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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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Datum war der 5. Mai 1935, das letzte der 8. August desselben Jahres. Das Buch aus Theresas Labor begann im April 1936. Eine Lücke von acht Monaten. James Miller hatte sich während dieser acht Monate Notizen gemacht, die Kim Hammond zu der Überzeugung gebracht haben mussten, sie wisse, wer ihn getötet habe, und sie hatte diese Theorie nicht mit ihrer Mutter oder ihrem Freund geteilt – was bedeutete, dass Geld damit zu machen war, Geld, das Kim Hammond nicht hatte teilen wollen.
    »Mit wem hat sie in den letzten Tagen vor ihrem Tod gesprochen, wen hat sie besucht, mit wem war sie unterwegs?« Er hatte diese Fragen schon einmal gestellt, aber vielleicht war der Frau in der Zwischenzeit noch etwas eingefallen.
    »Ich weiß es nicht, ich war bei der Arbeit.«
    »Sie hat nicht erwähnt, dass sie alte Freunde aufstöbern wollte …«
    »Ich habe ihr gesagt, sie solle sich von den alten Freunden fernhalten. Das hat sie auch getan. Wie ich Ihnen schon gesagt habe, meine einzige Vermutung ist der Bastard am anderen Ende des Stockwerks.«
    »Okay.« Sie würden den Drogendealer noch einmal befragen müssen, was Kim in der letzten Zeit beschäftigt hatte. Sie hatte gerade erfahren, dass ihr Großvater in dem Pullman-Gebäude umgekommen war. Sie hätte sich freuen müssen, dass er ihren Vater nicht wie angenommen verlassen hatte … aber vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte es das ruinierte Leben von Johnny erst recht vergeudet aussehen lassen.
    Aber es hatte Kim nicht niedergedrückt, sondern ihr Energie verliehen. Warum?
    Das Gebäude …
    »Mrs. Hammond.« Frank sprach so hastig, dass er sich selbst und die trauernde Frau damit erschreckte. »Sie sagten, Kim hätte einen Sommer lang im Rathaus gearbeitet?«
    »Ja.«
    »Was hat sie dort gemacht?«
    »Sekretariatsarbeiten, schätze ich, für das Bauamt. Pläne ablegen, Formulare ausfüllen.«
    »Hat sie Kontakt zu ihren Kollegen dort gehalten?«
    »Kim war nicht der Typ, der mit jemand in Kontakt blieb«, sagte ihre Mutter, als ob es ein liebenswürdiger Zug wäre.
    Er versuchte es anders. »Sie war da noch in der Highschool? Hat sie sich mit allen im Büro verstanden?«
    Mrs. Hammonds Stirn glättete sich, als sie sich an hoffnungsvollere Zeiten erinnerte. »Sie war erst siebzehn, und zu Beginn war sie das Baby dort. Dann erzählte sie, dass die älteren Damen arrogant wurden, wahrscheinlich weil sie ihnen auf die Nerven gefallen war. Aber da war ein Mädchen, das sie mochte – grade frisch vom College und sehr jung, sie hatten also mehr gemeinsam. Aber ich kenne ihren Namen nicht, wenn das Ihre nächste Frage sein sollte.«
    Frank lächelte. »Ja, die wäre es gewesen. Bitte versuchen Sie, sich zu erinnern.«
    Mrs. Hammond versuchte es mit konzentriert vor der Brust verschränkten Armen. Sanchez hob fragend eine Augenbraue in Franks Richtung.
    »Es tut mir leid, mir fällt nichts ein.«
    »Das ist schon okay. Es war nur so eine Idee.«
    »Ich weiß noch, dass sie schwanger wurde, bevor der Sommer vorbei war. Ich hatte gehofft, dass man vielleicht Kim als Mutterschaftsvertretung einstellen würde, aber das hat man nicht getan.«
    »Das hilft uns schon sehr. Ich danke Ihnen.« Frank stand auf und gab ihr zum zweiten Mal seine Visitenkarte, bat sie, sich zu melden, wenn ihr noch irgendetwas einfiele, und sagte ihr, dass sie sich noch eine Weile im Gebäude aufhalten würden, um die Nachbarn noch einmal zu befragen.
    Mrs. Hammond presste die Karte in ihre Handfläche und verschränkte dann wieder die Arme, die geballten Fäuste in die Achselhöhlen geschoben. »Sie glauben wirklich, dass das Auftauchen der Leiche von Johnnys Vater der Grund für Kims Tod ist?«
    »Mrs. Hammond«, gestand Frank, »ich wüsste keinen anderen Grund.«
    Theresa stupste einen plattgedrückten McDonald’s-Pappbecher mit dem großen Zeh an und entschied, dass er schon seit Jahren hier liegen musste und sich wohl kaum am Körper der Leiche befunden hatte, als diese abgeworfen wurde. Außerdem konnte sie sich Van Horn nicht bei McDonald’s vorstellen.
    Gelegentliche Sonnenstrahlen ließen die Gebäude in der Ferne glitzern, als wären sie mit Diamanten besetzt. Die Schreie der Vögel und das Surren der Insekten, die einen an den Flug in den Süden, die anderen an den Tod denkend, erfüllten die Luft. Ein perfekter Tag für einen Spaziergang entlang der Eisenbahnschienen, mal davon abgesehen, dass sie nicht allein hier herumgelaufen wäre – in diesem Fall begleitete sie einer der wachhabenden

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