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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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er krank
feiern muß, könnte Heidenreich sauer sein. Laß doch anderswo Dampf ab, Ede!
Dieser Mustafa hat Freunde, die nirgendwo gebraucht werden. Da kommt’s nicht
drauf an. Aber tust du einem weh, tut’s allen weh — weil es zusammenhält, das
Ausländer-Gesocks.“
    „Hm. Kannst
recht haben. Du, was meinst du? Wohin geht der Chef jetzt?“
    Honold ging
nicht, er fuhr. Aber in dem abgenutzten Mittelklassewagen fühlte er sich, als
hätte der soziale (gesellschaftliche) Abstieg begonnen.
    Der Anblick
jedes Streifenwagens verursachte ihm Schweißausbrüche. Aber niemand hielt ihn
auf.
    Er fuhr ins
Villenviertel, wo Otto Heidenreich in teuerster Wohnlage seinen Palast
errichtet hatte, inmitten eines Parks, der nicht nur umzäunt, sondern auch mit
hoher, dichter Hecke umfriedet war — damit bestimmt niemand sehen konnte, was
sich bei Heidenreich tat.
    Er war
Junggeselle, aber deshalb kein Mönch.
    Honold fuhr
zur Rückseite des Grundstücks, wo eine schmale Gasse verlief. Hier tat sich nie
was. Höchstens, daß mal ein Anlieger seinen Fiffi gassi führte. Hier zeigten
nur Rückfronten von Nobelgrundstücken dem Spaziergänger die kalte Schulter, und
die schmiedeeiserne Pforte zu Heidenreichs Park war immer verschlossen.
    Jetzt parkte
dort ein roter Alfa Romeo.
    Honold
brachte ihn nicht mit Heidenreich in Verbindung. Doch die Pforte öffnete sich,
und eine Frau schlüpfte heraus — eilig und heimlich, als hätte sie gerade das
Tafelsilber geklaut.
    Sie trug das
silberblonde Haar als Pferdeschwanz, und freche Augen blickten aus einem
schmalen Gesicht.
    Honold
kannte Carola Weber nicht persönlich, aber vom Sehen, und beobachtete, während
er den Motor ausstellte, wie sie sich in ihren Alfa zwängte und abzischte, was
ihn schmerzlich an seinen roten Porsche erinnerte.
    War die
Pforte jetzt offen?
    Er hatte
damit gerechnet, hinüberklettern zu müssen, sah sich also angenehm enttäuscht,
als die Angeln einladend quietschten und er den Park betreten konnte.
    Unendlicher
Rasen breitete sich aus bis zur Villa. Mächtige Bäume, die hier seit Urzeiten
standen, spendeten im Sommer Schatten und Kühle, hielten im Herbst den Regen
ab, ächzten im Winter unter Lasten von Schnee.
    Honold lief
über den knirschenden Kiesweg zum Haus. Als er an der Terrasse vorbei wollte,
sah er Heidenreich hinter der gläsernen Doppeltür, und der sah ihn, stutzte,
schob Mißmutsfalten auf die bullige Stirn und öffnete die Tür.
    „Du, Werner?
Ist was?“
    Honold ging
zu ihm. „Gut, daß ich jetzt erst komme“, grinste er. „Hätte ich sonst euer
Schäferstündchen gestört?“
    „Was ist?“
    „Ich sah
gerade, wie die Frau des Staatsanwalts sich rausschlich: Carola Weber.“
    „Bei dir ist
wohl ‘ne Schraube locker. Ich bin mit den Webers befreundet. Mit beiden !
Wenn’s recht ist.“
    „Ist schon
recht. Und mir kann’s egal sein. Ich...“
    „Aber mir
ist es nicht egal. Ich habe einen Ruf zu verlieren. Übrigens fiel ich heute
vormittag beinahe lang auf den Rücken, als die Polizei mir eröffnete, was beim
Schimmelhaus war. Mann! Du hättest mich anrufen sollen. 50 Kanaken in
Abschiebehaft. Dann die Razzia auf meiner Baustelle. Sie haben Koracs Leute
kassiert — die waren noch keine zwei Minuten da — und ebenfalls eingelocht.
Korac, Mollai und Luka zu allem Unglück auch.“
    „Waaas?“
Schadenfreude knipste Spotlights (Scheinwerferlicht auf der Bühne) in
Honolds Eisaugen an.
    „Weißt du
davon noch nichts?“
    „Keinen
blassen Dunst.“
    Heidenreich
erzählte, und Honold dämpfte seine Schadenfreude. Denn der Baulöwe fletschte
die Zähne vor Wut.
    „Hättest
hören sollen, wie frech mir die Göre, diese Nina Rehm, gekommen ist! Im übrigen
sitze ich völlig auf dem Trocknen. Kein billiger Kanake weit und breit. Vom
Arbeitsamt muß ich jetzt Arbeiter anfordern. Kostet mich ein Schweinegeld.
Trotzdem — wir müssen ein paar Tage vergehen lassen, ehe du neue Illegale
besorgst. Die Bullen, wie schon gesagt, achten auf dich. Daß das Schimmelhaus
abbrannte, hat dir schwer geschadet. Ist ja auch Irrsinn, sich gegenseitig so
in die Wolle zu kriegen.“
    „Wenn’s nur
das wäre! Mit mir kannst du vorläufig nicht rechnen. Ich wollte diesen Rehm
kaltmachen und bin dabei eingetaucht.“
    Kaum daß er
erzählt hatte, fuhr der Baulöwe ihn an: „Die Polizei sucht dich? Und da kommst
du hierher? Im übrigen bin ich mir sicher, daß Korac dich reingelegt hat.
Soviel ich erfahren konnte, hat er die Brandstiftung gestanden.

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