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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Jetzt werde ich euch was
vormachen. Damit ihr wiedermal kapiert, warum ich hier der Chef bin.“
    Drei
Kilometer Luftlinie von der Kneipe entfernt wurde ebenfalls gebechert.
    Werner
Honold ertränkte die Niederlage. Dabei halfen ihm seine Freundin Claudia
Schoeffe und die Kapos Eckert und Fromm.
    Die beiden
hatten eben berichtet, betont, daß es unmöglich gewesen sei, den Brandanschlag
zu verhindern, und ihre Zuverlässigkeit als Wachposten in starken Farben
gemalt. Sie hätten sofort das Gelände abgesucht nach den Tätern, aber die drei
Jugoslawen wären in der Dunkelheit entkommen.
    Daran war
kein Wort war. Zur Tatzeit hatten Eckert und Fromm sich im GRÜNEN BAUM an der
Theke mit Schnaps und Bier aufgewärmt. Und erst das Sirenengeheul hatte sie
aufmerksam gemacht. Aber das würde der Chef nie erfahren.
    In Honolds
Wohnung herrschte schummrige Beleuchtung, die von irgendwoher kam — aus einer
Lichtquelle des 21. Jahrhunderts. Claudia räkelte sich auf einem
weihrauchfarbenen Diwan, trug ein kniefreies Glitzergewand und Make up mit
Metalleffekt. Vielleicht träumte sie, sie sei eben einem Raumschiff entstiegen.
Freilich — den Flurschaden an der Stirn, den hatte sie mit Großmutters
Hausmittel behandelt, einer Flüssigkeit, die Beulen verhindert und Schwellungen
schrumpfen läßt.
    Sie sprach
recht häufig dem Cognac zu, und ihr blauschwarzes Haar hing jetzt in Strähnen.
    Während die
Männer in bösem Schweigen verharrten, blickte sie aus dem Fenster über das
Lichtermeer der Stadt. Der Nebel war verflogen. Sie konnte weit sehen — bis zum
Flughafen, wo ab und zu ein Riesenvogel startete — bis zum Fernsehturm mit
seinen roten Lampen — bis zum Horizont, der Rätsel aufgab: Was waren schon
Sterne, was noch die Lichter der Stadt?
    Schön,
dachte sie, daß wir so hoch wohnen — huch! jetzt habe ich Cognac verschüttet.
    Honold stand
an der Hausbar. Er trug einen Morgenmantel aus silbriger Seide. Auch jetzt sah
er aus wie glitzerndes Eis. Das hellblonde Haar hing ihm in die Stirn. Er war
schon erheblich betrunken, spürte aber, daß Fromm und Eckert ihn belogen. Statt
erbost zu sein, schmeichelte es ihm. Er wußte, sie logen aus Angst. Sie
fürchteten, daß er sie zur Schnecke machte, und unter anderen Umständen hätte
er das sicherlich getan. Aber jetzt plagte ihn eine andere Sorge. Na gut — ihre
Angst vor ihm war nicht groß genug. Sonst hätten sie ihre Wachsamkeit
verdoppelt, statt zu pennen oder den Posten zu verlassen. Doch das würde er
ihnen einimpfen, sobald Zeit dazu war.
    „Wernerlein“,
säuselte Claudia, „kriege ich noch ein Cognäcchen?“
    Er brachte
ihr die Flasche. Einschenken mußte sie selbst, wobei wieder eine Menge aufs
Kleid ging.
    Zu den
beiden sagte er: „Verschwindet! Ich muß in Ruhe nachdenken. Eure Visagen
stören.“
    Sie flohen
hinaus, als würde er im nächsten Moment auf sie schießen, kaum daß sie der Dame
des Hauses Gute Nacht wünschten, was sie mit getrübtem Silberblick und —
huldvoll entgegennahm.
    Die
Wohnungstür war schon am Nachmittag repariert worden. Wofür der Hausmeister,
ein Alleskönner-Handwerker, saftiges Trinkgeld kassiert hatte.
    Honold
hörte, wie der Lift abwärts surrte.
    In diesem
Augenblick schrillte das Telefon.

8. Anstiftung zum Mord
     
    „Wenn das
die Bullen sind“, sagte Honold, „bin ich nicht zu Hause. Aber... nee, kann
nicht sein. Die kämen her. Na, los! Wohl Blei im Hintern? Nimm ab!“
    Seine
Lebensgefährtin folgte dieser charmanten Aufforderung und säuselte ihren Namen
in den Hörer.
    Dann verzog
sich ihr Antlitz — als hätte sie beim Verzehr einer Roulade (gefüllter
Fleischrolle) entdeckt, daß die Füllung aus Mäusen besteht.
    „Och...
Sie... Saukerl, elender!“ spie sie in den Hörer. „Sie... Sie...“
    Aber sie war
schon zu beschwipst, um ihr Repertoire ( einstudiertes Stück) an gängigen
Schimpfworten anzubringen. Ihr fiel nichts Beleidigendes ein, und dann wurde ihr
der Hörer aus der Hand gewunden.
    Honold hatte
begriffen, daß sie mit der Polizei so nicht reden würde, und befriedigte seine
Neugier.
    „Hier
Honold.“
    „Deine Mieze
ist wohl sauer auf mich?“ erkundigte sich eine rülpsige Stimme.
    „Wer spricht
dort?“
    Er ahnte es
zwar, brauchte aber eine Denkpause, um seinen Hirnschmalz zu sammeln.
    „Avdi
Korac“, sagte Korac. „Bist du allein, Honold? Oder wollen dir die Bullen Gute
Nacht sagen?“
    „Ich bin
allein.“
    „Kann ich
also reden?“
    „Spuck’s
aus, solange du noch Zähne hast,

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