Flammenbraut
Kerl von den Unbestechlichen musste herkommen und ordentlich aufräumen.«
»Eliot Ness. Ich weiß, aber ich dachte immer, Auftragskiller laden die Leichen einfach irgendwo ab und errichten keine Schreine für sie.«
»Das ist kein Schrein. Ich habe jeden Krümel auf dem Boden untersucht, und außer dem Toten war hier drin nichts zu finden. Außerdem hätten die Mafiosi dafür gesorgt, dass diese Leiche garantiert nie wieder auftaucht – selbst damals hat man keine Cops getötet, wenn es sich vermeiden ließ. Der Tisch könnte auch aus einem anderen Grund hier drin gestanden haben, für Glücksspiel oder um Alkohol herzustellen. Miller kommt ihnen auf die Spur oder will einen größeren Anteil oder was auch immer, man schneidet ihm die Kehle durch, mauert ihn ein und verschleiert damit gleich zwei Verbrechen auf einmal.«
»Ich weiß nicht«, sagte Theresa skeptisch. »Warum dann der Aufwand mit der Enthauptung, wenn es nicht ein Denkzettel für jemand sein sollte?«
»Wir wissen ja nicht sicher, dass sie das nicht ursprünglich im Sinn hatten. Zwischen dem Mord und dem Verschließen des Raumes kann eine gewisse Zeit gelegen haben.«
Sie wollte sich nicht vorstellen, wie eine Reihe von Delinquenten an der Öffnung vorbeischlich, um einen Blick auf James Miller zu werfen. Stattdessen legte sie lieber die Packpapierbahnen über die Leiche und steckte sie um den Körper herum fest. Officer Miller würde von jetzt an nur noch mit mitfühlenden Blicken bedacht werden.
Theresa nahm eine der Halogenleuchten und richtete sie auf die letzte verbliebene Wand. Das Licht strahlte von den alten Holzplanken und dem Putz in den Ritzen ab. Alles wirkte solide, man hatte nicht unter Zeitdruck gearbeitet. Vielleicht handelte es sich um die ursprüngliche Konstruktion, auch wenn sie sie nicht mehr mit den anderen Wänden vergleichen konnten, da diese ja bereits abgerissen waren. Wenn man die Wände um James Miller herum unsauber errichtet hätte, hätten sie ihr Geheimnis nicht all die Jahre bewahrt.
Das Holz war mit der Zeit fleckig und dunkel geworden. Theresa nahm eine kleine Flasche Hemastix-Teststreifen aus ihrem Ausrüstungskoffer und befeuchtete die Enden mit destilliertem Wasser. Dann bat sie Frank, die Leuchte für sie zu halten, während sie eine nasse gelbe Teststreifenspitze auf einen großen Fleck presste, der sich von dem dunklen Holz abhob. Das filzartige gelbe Gewebe färbte sich sofort tiefblau. »Da ist Blut an den Wänden.«
»Wow, was für eine Überraschung. Hinterlässt es nicht immer eine Menge Blut, wenn jemand enthauptet wird?«
»Das kommt darauf an, wie die Sache durchgeführt wird. Wenn die Halsschlagader in mehreren Schnitten durchtrennt wird, dann spritzt das Blut für mehrere Sekunden überallhin. Selbst wenn sie mit einem schnellen Schnitt durchtrennt wird, wird das Herz das Blut erst einmal weiter aus dem Körper pumpen, da das Herzgewebe mehr oder weniger unabhängig vom Gehirn agieren kann – wenn das Opfer noch am Leben ist. Doch das hier …« – sie trat zurück und betrachtete die dunklen Flecken als Ganzes, statt einzelne Flecken auf dem Holz zu sehen – »sieht nicht nur nach ein paar Spritzern aus der Arterie aus. Die Tropfen sind viel zu vereinzelt, sie gehören nicht zusammen.«
»Abschleuderblut?«, schlug Frank vor.
»Diverse Schichten davon, ja.«
»Als ob sich jemand richtig an ihm ausgetobt hätte?«
Theresa konnte das Bild des Mad Butcher nicht abwehren, der im Raum umhertanzte, von oben bis unten vom Blut seines Opfers besudelt, jeder Messerhieb einen neuen Strahl der roten Flüssigkeit gegen Holz und Putz schleudernd. Ein kühler Herbstwind wehte durch die Fenster in ihrem Rücken, brachte einen Hauch von Winter mit sich und strich ihr über den Nacken.
Theresa testete noch einige Flecken, alle reagierten positiv. »Ja, der Abstand zum Tisch beträgt nur etwas über einen Meter, doch die Menge an Blutstropfen scheint mir doch erheblich im Vergleich zu den Verletzungen des Opfers. Es gibt keinerlei Hinweise auf Stichwunden und/oder Schläge, keine Knochenbrüche.«
»Wenn das hier Mafia-Arbeit war, dann bedienten sie sich vielleicht einer Technik, die große Schmerzen zufügt, aber nicht sofort tötet. Vielleicht hatten sie Fragen an Officer Miller, die dieser nicht beantworten wollte. Oder sie wollten etwas von ihm, das er sich weigerte herauszurücken. Auch wenn ich mir keinen Grund vorstellen kann, warum sie ihm dann nicht die Waffe weggenommen haben.«
Theresa
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