Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
Vom Netzwerk:
Edoardo und ich, fanden dich vor etwas mehr als zehn Jahren draußen in der Wildnis. Edoardo befand sich auf einer mehrtägigen Geschäftsreise für den Lux Dei, auf der ich ihn begleitete. Auf dem Rückweg hatten wir einen Radschaden an der Kutsche, und es wurde dunkel, bevor wir die nächste sichere Herberge erreichen konnten. Auf einmal sahen wir ein helles Licht über uns hinwegjagen, und es brauste wie bei einem Sturm. Im nächsten Moment gab es hinter einer Hügelkette einen Donnerschlag, und wir begriffen beide sofort, dass dort etwas abgestürzt war, irgendein Flugobjekt, auch wenn das beinahe absurd schien, denn seit dem Sternenfall gibt es kaum noch funktionierende Flugapparate.«
    Von unwillkommener Neugierde erfüllt beugte Carya sich vor. »Und? Was war es?«
    »Es handelte sich um eine Art Raketenflugzeug. Viel konnte man in dem glühenden Trümmerhaufen nicht erkennen, den wir entdeckten, als wir entgegen jeder Vernunft im Dunkeln zu den Hügeln liefen. Das Gefährt schien keinen Piloten zu haben und war bei dem Absturz fast völlig zerstört worden. Direkt daneben jedoch fanden wir eine Kapsel, die anscheinend hinausgeschleudert worden war. Sie qualmte, und der Aufprall hatte sie aufplatzen lassen. Und im Inneren dieser Kapsel … « Giac stockte und knetete nervös seine Hände. »Im Inneren fanden wir ein vielleicht sechsjähriges Mädchen mit langem, dunklem Haar und einem Amulett um den Hals – dich.«
    Ungläubig schüttelte Carya den Kopf. »Das ist … völlig unmöglich. Ich erinnere mich an keine Kapsel und auch an keinen Absturz. Ich bin doch bei meinen Eltern aufgewachsen. Wir haben Ausflüge in den Park gemacht, und mein Vater hat mir erzählt, wie ich als kleines Kind immer eine Taube von der Straße fangen und als Haustier behalten wollte. Aber es ist mir nie gelungen.«
    »Das ist alles wahr, Carya«, sagte ihr Onkel. »Aber diese Dinge sind in den ersten Monaten deines Lebens bei meinem Bruder und seiner Frau geschehen. Du hast dich nie an die Zeit davor erinnern können. In den ersten Tagen in Arcadion warst du auch geistig völlig abwesend, wie im Schock. Doch wir trauten uns nicht, einen Arzt hinzuzuziehen, weil Edoardo Angst hatte, dass man irgendetwas an dir entdecken könnte, was Fragen aufwerfen würde. Stattdessen erzählte er den Behörden, du seist ein Findelkind aus dem Ödland, das er bei sich aufgenommen habe. Und als du selbst lebhafter wurdest und anfingst, Fragen zu stellen, sagten dir deine Eltern, du wärst als Kind schwer krank gewesen und hättest dabei vieles vergessen.«
    Erschüttert sank Carya in ihren Sessel zurück. »Ja, du hast recht«, sagte sie leise. »Ich entsinne mich daran. Ich habe es einfach so hingenommen.«
    »Genau das wollten sie erreichen. Deine Herkunft war so ungewöhnlich, dass du sicher das Interesse des Lux Dei geweckt hättest, wenn er davon gewusst hätte. Zum Glück lag dein Flugapparat weit draußen in der Wildnis. Und weil du dich wie ein völlig normales Kind entwickelt hast und auch praktisch nie krank warst, fiel es uns leicht, dein Geheimnis zu wahren. Aber jetzt scheint deine Mutter aus irgendeinem Grund zu der Überzeugung gelangt zu sein, dass du die Wahrheit erfahren solltest.« Er deutete auf das Amulett.
    Carya musste daran denken, dass es höchstwahrscheinlich der Bericht über ihre plötzlichen unerklärlichen Fähigkeiten gewesen war, der ihre Mutter dazu bewogen hatte, es ihr zu geben. Was hatte das alles zu bedeuten?
    Mit einem Ruck zog sie ihre Bluse aus dem Rock und besah sich ihren Bauchnabel. Er wirkte erfreulich normal – wie in all den Jahren zuvor auch.
    Giac grinste. »Nein, ein Invitro bist du nicht. Das wäre uns sicher früher aufgefallen.«
    »Aber wer … oder was … bin ich dann?«, fragte Carya beunruhigt.
    Ein leichtes Unbehagen lag auf der Miene ihres Onkels, als er mit den Schultern zuckte. »Ich weiß es nicht.«

Kapitel 19
    A ls Jonan von seiner Erkundung der Gänge innerhalb und unt erhalb des alten Gebäudes für Kunst- und Literaturwissenschaft zurückkehrte, fand er Carya alleine im Versteck der Ascherose vor. Giac war verschwunden. Carya saß vor einem halb gefüllten Glas Wein und starrte ins Leere. Sie wirkte erschöpft und mitgenommen. Jonan konnte es ihr nicht verdenken.
    Ihn wunderte ohnehin, dass er selbst nicht ähnlich niedergeschlagen war. Als er Burlone den Elektroschockstab ins Gesicht gerammt hatte, war sein ganzer bisheriger Lebensentwurf binnen eines Lidschlags in blauen Funken

Weitere Kostenlose Bücher