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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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und Mollai?
    Die Kapos
ergaben sich — wie die meisten Illegalen, die jetzt begriffen, daß hier kein
Entkommen war.
    Aber Korac —
verkatert von letzter Nacht und wohlwissend, daß es ihm nun an den Kragen ging
— suchte sein Heil in der Flucht.
    Ob er sich
unter einem Steinstapel verkriechen oder in einen Berg Zuschlagstoffe
hineinwühlen wollte, wird nie geklärt werden. Denn der Kerl flitzte auf
stämmigen Beinen zu der Baubude hin — genau zu der Ecke, hinter der Locke und
Tom ihren Logenplatz hatten.
    „Brandstifter
Numero drei“, sagte Tom. „Korac persönlich, wenn mich nicht alles täuscht.“
    Seine
Schritte prasselten über krümeligen Bauschutt
    Tom
riskierte ein Auge.
    Der
Jugoslawe näherte sich wie ein anstürmendes Nashorn.
    Zwei
Polizisten verfolgten ihn, waren aber nicht halb so schnell.
    Das
Unvermeidliche geschah. Tom trat vor, verstellte dem Jugoslawen den Weg. Der
hatte zuviel Tempo drauf, um noch zu bremsen, riß aber die Fäuste hoch. Mit dem
Affenzahn, den er vorlegte, wäre er glatt durch die Innenwand eines Neubaus
gebrochen.
    Tom sah
keinen Sinn darin, hier nach Rugby-Art ( Ballkampfspiel) vorzugehen, wich
stattdessen aus und wandte ganz lässig eine Fußtechnik an. Das heißt, er trat
dem Jugoslawen die Beine weg.
    Korac
segelte. Er brüllte auf, vergaß, die Arme auszubreiten, hechtete also kopfüber
voran.
    Daß er in
der Mörtelpfanne landete, war sein besonderes Pech.

    Es klatschte
gewaltig. Grauer Mörtel wogte wie Teig. Korac war verhältnismäßig weich
gelandet, lag ausgestreckt und rührte sich nicht. Seine vordere Hälfte tauchte
ein — vom Haaransatz bis zu den Zehen. Sein Gesicht versank bis in Höhe der
Ohren. Tiefer ging’s nicht, denn die Pfanne war flach.
    Der Arbeiter,
der hier eifrig gerührt hatte, glotzte entgeistert.
    Er war kein
Illegaler, sondern Inländer mit Lohnsteuerkarte, Kranken- und
Sozialversicherung. Deshalb hatte er keinen Fluchtversuch unternommen, sondern
nur zugesehen, was die Billig-Kollegen aufführten.
    „Weißt du,
wen du da flachgelegt hast?“ fragte er Tom.
    Der nickte.
„Deshalb ja. Ist Korac, nicht wahr?“
    „Das ist er.
Und wenn er noch lange so liegen bleibt, war er’s mal.“
    Ganz
genüßlich stellte er das fest — und rührte keinen Finger, um den Mörteltaucher
rauszuziehen.
    Tom wollte
schon zugreifen, als Korac sich regte. Langsam stemmte er sich hoch. Langsam
richtete er sich auf.
    Sofort
umzingelten ihn seine Verfolger, die beiden Polizisten, aber Korac war
moralisch am Ende.
    Als er
stand, sah er aus — vorn jedenfalls — wie die zwar häßliche, aber sehr
gelungene Nachbildung eines Menschen aus Beton: körniges Grau überzog ihn. Es
füllte Augen, Nasenlöcher und Mund. Er spuckte und schabte sich die Augen frei.
    „Ne osecam
se dobro (jugoslawisch: ich fühle mich nicht wohl) !“ verriet er mit
einer Stimme, die buchstäblich unter Verputz lag.
    Seine fünf
Zuhörer verstanden ihn nicht, errieten aber, daß er keine Freudenbotschaft
verkündete.
    Die Razzia
war gelaufen, der Erfolg total. Keiner der Illegalen konnte entkommen. Und
jeder wußte, was ihn erwartete: Abschiebehaft.
    Der
Einsatzleiter, ein Kommissar, stand bei Heidenreich.
    Der Baulöwe
bemühte sich um die Miene eines Weihnachtsengels: Unschuld und Güte bis ins
Mark seiner Knochen. Freilich gestattete er sich auch ein bißchen Empörung.
    Als Locke
und Tom zu der Gruppe traten, sagte er gerade: „Keine Ahnung. Woher soll ich
wissen, daß das Illegale sind? Muß mich doch auf meine Partner verlassen. Kann
doch nicht kontrollieren, was die mir für Arbeiter bringen. Aber mit Korac —
darauf können Sie Gift nehmen! — habe ich zum letzten Mal zusammengearbeitet.“
    „Ganz
bestimmt“, nickte der Kommissar. „Denn der wird für einige Jährchen auf
Staatskosten verpflegt. Seine Kapos erwartet dasselbe. Aber das nicht nur wegen
dieses abscheulichen Menschenhandels.“
    Heidenreichs
Blick erfaßte Locke und Tom. Verwunderung und Unwillen überzogen sein
Feistgesicht. Doch daß er ihnen den Salat hier verdankte, wußte er noch nicht.
    „Guten
Morgen, Herr Kommissar“, sagte Locke.
    Sie
beachtete Mustafa nicht, tat, als wäre er Luft, um nur keinen Verdacht in seine
Richtung zu lenken, stammte doch der Hinweis für die Razzia von ihm allein.
    Der
Einsatzleiter tippte an den Rand seiner Mütze und lächelte übers ganze Gesicht.
    „Guten
Morgen, mein Fräulein. Halt, sagen Sie nichts! Lassen Sie mich raten. Sie sind
Nina Rehm! Und dieser junge

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