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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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murmelte er.
    Nachdem die Schwarzen Templer gestern verschwunden waren, hatte er sich zu dem Haus begeben, in dem er mit Pitlit und Carya für kurze Zeit gewohnt hatte. Das Erdgeschoss war von den Schnellfeuergeschützen des Phantom völlig zerstört worden. Doch im ersten Stock, wo ihre Schlafräume lagen, war alles noch wie vorher gewesen – sogar das Abendessen hatte noch auf der Dachterrasse gestanden. Nur der Straßenjunge und Carya fehlten.
    Wo Pitlit abgeblieben war, vermochte Jonan nicht zu sagen. Er hatte nach ihm gerufen, aber keine Antwort erhalten. War auch er entführt worden? Hatte er sich in die Wildnis geschlagen, um sich dort zu verstecken? Oder lag er gar ermordet irgendwo zwischen all den Leichen? Er wusste es nicht, und er war sich auch nicht sicher, ob er wirklich darauf erpicht war, es herauszufinden.
    Die Nacht hatte Jonan in Caryas Zimmer verbracht. In fiebriger Ruhelosigkeit war er auf und ab gelaufen und hatte Pläne geschmiedet, nur um einen nach dem anderen als sinnlos wieder zu verwerfen. Er hatte auf ihrem Bett gelegen und mit Tränen in den Augen an die dunkle Decke gestarrt. Dann hatte er Caryas Beutel mit Habseligkeiten durchgeschaut und in Giacs Büchern geblättert, die sie noch immer mit sich herumschleppte. Schließlich war er offenbar in einen unruhigen Schlaf gefallen.
    Nun stand er auf und ging zu dem Tisch hinüber, an dem sein Sturmgewehr lehnte. Mit stummer Entschlossenheit zerlegte er es, reinigte es, baute es wieder zusammen und lud Munition nach. Danach schlang er es sich über die Schulter, steckte alles, was ihm an persönlichen Dingen geblieben war, in einen Kleidersack und verließ das Haus. Ihm war klar, was er zu tun hatte: Er musste zurück nach Arcadion, um Carya zu retten – auch ohne Plan.
    Er trat aus dem Haus und lief langsam die Hauptstraße hinunter zum Dorfausgang. Überall um ihn rauchten die Trümmer des einstigen Dorfes. Die Häuser der Mutanten standen zwar größtenteils noch, aber alles andere, was diesen Ort in der Wildnis lebenswert gemacht hatte, der für diese Menschen nach dem Sternenfall zur Heimat geworden war, lag in Schutt und Asche.
    Niedergeschlagen sah sich Jonan um. Die Palisade glich einem verkohlten Gerippe, die Einrichtung etlicher Gebäude, die auf die Straße gezerrt und angezündet worden war, machte keinen besseren Eindruck. Karren waren zerschlagen, Beete zertrampelt, Obstbäume umgefahren und Holzrahmen zum Aufhängen von Tierhäuten niedergerissen worden. Überall lagen die Leichen der einstigen Dorfbewohner, ihrer Tiere und die der besiegten oder von ihren eigenen Verbündeten niedergemetzelten Gangmitglieder. Die am Himmel aufgehende Sonne versprach einen weiteren heißen Tag. Bald würde es überall nach Tod und Verwesung stinken. Es war ein Schlachtfeld.
    Jonan war nicht als Einziger auf den Beinen. Verstreute Grüppchen von Mutanten standen auf der Straße und in den Gassen oder liefen scheinbar ziellos umher. Er sah Doktor Nessuno und seine junge Frau, den Stammesführer Ordun und Pitlits neue Freundin Suri. Ihre Begleiterin Tahela fehlte, und auch der Anführer der Jagdgruppe war nirgendwo zu sehen. Als der wilde Kämpfer, der er war, hatte er sich wahrscheinlich mit niemals verlöschendem Zorn so lange auf frische Gegner gestürzt, bis er einem von ihnen erlegen war.
    Viele der Mutanten weinten oder trugen grimmige, steinerne Mienen zur Schau. Fast jeder hier hatte am gestrigen Abend Freunde und Familienangehörige verloren – wie auch immer diese Leute das Wort Familie genau auslegten. Jonan konnte gut nachvollziehen, wie sie sich fühlten. Mancher mochte sagen, dass er im Vergleich zu ihnen wenig verloren hatte, doch ihm selbst kam es so vor, als habe ihm jemand das Herz herausgerissen. Die Inquisition hatte Carya entführt.
    »Jonan!«, rief in diesem Augenblick eine Jungenstimme hinter ihm.
    Er drehte sich um und erblickte Pitlit, der schmutzig, aber anscheinend unverletzt die Straße hinunter auf ihn zugerannt kam. »Pitlit!«, entfuhr es ihm freudig überrascht.
    Der Junge strahlte. Als er Jonan erreichte, umarmte er ihn stürmisch. »Mann, bin ich froh, dass du noch lebst.« Gleich darauf merkte er, was er da tat, und löste sich rasch wieder. »Na ja, so irgendwie jedenfalls … «, brummte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
    »Schon in Ordnung, Kleiner«, sagte Jonan, grinste erleichtert und zerzauste ihm das Haar. »Ich freue mich auch, dass dir nichts passiert ist. Ich habe schon befürchtet, die

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