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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Befehlen Folge zu leisten.
    Jonan erreichte die Treppe, die ins Erdgeschoss des Tribunalpalasts führte. Auf halbem Weg lag auch der Zugang zu den Galerien. Rufe und Fußgetrappel waren von dort zu hören. Er fluchte leise. Natürlich befanden sich nicht nur die Attentäterinnen auf der Flucht, sondern auch die übrigen Gäste versuchten sich in Sicherheit zu bringen.
    »Estarto an Zentrale«, wandte er sich erneut an seine Vorgesetzten. »Wir müssen die Gäste einsammeln, die hier kopflos herumrennen. Sonst entwischen uns die beiden Attentäterinnen in dem Durcheinander.«
    »Verstanden«, kam die Antwort. »Wir kümmern uns darum.«
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hetzte Jonan die Treppe hinauf. Er war dankbar, dass alle Räume und Gänge des Tribunalpalasts mit Steinfliesen ausgelegt waren. Auf Holzböden hätten seine metallenen Kampfstiefel vermutlich hässliche Spuren hinterlassen, die ihn im Nachhinein einen halben Jahreslohn gekostet hätten.
    Von irgendwo weiter oben vernahm er Schüsse und weiteres Geschrei. Kurz hustete eine automatische Waffe. Glas klirrte, und ein Mann schrie: »Haltet sie auf!«
    Keuchend erreichte Jonan den Treppenabsatz und rannte durch die Gänge des Westflügels. Er war sich sicher, dass die beiden Flüchtenden versuchen würden, über den Hof zu entkommen. Alle Fenster im Erdgeschoss waren vergittert und die Türen in der Nacht verriegelt. Es gab keinen anderen Ausweg.
    Echte Attentäter hätten sich zweifellos einen Fluchtweg offen gehalten. Aber je mehr Jonan darüber nachdachte, desto weniger glaubte er daran, dass diese beiden Frauen wirklich gewusst hatten, was sie taten. Tobyn, Rajael liebt dich, hatte die eine geschrien, bevor die Schüsse losgingen. Außerdem war der junge Invitro ihr erstes Ziel gewesen, die Inquisitoren waren erst danach an die Reihe gekommen.
    Die haben aus Verzweiflung gehandelt, erkannte Jonan. Vielleicht waren sie ebenfalls Invitros, die geahnt hatten, dass Tobyn sie verraten würde, weil er der Folter nicht würde standhalten können. Irgendetwas lief hier doch völlig falsch, wenn man seinen Geliebten umbringen musste, um ihn vor sich selbst und dem System zu schützen. Jonan schob den Gedanken von sich. Darüber wollte er jetzt lieber nicht nachdenken.
    Er passierte einige Uniformierte, die mit zwei Würdenträgern des Lux Dei im Gang herumstanden. Die grauhaarigen Männer in ihren verzierten Roben wirkten aufgebracht. Einer der Gardisten versuchte sie zu beschwichtigen. Jonan verlangsamte nicht einmal seine Schritte, als er an ihnen vorbeidonnerte.
    Er erreichte eine Nebentür, die zum Innenhof führte. Zwei Soldaten kauerten dort, die Waffen im Anschlag, und spähten nach draußen.
    »Lagebericht«, befahl Jonan.
    Im nächsten Moment hämmerte im Hof erneut ein Sturmgewehr, und Steinsplitter flogen ihnen um die Ohren. Pferde schnaubten angstvoll. Die Männer duckten sich.
    »Sie sind da draußen«, meldete einer der Soldaten, ein Unteroffizier. »Eine von ihnen konnte einen meiner Leute überraschen und ihm die Waffe wegnehmen. Jetzt haben sie sich im Hof verschanzt.«
    »Und warum erschießen Sie sie nicht?«, wollte Jonan wissen. »So viel Deckung, die einer Kugel standhalten kann, gibt es im Hof doch gar nicht.«
    »Äh, nun ja.« Der Mann wirkte verlegen. »Sie verstecken sich hinter Großinquisitor Aidalons Motorwagen.«
    »Was?« Jonan schaltete seine Helmoptik auf Infrarot um, damit er seine Ziele im Halbdunkel des Hofs besser ausmachen konnte. Dann wagte er einen Blick durchs benachbarte Fenster. Wieder wurde im Hof geschossen. Die Mündungsblitze hatten ihren Ursprung hinter der Motorhaube des glänzend schwarzen Wagens.
    Jonan stieß einen Fluch aus. Das Fahrzeug Aidalons war eine Antiquität von nahezu unschätzbarem Wert. Man munkelte, dass der Großinquisitor mehr daran hing als am Leben seiner Mutter. »Estarto an Torwache«, wandte er sich an seine Kameraden vor dem Palastgebäude. »Habt ihr einen besseren Blickwinkel auf die Attentäterinnen?«
    »Negativ, Estarto«, meldete einer der Männer. »Sie verstecken sich zwischen Wagen und Hauswand.«
    »Hier Villanova, 3. Schicht«, mischte sich ein weiterer Mann ein, der mit seinen Leuten Jonan, Burlone und die anderen Gardisten um Mitternacht ablösen sollte. »Ich befinde mich mit zwei Kameraden im Südflügel. Wir schleichen uns von hinten an. Sind gleich da.«
    In diesem Augenblick erwachte der Motor von Aidalons Luxuswagen mit einem markanten Brummen zum Leben. Links und

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