Flammen um Mitternacht
Schon im ersten
Verhör. Ist einfach zusammengesackt, dieser Held. Und weißt du, warum? Weil er
Kloppe bezog, weil ihn der Bengel — dieser Tom Conradi — in die Mörtelpfanne
befördert hat. Eine Blamage! Alles hat gelacht. Korac ist nur noch ein Schatten
seiner selbst. Allerdings — mich hat er nicht belastet! Und schriftliche
Abmachungen, die man mir Vorhalten könnte, existieren nicht. Ich weiß schon,
warum ich bar mit euch abrechne. Aber das ist ja jetzt vorbei.“
Honold holte
tief Luft. „Ich brauche etwas Geld, um erstmal zu verschwinden. Zur Bank, an mein
Konto, traue ich mich nicht. Da lauern bestimmt schon die Bullen.“
„Damit würde
ich rechnen“, nickte Heidenreich. „Wieviel?“
Sie einigten
sich auf 2000 Mark, was Heidenreich Magenschmerzen bereitete, war es doch
nutzlos verschenktes Geld, das er ebensogut hätte zerreißen können.
„Was hast du
vor?“ fragte er verdrießlich.
„Weiß noch
nicht. Hier in der Stadt ist das Pflaster verdammt heiß. Aber wohin?“
Heidenreich
überlegte.
„Ich wüßte
was“, sagte er dann, „ist geradezu ideal, um erstmal zu überwintern. Dort stört
dich kein Aas.“
„Wo?“
„Kennst du
Kleinbeeren?“
„Bin mal
durchgefahren.“
„Da gibt es
eine Wohnanlage mit privaten Wochenend- und Landhäusern, eine Art Ferienpark.
Aber zu dieser Jahreszeit ist der leer wie eine frisch gewaschene Hand.“
„Aha.“
„Knack dir
‘ne Bude und niste dich ein.“
„Ein guter
Tip. Danke!“
„Aber nimm
nicht Nr. 41, die Blockhütte. Die gehört nämlich meinen Freunden, den Webers.
Übrigens werden die — garantiert als einzige — in den nächsten Tagen dort
antanzen, um nach dem rechten zu sehen. Das braucht dich nicht zu stören.
Verhältst dich eben ruhig. Klar?“
„Klar.“
Heidenreich
leckte sich die Lippen, als er empfahl: „Nummer 38 — das wäre genau richtig.
Das Haus gehört einem gewissen Kreuder. Der und seine Bagage (Gesindel) waren am letzten Wochenende draußen. Anschließend haben sie die Bude
eingemottet. Die Rehms waren übrigens auch dabei, und dieser Tom Conradi fehlte
nicht.“
„Wenn’s so
ist, ist Kreuder mir sehr unsympathisch. Der wird seine Bude nicht
wiedererkennen, bin ich erstmal von dort weg. Ansonsten sollte mir keiner in
die Quere kommen! Keiner! Weißt du, Heidenreich, ich habe nichts mehr zu
verlieren. Wer mir zu nahe kommt, den bringe ich um.“
12. Die Entführung
der Zwerge
Das
Wirtshaus DREI MOHREN war proppenvoll, aber im Mohrenstüberl ein Tisch
reserviert.
Jennings,
der Oberkellner, führte seine Gäste dorthin, nachdem er den Damen Komplimente
gemacht hatte.
In der Tat:
Dr. Helga Conradi war eine nordische Schönheit, ihr Sohn Tom aber nicht nur
deshalb stolz auf sie. Als Tierärztin erfreute sie sich größter Beliebtheit,
bei Vierbeinern, Gefiederten und deren menschlichem Anhang. Der anstrengende
Vormittag mit drei Operationen hatte bei ihr keine Spuren hinterlassen. Sie war
frisch und wie immer in sportlichem Chic.
Locke hatte
sich bei ihr eingehakt, und die beiden — blond und brünett — waren wirklich ein
reizvolles Gespann.
Gunter schob
seiner Zukünftigen den Stuhl zurecht, als sie Platz nahmen. Tom stürzte sich
bei Locke in ähnliche Unkosten, was sie ihm mit einem märchenhaften Blick
vergalt. Ritterlichkeit ist eben bei Frauen und Mädchen immer gefragt.
Mike war
leider nicht dabei, sondern zeitlich verhindert.
Helga war
bereits über alles unterrichtet und innerlich aufgewühlt. Liebe und Sorge
sprach aus ihren Blauaugen, wenn sie Gunter ansah. Anfangs war der Schreck ihr
auf den Magen geschlagen, aber nach einem Glas Sekt als Apéritif (appetitanregendes
Getränk) konnte sie sich für den ausgezeichneten Wildschweinbraten
erwärmen, der heute auf der Karte stand.
Gunter und
Tom schlossen sich dieser Bestellung an, Locke, die dem Fleisch abhold und
spezialisiert auf Gemüse war, begehrte — wie fast immer — eine Gemüseplatte.
„Da fällt
mir ein“, meinte sie, „daß ich Elke anrufen wollte. Besser, ich mache es
gleich. Sonst erreiche ich sie nicht. Sie hat nachher Geigenstunde.“
„Hoffentlich
übt sie mehr als du“, sagte Helga zu ihrem Sohn. „An deiner Guitarre verstauben
schon die Saiten.“
„Locke hält
mich so auf Trab“, behauptete er grinsend. „Ich komme zu nichts anderem mehr.
Und wenn ich um Mitternacht, meiner einzigen Freizeit, mal spiele, ist es dir
auch nicht recht.“
„Um
Mitternacht übt man nicht, Sohnemann! Um Mitternacht
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