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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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würde er’s eintränken! Und
wie!
    „Wir sollten
uns zusammentun“, sagte Korac vorsichtig, „und überlegen, wie wir Rehm
lahmlegen können.“
    „Überlaß das
mir!“
    „Verdammt,
ich möchte mitmachen“, heuchelte Korac.
    „Überlaß das
mir!“ wiederholte Honold. „Ich habe da so meine Methoden. Die Sache verträgt ‘s
nicht, daß viele drin rumrühren. Muß einer erledigen — und Schluß!“
    „Hm. Wenn du
was Bestimmtes vorhast, halte ich mich solange zurück.“
    „Halt dich!
Zurück und von mir aus auch hin! Im übrigen, Korac: Dieses Gespräch hat nie
stattgefunden. Klar? Du bist doch allein? Oder macht da wer Ohren?“
    „Ich bin so
allein wie ein astronautischer Weltall-Spaziergänger, dem die Leine — die
Sicherheitsleine — gerissen ist. Ich trudele irgendwo zwischen Orion und Mars,
ha, ha.“
    „Hahah!“
machte Honold und legte auf.
    Koracs
betrunkene Heiterkeit nervte ihn. Außerdem nährte er jetzt was anderes in
seiner Seele: kalte Wut, tödliche Wut. Und in seinem Hirn brannte ein Feuerwerk
interessanter Mordideen ab.
    Claudia saß
wieder auf der Couch und blätterte in einem Journal.
    „Meine Haare
sind doch lang genug“, meinte sie vorwurfsvoll.
    „Was?“
    „Na, du hast
gesagt, daß du Frauen mit Igelschnitt nicht magst.“
    Er hörte
nicht hin. Mit dem Whisky glas in der Hand trat er ans Fenster.
    Unten, an
dem Weg, der die Rasenfläche teilte, brannten Laternen. Sie waren auf
altmodisch gemacht wie Gaslaternen aus beschaulicher Zeit, vergossen aber
dieselbe Neonbeleuchtung wie die Peitschenlampen an der Schnellstraße drüben.
    Von hier
oben, aus seiner Vogelschau, verringerten sich die Lampen zu Lichtpunkten.
Zwölf Stockwerke lagen unter ihm. Das war tief! Wer hier aus dem Fenster
fiel...
    Er preßte
die Backenzähne aufeinander. Durch die Vorderzähne entwich zischend der Atem.
Hah! Klar! Das war’s! Die Idee! Und machbar.
    Mit einem
Ruck drehte er sich um.
    Erschrocken
ließ Claudia ihr Journal sinken.
    Er ging auf
sie zu, blieb vor ihr stehen, musterte sie nachdenklich. Ja, sie würde es
machen. Erkannte sie. Gewissensbisse, Skrupel? Sie wußte nicht, was das war.
    Sie
mißverstand seinen Blick.
    „Gefalle ich
dir“, lächelte sie, „mit meinen langen Haaren?“
    „Du gefällst
mir doch immer“, schmeichelte er, „ob mit oder ohne Haar. Jedenfalls: Dieser
Rehm ist schwindelfrei. Das weiß ich. Und mein Plan setzt das voraus.“
    „Wie?“
    „Er hat
nämlich neulich eine Reportage über Drachenflieger gemacht“, überging er ihre
Frage. „Dabei ist er selbst geflogen. Also schwindelfrei. Klar?“
    „Wie?“
    „Was meinst
du, Liebling: Wird es irgend jemand für möglich halten, daß du — ein 50-Kilo-Weibchen
mit der Zartheit der Elfe — daß du einen kräftigen, sportlichen Kerl wie diesen
Rehm aus dem Fenster wirfst?“
    „Wie? Ich?
Warum?“
    „Beantworte
meine Frage!“
    „Wie sollte
ich das machen? Ginge ja gar nicht. Also wird es auch niemand für möglich
halten.“
    „Richtig!“
Seine Augen wurden schmal. „Deshalb, Liebling, fällt auf dich nicht der
geringste Verdacht — er aber fällt tief, nämlich von hier bis runter. Platsch!“
    „Von wem
redest du?“
    „Von Rehm!
Er wird hier aus dem Fenster stürzen.“
    Ihr
Silberblick reichte nur noch bis zur Nasenspitze. Immer wenn Claudia staunte,
verschärfte sich das Schielen.
    „Ich soll
ihn... Oh!“
    „Du tust es
für uns, Liebling. Für dich und für mich. Damit wir zusammenbleiben und so
weiterleben können.“
    „Oh!“
    „Ich werde
ein Alibi haben, Liebling. Zur Zeit der Tat — vielmehr: zur Zeit des Unfall
werde ich nicht hier sein, sondern meilenweit weg. Und unter zig Leuten.“
    „Wo denn?“
fragte sie dümmlich.
    „Das ist
doch jetzt egal. Das baue ich mir auf. Jedenfalls — du, mein Liebling, verrätst
mich. Du gibst vor, es zu tun. Damit lockst du Rehm hierher. Und dann...“
    Minuziös (ins
Einzelne gehend) entwickelte er seinen Plan. Es ging um Mord.
    Die Frau
staunte.
    Jeder andern
hätten die Haare zu Berge gestanden — egal ob mit Igelschnitt oder Dauerwelle
bis zum Po.
    Aber Claudi
Schoeffe blieb so gleichgültig wie ein Atomkraftwerk, über dem ein Rabe — im
Vorüberfliegen — seine Notdurft verrichtet.
     
    *
     
    Am frühen
Dienstagmorgen brachte Gunter Rehm seinem Töchterchen eine große Tasse Tee ans
Bett, verabschiedete sich mit einem Kuß auf ihre noch schlafumwölkte Stirn und
stieg dann in seinen Saab, um zunächst ins Pressehaus und dann

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