone hat dich belogen.«
    Sie wusste nicht, warum er ihr das sagte und ob seine Worte der Wahrheit entsprachen oder er sie nur ruhig stellen wollte. Sie wünschte sich, dass Ersteres der Fall war, dass Jonan noch lebte und sie nicht völlig allein war.
    Carya verlor jedes Zeitgefühl. Das Brausen über ihr und das Zittern unter ihren Füßen setzte sich eine unbestimmte Weile fort, während sie sich ihrem Ziel – wahrscheinlich Arcadion – näherten. Schließlich veränderte sich die Tonlage des Maschinengeräuschs, und ihr war, als sacke ihr Körper ab. Sie hatte keine Erklärung für dieses Gefühl. Flog diese Maschine? War das möglich?
    Kurz darauf durchlief ein schwaches Rucken das Fahrzeug, und Carya schloss aus den Geräuschen um sie herum, dass sich die Templer aus ihren Nischen lösten. Eine der Schiebetüren wurde geöffnet, und die Männer begannen, den Laderaum zu verlassen. Jemand löste ihr eigenes Gurtgeschirr und packte sie, um sie kurzerhand hochzuheben und über die Schulter zu werfen. Einen Moment lang überlegte Carya, ob sie sich wehren sollte, besann sich dann aber eines Besseren. Gefesselt, wie sie war, würde sie ohnehin nicht viel ausrichten können.
    Die Stadtgeräusche und der herbe Geruch des sommerlichen Tevere in ihrer Nase verstärkten ihre Vermutung, dass man sie nach Arcadion gebracht hatte. Das ergab Sinn. Sicherlich brannten Großinquisitor Aidalon und Inquisitor Loraldi schon darauf, sie in die Finger zu bekommen. Bei dem Gedanken daran verspürte Carya Übelkeit, die durch den Gestank des nahen Flusses nur noch verschlimmert wurde.
    Der Templer, der sich ihrer angenommen hatte, lud sie auf einigen Holzbohlen ab. Eine Tür wurde zugeschlagen und verriegelt. Dann war erneut Bewegung zu spüren, diesmal begleitet von dem charakteristischen Rattern von Rädern auf kopfsteingepflasterten Straßen. Eine Kutsche , dachte Carya. Sie bringen mich zum Tribunalpalast.
    Ob diese Annahme der Wahrheit entsprach oder nicht, vermochte sie nicht zu sagen, denn auch an ihrem Zielort nahm ihr niemand die Augenbinde ab. Wortlos wurde sie von zwei kräftigen Händen an den Armen gepackt und über einen Hof geführt, anschließend einige Gänge entlang und schließlich eine Wendeltreppe hinunter in die Tiefe. Ihre Schritte hallten auf dem nackten Steinboden, und die Luft roch kalt und feucht. Carya konnte sich bildlich ausmalen, in was für ein dunkles Kerkerloch sie gebracht wurde.
    Mit einem metallischen Schaben wurde ein Riegel zurückgeschoben, und eine Tür öffnete sich quietschend. Einer ihrer beiden Begleiter nahm ihr erst die Fesseln, danach die Augenbinde ab. »Da rein«, befahl er, und bevor Carya mehr als nur einen schwach beleuchteten Kellergang erkennen konnte, wurde sie grob nach vorne gestoßen und taumelte in den kleinen Raum hinter der Tür. Diese fiel in ihrem Rücken krachend ins Schloss.
    Zunächst war alles stockfinster um Carya. Aber langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, und sie sah, dass durch die Schlitze zwischen Tür und Türrahmen schwaches Licht hereindrang. Außerdem gab es einen vergitterten Schacht in der Decke an der Stirnseite der Zelle, der allerdings nicht nach draußen zu führen schien, denn das bisschen Helligkeit, das durch ihn hereinfiel, wirkte irgendwie künstlich.
    Die Zelle selbst war bis auf eine an der Wand befestigte Pritsche und einen gemauerten Klotz, der gleichzeitig als Sitzgelegenheit und Toilette dienen mochte, leer. Wände, Boden und Decke bestanden aus glattem grauem und unnachgiebigem Stein. Es war ein absolut trostloser Ort, ein Ort, an den man zum Sterben weggesperrt wurde.
    Vor Kälte zitternd durchquerte Carya die kleine Zelle, legte sich auf die harte Pritsche und rollte sich zusammen. Sie wollte nicht weinen, wollte ihren Peinigern nicht zeigen, wie viel Angst sie hatte. Doch sie versagte kläglich bei dem Versuch.
    Jonan , flehte sie stumm. Wenn du noch irgendwo da draußen bist, bitte komm und hol mich.
    Mit einem Ruck fuhr Jonan aus dem Schlaf hoch. Er hatte geträumt, und es war kein schöner Traum gewesen. Komplett angezogen, verschwitzt und schmutzig lag er in Caryas Bett und rieb sich stöhnend über das Gesicht. Er fühlte sich wie zerschlagen. Durch das Fenster fiel das Licht des frühen Morgens ins Zimmer. »Was für eine Nacht«,

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