Flammen über Arcadion
ausgeprägter Hakennase, spran g entsetzt auf. »Du bringt diesen Schwarzen Templer mit zu uns ins Geheimversteck? Ist dir bewusst, dass er ein Spion sein könnte? Wir haben gerade darüber diskutiert: Was, wenn er diesem Mädchen nur vorgespielt hat, ihr Freund zu sein, damit sie ihn direkt hierher führt? Die Inquisition muss doch glauben, dass wir für den Anschlag verantwortlich sind und dass sie mit unserer Widerstandsgruppe unter einer Decke steckt.«
Carya hatte den Eindruck, als wolle Jonan Einspruch erheben, aber ihr Onkel kam ihm zuvor. »Dino, bis vor zwei Minuten wussten die beiden nicht einmal, dass das hier das Geheimversteck einer Widerstandsgruppe ist. Ich hatte ihnen nur gesagt, dass wir hier ungestört reden können.«
»Du hast ihnen unseren Namen genannt.«
»Das hätte alles bedeuten können.«
»He!«, unterbrach Jonan die streitenden Männer. »Beruhigen Sie sich. Ich bin kein Spion, in Ordnung? Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, aber mein Name steht auf diesem Steckbrief, und wenn jemand in diesem Raum Grund zur Sorge hat, dass er von den anderen verraten werden könnte, dann wohl ich. Oder vielmehr Carya und ich.«
»Ich vertraue ihm«, fügte Carya hinzu und legte Jonan eine Hand auf den Arm. »Außerdem glaube ich nicht, dass die Inquisition denkt, Sie wären in diese Tat verwickelt. Die Motive für mein Handeln waren zu eindeutig.«
»Was genau ist da eigentlich geschehen?«, wollte die Frau wissen, eine schlanke Schwarzhaarige, die ungefähr Mitte dreißig sein mochte und statt eines Rocks eine hellbraune Hose mit luftig weiten Beinen trug. Ihr Gesicht wäre hübsch gewesen, wenn sie es nicht hinter einer überdimensioniert wirkenden Brille versteckt hätte.
»Um das zu klären, sind wir hier, Stephenie«, erläuterte Giac.
»Verzeih mir, Onkel Giac«, sagte Carya, »aber würdest du mir – oder uns – zuerst verraten, wer diese Leute sind? Und was ist die Ascherose ?« Sie hatte nicht damit gerechnet, irgendwelchen Fremden Rede und Antwort stehen zu müssen, und dass diese sich dermaßen verschwörerisch in einem alten Gebäude hinter verschlossenen Türen trafen, weckte gleichermaßen ihre Neugierde wie ihren Argwohn.
Ihr Onkel warf einen unschlüssigen Blick auf seine Mitstreiter. Offenbar war es ihm unangenehm, dass er ohne deren Einwilligung gehandelt hatte, und er wollte nicht für noch mehr Missstimmung sorgen.
Der dritte Anwesende, ein grauhaariger Herr mit gepflegtem Bart und Lachfalten in den Augenwinkeln, lehnte sich auf seinem Sessel zurück. »So wie ich es sehe, kommen wir an dieser Stelle nur weiter, indem wir Vertrauen mit Vertrauen erwerben. Setzen wir uns doch alle, und dann macht Giac für uns den Anfang.« Er machte eine auffordernde Handbewegung.
»Erlaubt mir nur, den jungen Leuten kurz etwas zu essen zu geben«, sagte Giac. »Sie haben eine anstrengende Nacht hinter sich.«
»Im Nachbarraum sind noch Fladenbrot, Käse und Wurst«, merkte Stephenie an. »Wir haben vorhin zusammen gefrühstückt.«
»Das würde uns vollkommen genügen, Onkel Giac«, meldete Carya sich zu Wort. »Nicht wahr, Jonan?«
Dieser nickte. Giac ging nach nebenan, um die Speisen zu holen, und kurz darauf saßen sie zusammen, aßen, tranken und redeten.
»Die Ascherose ist eine Gruppe von Gelehrten, Künstlern und Freidenkern, die mit Sorge auf das blicken, was aus dem Lux Dei geworden ist und was er in seinem Einflussbereich treibt«, verriet Caryas Onkel. »Wir sind dem Orden dankbar dafür, dass er uns durch die Dunklen Jahre geführt hat. Aber es wird immer deutlicher, dass er nicht imstande ist, sich von dieser Vergangenheit zu lösen und uns in eine friedliche Zukunft zu führen. Deshalb treffen wir uns regelmäßig in diesem Kreis: Dino, Stephenie und Professore Adara.« Er nickte dem grauhaarigen Mann zu. »Außerdem sind noch ein paar andere mit dabei. Insgesamt dürften wir etwa zu zehnt sein. Wir treffen uns, um offen reden zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass irgendein Lakai der Moralkommission uns die Worte im Mund herumdreht.«
»Warum Ascherose?«, fragte Carya. »Bedeutet der Name irgendetwas?«
»Die Rose ist eine Pflanze mit vielfältiger Bedeutung«, erwiderte Adara gutmütig. »Einerseits steht sie für Freude und Liebe, andererseits für Schmerz undVergänglichkeit. Darüber hinaus ist sie, besonders wenn sie weiße Blütenblätter trägt, ein Symbol für Verschwiegenheit.«
Carya erinnerte sich daran, dass der Beichtstuhl von Pater Castano mit
Weitere Kostenlose Bücher