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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ist betroffen. Ich weiß nicht, wie seine
Geschäftspartner, die Baulöwen, reagieren. Deshalb brauche ich Schutz. Ihren!
Und Sie können bestimmt bei der Polizei ein gutes Wort für mich einlegen.“
    „Das
verspreche ich Ihnen. Sie sind jetzt zu Hause?“
    „Honold
kommt erst heute abend zurück. Wir haben viel Zeit.“
    Das klang,
als wollte sie ihm auch ihre Foto-Alben zeigen — bei einem gemütlichen
Teestündchen.
    Er sagte, er
käme sofort, und sie ließ sich abschließend zusichern, daß kein Bild von ihr in
der Zeitung veröffentlicht werde, weshalb er jetzt auf die Begleitung des
Pressefotografen verzichten könne.

    Gunter legte
auf.
    Das heißt
also, ich soll allein kommen, dachte er. Hm.
    Er ging ins
Vorzimmer und erzählte Melanie Frühauf, was anlag.
    „Irgendwie
komisch ist es schon“, schloß er. „Aber Ihr Kaffee, Frühauf, war wieder mal
prima.“
    Sie
errötete, als hätte er die Grübchen in ihren Knien bewundert.
    „Chef, ihr
Tageshoroskop besagt heute nichts Gutes“, meinte sie dann sorgenvoll. „Gefahr
für Leib, Seele und Gesundheit.“
    „Ich
dachte“, stichelte er, „Sie lesen nur die Inserate der Heiratsinstitute.“
    „Schon lange
nicht mehr. Habe ich doch vor Jahren beschlossen, nur dem Beruf zu dienen und
keinem Pascha zu Hause, der sich verwöhnen läßt und alle naselang befiehlt:
Frühauf, einen starken Kaffee!“
    „Eins zu
null“, lachte Gunter. „Sie sollten Redaktionssekretärin werden. Das wäre ein
Job für Sie!“
    „Würde ich
gern machen, wenn nur die Chefs nicht so schwierig wären.“
    Gunter
lachte, kämpfte eine Weile mit dem Trenchcoat, der sich heute sperrte, als wären
die Ärmel zugenäht, stülpte den Globetrotterhut auf seinen Charakterkopf und
verließ das Pressehaus auf üblichem Weg.

10. Über dem
Abgrund
     
    Ein Zeppelin
hing am Herbsthimmel über der Stadt, als Gunter seinen Saab vor den drei
Hochhäusern abstellte.
    Das Luftschiff
trug als Werbeaufschrift den Namen einer Weltfirma, und für Normal- und
Weitsichtige war das gut lesbar.
    Ein älterer
Herr war eben seinem Jaguar entstiegen, hatte den Kopf ins Genick gelegt und
versuchte, die Aufschrift zu entziffern.
    „Können Sie
das erkennen?“ fragte er.
    Gunter
verriet ihm, worum es sich handelte, und der Mann versicherte freudig, daß er
diese bewährte Zahncreme schon lange benutze. Gunter ließ ihn in dem Glauben,
obwohl es sich um eine Weltfirma für Kameras handelte.
    Er ging zum
Haus, klingelte, hörte Claudia Schoeffes Stimme in der Gegensprechanlage,
sagte, daß er es sei, drückte die Tür auf, als der Summer tönte, und fuhr mit
dem Lift in den 12. Stock hinauf.
    Die Frau
stand in der geöffneten Tür, lehnte am Rahmen und lächelte. Sie trug ein
Hauskleid aus blauer Seide, und ihre Pupillen waren klein wie Stecknadelköpfe.
    Gunter
bemerkte das — auch den starren Zug um den Mund, die hektische Röte am Hals und
die Eiseskälte ihrer Hand, die sie ihm für 0,8 Sekunden zum Gruß überließ.
    Die Tür zur
Nachbarwohnung stand spaltweit offen, was er zufällig sah.
    Claudias
Atem roch nicht nach Alkohol.
    Gebechert
hat sie also nicht, dachte er, während er ein paar freundliche Worte sagte.
Steht sie unter Drogen?
    Auf der
Innenseite der Wohnungstür waren jetzt zwei stabile Stahlriegel angebracht —
als zusätzliche Sicherung.
    Auf einem
Glastisch im Wohnraum hatte die Frau ausgebreitet, womit sie ihren bisherigen
Geliebten ans Messer liefern wollte.
    Gunter ließ
Hut und Mantel an der Garderobe, setzte sich an den Tisch und begann, das
Material zu sichten.
    Es war
sensationell, mehr als er erwartet hatte. Es waren wirklich Beweise. Ab sofort
durfte sich Honold als Untersuchungshäftling betrachten.
    „Phantastisch!
Nur eins vermisse ich. Nirgendwo taucht der Name Otto Heidenreich auf. Nach
meinen unbestätigten Informationen hat Honold gerade mit ihm linke Geschäfte
gemacht. Aber hier ist nur von kleinen Bauunternehmen die Rede. Verglichen mit
Heidenreich sind das Pinscher.“
    Sie schielte
heftig und preßte beide Hände auf die Glasplatte.
    „Heidenreich?
Heidenreich? Doch, natürlich! Über den ist auch was da. Nebenan! Will mal
sehen, ob ich’s finde.“
    Sie erhob
sich. Steif ging sie zu einer Tür. Jeder Schritt schien den Boden abzutasten,
ehe sie ihr Pantöffelchen aufsetzte. Irgendwas war unnatürlich und verspannt an
der Frau.
    Sie ließ die
Tür spaltweit offen. Gunter beschäftigte sich mit den Unterlagen. Als er den
Blick hob, schien der Zeppelin vor dem

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