Flammen über Arcadion
Schnitzereien von Rosenranken geschmückt war. Auf einmal verstand sie, was diese zu bedeuten hatten.
»Asche wiederum steht symbolisch für Buße und Reinigung. Gleichzeitig ist es auch das Produkt von etwas, das verbrannt wurde, ein Zeugnis der Auslöschung von etwas. Verstehe unseren Namen, wie du möchtest. Betrauern wir das Verschwinden von Freude und Liebe? Sind wir hier, um Buße zu tun für frühereVergehen? Sehen wir uns als verschwiegener Bund, der das Befleckte reinigen möchte? Eines ist so wahr wie das andere.«
Jonan blickte zweifelnd in die Runde. »Verstehe ich das richtig? Sie bekämpfen die Herrschaft des Lux Dei, indem Sie im Keller sitzen und reden?«
»Nicht nur«, widersprach Giac. »Darüber hinaus betreiben wir heimlich Aufklärung.Wir verteilen Schriften über Dinge, die dem Lux Dei nicht genehm sind. Die Wahrheit darf nicht unterdrückt werden.«
»Seltsam, dass ich noch nie davon gehört habe«, meinte Jonan. »Für gewöhnlich hat der Tribunalpalast ein wachsames Auge auf glaubenszersetzende Umtriebe.«
»Nun ja, natürlich geben wir unsere Texte anonym heraus – wir sind ja nicht lebensmüde. Außerdem waren es auch erst ein paar, und wir haben sie … äh … sehr gezielt verteilt.«
Jonan richtete seinen Blick auf Carya. »Sei mir nicht böse, aber ich fürchte, diese Leute werden uns nicht helfen können.«
»He, woher wollen Sie das wissen?«, erregte sich Dino. »Sie haben uns noch gar nichts erzählt! Und ich für meinen Teil bin der Ansicht, dafür wird es langsam Zeit. Wir haben genug von uns preisgegeben. Kommen wir doch mal hierzu.« Er deutete auf die Steckbriefe.
Mit einem Seufzen begann Carya zu erzählen, warum die Inquisition so darauf erpicht war, Jonan und sie in die Hände zu bekommen. Sie begann mit Rajaels Geständnis auf dem Aureuswall und fuhr mit ihrer Täuschung Alesandrus, dem furchtbaren Geschehen in der Richtkammer und ihrer anschließenden Flucht fort, wobei sie ihre eigene Rolle herunterspielte und Rajael Aidalons Wagen knacken und entführen ließ, um keine Fragen heraufzubeschwören, die sie nicht beantworten konnte. Den Streit zwischen Rajael und ihr übersprang sie in ihrem Bericht. Rajaels Selbstmord hingegen konnte und wollte sie nicht unerwähnt lassen. Er bildete, zusammen mit der Festnahme ihrer Eltern, den tragischen Endpunkt ihrer Schilderungen.
Nachdem sie fertig war, herrschte einen Augenblick Totenstille im Raum. Ihr Onkel und seine Mitverschwörer sahen sich betroffen an. Dino fand zuerst die Sprache wieder. »Das ist übel, wenn ich das so sagen darf. Ziemlich übel.« Er räusperte sich.
»Deine armen Eltern.« Stephenie sah Carya mitfühlend an.
»Dieses Mädchen und ihren Freund nicht zu vergessen«, fügte Giac hinzu. »Ich kannte Rajael vom Sehen. Sie war so eine nette junge Frau. Dass ihr Leben auf diese Weise enden musste … Eine Schande ist das.«
Dino wandte sich Jonan zu. »Nun kennen wir Caryas Geschichte. Wie sieht es mit Ihnen aus?«
»Da gibt es nicht viel zu sagen«, gab Jonan zurück. »Ich gehörte zu den Leuten, die nach der Festnahme von Caryas Vater losgeschickt wurden, um auch Carya und ihre Mutter abzuholen und zum Tribunalpalast zu bringen. Doch ich habe mich dagegen entschieden und bin ausgestiegen.«
»Einfach so?« Dino hob eine Augenbraue. »Das klingt nicht sehr glaubwürdig.«
Jonan schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht einfach so. Ich hatte schon seit langer Zeit Zweifel. Die Begegnung mit Carya war sozusagen nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Es war eine spontane Entscheidung. Ich kann es nicht besser erklären. Tut mir leid.«
Dino brummte, als würden ihn diese Worte nicht völlig zufriedenstellen, aber er sagte nichts mehr.
»Und jetzt seid ihr beide auf der Flucht?« Adaras Worte waren eher eine Feststellung als eine Frage.
Carya nickte, nur um gleich darauf den Kopf zu schütteln. »Gewissermaßen. Wir werden Arcadion vermutlich verlassen müssen.« Sie warf Jonan einen Seitenblick zu, den dieser ernst erwiderte. »Aber zuvor will ich meine Eltern befreien.«
»Aus dem Tribunalpalast?« Dino stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Das nenne ich ein gewagtes Ziel. Wie willst du das anstellen?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Carya. »Deshalb sind wir zu dir gekommen, Onkel Giac. Wir brauchen deine Hilfe.« Sie ließ ihren Blick über die Runde schweifen. »Wir könnten die Hilfe von Ihnen allen gebrauchen.«
»Oha, mal langsam«, sagte Dino mit
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