Flammen um Mitternacht
erklären. Honold hat Ihnen die Ausführung der Tat zugeschoben.
Dazu waren Sie ursprünglich bereit. Also auch dazu, für ihn ins Gefängnis zu
gehen — möglicherweise lebenslänglich.“
Sie
schüttelte den Kopf. „Es sollte doch wie ein Unfall aussehen?“
„Wie das?“
„Sie...
wären abgestürzt bei dem Versuch, mich zu retten.“
„Das
verstehe ich nicht.“
„Die
Nachbarwohnung ist leer, die Tür steht offen. Handwerker werden nämlich
erwartet, und der Hausmeister ist nicht immer da. Werner hat mir alles genau
erklärt. Nachdem sie abgestürzt sind, sollte ich hinübergehen und das Fenster
öffnen, das sich an unsere Wohnung anschließt. Dann sollte ich mich hier
einriegeln.“
„Die
Eingangstür hat jetzt schwere Riegel. Das habe ich schon bemerkt. Aber das
erklärt nicht, wieso ich aus dem Fenster der leeren Nachbarwohnung in die Tiefe
stürze.“
„Es wäre
geschehen bei Ihrem Versuch, durchs Fenster bei mir einzudringen, weil sich die
verriegelte Tür nicht mehr aufbrechen läßt.“
„Aha! Und
weshalb hätte ich diesen ungewöhnlichen Weg gewählt — durchs Fenster?“
„Weil Sie
befürchten mußten, daß ich dabei bin, mich umzubringen. Das nämlich habe ich
Ihnen angeblich an der Tür gesagt. Sie mußten schnell handeln, sahen nur diesen
Weg und verunglückten dabei. Tja, und ich sollte dann noch rasch diese
Schlaftabletten einnehmen.“
Sie wies zur
Hausbar.
Gunter
entdeckte das Röhrchen, zählte die Tabletten.
„Gestorben
wären Sie daran nicht. Aber es hätte für einen längeren Tiefschlaf gereicht. Ist
Ihnen schon mal der Magen ausgepumpt worden?“
Lächelnd
schüttelte sie den Kopf. Der vierte Doppelte zeigte seine Wirkung.
„Es wäre zum
ersten Mal gewesen. Werner versicherte mir, es tue nicht weh.“
„Die
Methode, sich den Magen zu füllen, ist angenehmer. Wo ist Honold?“
Sie wußte es
nicht. Gunter bohrte. Seine Fragerei kam einem Verhör dritten Grades ( Folterverhör )
ziemlich nahe. Aber sie blieb dabei, er wäre irgendwo in der Stadt, um sich ein
Alibi aufzubauen.
Gunter
verständigte die Mordkommission.
Bis die
Polizei eintraf, sichtete er alle — echten — Unterlagen, die man ihm
leichtsinnigerweise vorgelegt hatte — in der Absicht natürlich, eventuelles
Mißtrauen einzuschläfern. Er nahm sich auch die Freiheit, Schubläden zu öffnen
und den Rest zu überprüfen.
Was er fand,
brachte zahlreiche Bauunternehmen in eine peinliche Lage. Aber, wie gesagt, das
waren nur Pinscher — verglichen mit Otto Heidenreich.
Über den
fand er nichts.
Claudia
Schoeffe war in sich zusammengesunken und hob nur die Achseln.
„Ich weiß
zwar, wer das ist. Werner hat ihn ein paar mal erwähnt. Aber Belege,
Schriftliches gibt es wohl nicht. Jedenfalls nicht hier in der Wohnung.“
„Material
über Heidenreich“, sagte Gunter zu den beiden Junioren, „hätte die Sache
gekrönt. Dafür würde ich nochmals rausklettern und dort — einhändig — mein
Mittagsmahl einnehmen.“
„Eine große
Portion Spaghetti“, schlug Locke vor. „Aus dem, was du nicht schaffst, könntest
du eine Hängematte basteln. Dann hättest du’s draußen bequemer.“
„Du denkst
an Spaghetti, die du gekocht hast“, nickte Gunter. „Klar. Die hielten das aus.“
Die Polizei
traf ein, hörte sich an, was zu berichten war, staunte, stellte den
Tauchsieder, die Belege und sogar den Spazierstock sicher und erklärte der
Frau, sie sei verhaftet — wegen Vorbereitung eines Kapitalverbrechens, wegen
Mordversuchs und so weiter.
Zwei Beamte
blieben in der Wohnung, um den zurückkehrenden Honold mit Handschellen zu
schmücken.
Alle anderen
— auch Tom und dieRehms, Vater und Tochter — verließen das Hochhaus.
„Nach dem
Streß“, meinte Gunter, „haben wir uns was Gutes verdient.“
Daß sie die
Schule geschwänzt und sich auf der Baustelle die Razzia angesehen hatten, wußte
er inzwischen.
„Ich hole
jetzt Helga ab. In spätestens einer halben Stunde treffen wir uns in den Drei
Mohren. Okay?“
Mit dem Saab
fuhr er ab. Das Pärchen bestieg die Roller. Tom sagte, er hätte einen
Wahnsinnshunger. Gunters Vorschlag sei Klasse.
Locke zupfte
ihr rotes Zigeunertuch zurecht und senkte dann die Wimpern — was ungefähr so
war, als decke sich ein schwarzer Samtvorhang über Herzkirschen.
„Tom!“
zischte sie. „Da, der Wagen, der jetzt abfährt.“
„Wo? Was?
Honold?“
„Neiiiiin!
Die beiden Typen sitzen drin, die ich letzte Nacht beim Schimmelhaus gesehen
habe. Der
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