Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
häufte. Das einzige Fenster war
vergittert, die Tür stabil und außen mit einem Riegel versehen.
    Hinterrücks
schlug er den Türken nieder, mit der Pistole ins Genick.
    Bewußtlos
stürzte Paracin zu Boden.
    Bis der
wieder zu sich kommt, dachte Bossert, bin ich raus aus der Stadt.
    Er riegelte
den Türken ein. Jede Minute Vorsprung war wichtig.
    Harmlos
lächelnd ging er zum Bus zurück, wo 15 schwarze Augenpaare ihm fragend entgegen
sahen.
    „Euer Fahrer
mußte dringend wohin“, erklärte er den Kindern, nachdem er eingestiegen war.
„Jetzt fahre ich euch. Ihr werdet staunen. Ich kann das nämlich auch.
Allerdings müssen wir einen kleinen Umweg machen. Verhaltet euch ruhig! Zum
Schluß gibt’s dann eine Überraschung.“
    Er hatte die
Tür geschlossen und setzte sich ans Lenkrad.
    Die Kinder —
keins älter als acht — argwöhnten nichts. Sie hatten anderes im Kopf. Die Jungs
knufften ihren Platznachbarn oder zogen die Mädchen an den Haaren. Einer holte
Comic-Hefte hervor, ein anderer seine Spielzeugpistole. Insgesamt benahmen sie
sich halbwegs manierlich.
    Bossert fuhr
in eine Straße, die so eng war wie ein Flaschenhals und an einer Ampel endete,
weil eine Verkehrsader kreuzte. Hier war mächtiger Betrieb.
     
    *
     
    Die Ampel
zeigte Rot.
    Locke und
Tom hielten hart rechts. Fußgänger strömten über den Zebrastreifen. Autos
fuhren vorbei oder bogen ein, und eine Rotphase hielt an.
    Das Pärchen
kam aus einer engen Nebenstraße, die sich jenseits der Kreuzung fortsetzte.
Freilich — einbiegen durfte man dort nicht. Es war das Durchfahrt-verboten-Ende
einer Einbahnstrecke.
    Zwischen den
roten Verbotsschildern stand der Schulbus.
    „Tom, da ist
wieder der Bus mit den niedlichen Zwergen.“
    „Ah, ja.“
    „Tooom! Guck
mal!“
    „Was?“
    „Der... der
Fahrer!“
    „Was ist mit
ihm?“
    „Es ist
nicht der Fahrer. Jedenfalls nicht der von gestern. Nicht der Türke. Den habe
ich genau gesehen. Dieser hier ist der Raubfischtyp.“
    Aus Toms
Blickwinkel spiegelte die Windschutzscheibe. Er sah nur die Umrisse des
Chauffeurs.
    „Wen meinst
du?“
    „Den
Stirnkahlen von letzter Nacht. Der uns gelöchert hat und dann böse Blicke
tauschte mit den beiden andern: dem mit dem Augenlid und dem Bully mit der
Mütze.“
    „Uiiiiihhh...“
    Die Ampel
sprang auf Grün.
    Der Schulbus
fuhr an und bog nach rechts ab.
    Jetzt
erkannte auch Tom, um wen es sich handelte.
    „Stimmt! Der
ist es. Herzi, da schwant mir was. Dieser spärlich behaarte Raubfisch gehört
doch, meinen wir, zu Honold oder Korac — halt! zu Korac, wahrscheinlich. Denn
Bully und Augenlid — die rechnen wir Honold zu. Richtig?“
    „Du bist
wirklich ein Schnelldenker.“ Sie startete. „Ihm nach!“
    Als er neben
ihr rollerte, was für kurze Strecke möglich war, rief er: „Aber wenn er doch zu
Honold gehört, fährt er jetzt vielleicht zu ihm.“
    „Mit dem Bus
voller Kinder?“
    „ Vielleicht
gibt Honold ‘ne Kinderparty?“
    „Aber nur —
wenn er die Kleinen anschließend als Tagelöhner verkaufen kann. Für
Fabrikarbeit oder Schufterei im Bergwerk — wie damals.“
    „Wann?“
    „Zu Beginn
des Industriezeitalters, als Kinderarbeit noch üblich war: 80 Stunden pro
Woche. Hach! Haben wir’s jetzt gut.“
    „Ich nicht“,
meinte er. „Wie du mich umherscheuchst — da reichen 80 Stunden nicht!“
    Locke
überholte einen Radfahrer.
    Tom war
zurückgefallen, rückte aber wieder neben sie.
    „Ernsthaft,
Schatzi! An der Kiste ist was faul.“
    „Deshalb
verfolgen wir ihn ja. Ein Berufsfahrer ist das nie und nimmer, Tom. Die laufen
nicht so geschniegelt und overdressed ( aufgeputzt ) rum. Wir müssen dran
bleiben, hart dran bleiben. Hoffentlich bemerkt er uns nicht!“

     
    *
     
    Es hatte
geklappt. Aber jetzt nichts wie raus aus der Stadt! Bossert grinste sich im
Rückspiegel an. Er fuhr vorsichtig, beachtete den Verkehr und die Ampeln. Nur
nichts riskieren!
    Als ihm eine
kleine Hand auf die Schulter tippte, schrak er zusammen.
    Ein
schwarzer Wuschelkopf schob sich vor.
    „Herr, wir
sind schon an der Ecke vorbei, wo ich aussteigen muß.“
    „Jaja! Ich
sagte es doch! Wir machen einen Umweg. Kommst schon früh genug nach Hause. Setz
dich hin und sei ruhig! Es ist verboten, mit dem Fahrer zu sprechen. Klar?“
    Sein
barscher Ton verängstigte den Kleinen. Eilig zog er sich zurück, saß dann still
auf seinem Platz und entschied, daß Herr Paracin ein viel netterer Mann sei.
    Der Schulbus
näherte sich den Außenbezirken der

Weitere Kostenlose Bücher