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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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auf. Laghanos spürte ein Beben durch seine Maske gehen; sie entfaltete sich, strebte den Beschlagenen entgegen; und hoch über ihm schwoll das Summen des Gefüges an.
    »Sie grüßen dich, Laghanos«, hörte er Benris' Stimme neben sich. »Lange haben sie auf dich gewartet, haben große Qualen auf sich genommen, um dir zur Seite zu stehen. Sie sind dankbar, daß ihr Opfer nicht umsonst gewesen ist; denn du bist zu ihnen gekommen, um sie ihrer Bestimmung zuzuführen.«
    Ja, Laghanos erkannte die Qual in den Augen der Beschlagenen, spürte die Erschöpfung ihrer Glieder.
Sie müssen ebenso gelitten haben wie ich, als die Goldei mir die Maske aufsetzten. Haben sie wie ich den Schmerz überwunden? Oder leiden sie stumm, ihrer Sprache beraubt?
    »Sie haben noch immer Schmerzen«, flüsterte er. »Ich kann es spüren!«
    Benris zuckte mit den Schultern. »Die meisten haben sich daran gewöhnt. Die anderen wollten das Geschenk des Spektakels nicht annehmen und haben sich ihrer Schwäche ergeben. Wir mußten ihre Beschlagung wieder entfernen.«
    Drafurs Maske schlug peitschend in Benris' Richtung aus, doch Laghanos zwang sie rasch unter seinen Willen.
Ihr habt ihnen die Hände abgetrennt!. Mit Gewalt habt ihr sie mit dem Gefüge vereint, mit Gewalt dem Gefüge entrissen.
Voller Trauer starrte er auf die Beschlagenen und erkannte sein eigenes, grausames Schicksal. Der Haubenträger legte ihm die Hand auf den Rücken. »Sie wurden geformt, um dich zu begleiten, Laghanos. Als die Nebelkinder dir die Maske aufsetzten, bestimmten sie dich zu ihrem Anführer. Die Beschlagenen werden dir in die Sphäre folgen, werden dich beschützen und für dich kämpfen, wenn du sie in die Schlacht um die Sphäre führst.«
    Laghanos Augen funkelten. »Ich soll um die Sphäre kämpfen? Für wen, Darsayn? Für das Heilige Spektakel? Für die Goldei oder den Weltenschmied?«
    »Für uns alle«, beschwor ihn der Haubenträger. »Die Welt muß sich wandeln, und die Sphäre mit ihr. Aber es gibt Mächte, die den Weltenschmied aufhalten wollen. Die Jünger des Mondes sind einige von ihnen; sie wollen sich der Weisheit des Schmieds nicht beugen, obwohl er die Menschheit schon einmal befreite. Und es gibt jene, die sich aus Gier von ihm abwandten, die selbst die Macht über die Sphäre erlangen wollen. Wir können sie nur besiegen, wenn du dein Schicksal annimmst und den Weltengang antrittst.«
    Laghanos' Augen blieben auf die Beschlagenen gerichtet. »Ich werde darüber nachdenken, Darsayn. Doch ich brauche etwas Zeit… laßt mich eine Weile allein.«
    Ohne die argwöhnischen Blicke von Benris und Darsayn zu beachten, wandte er sich dem Turm zu. Langsam stieg er die Wendeltreppe empor.
Ich darf mich nicht drängen lassen. Dort oben werde ich in Ruhe eine Entscheidung treffen; für oder gegen das Spektakel, für oder gegen diesen Wahn, dem ich ausgeliefert bin, seit die Goldei mir Drafurs Maske anlegten.
    Jenseits des Schleiers, wo die Sphäre begann … wo die Sphäre begann…
    wo alle Lichter erloschen und der Raum zerging wie eine sich verzehrende Flamme .. .verzehrende Flamme…
    wo die Glut keine Macht mehr besaß, wo kein Feuer ihn wärmte, wo sein Körper nicht mehr war als eine Ahnung, etwas Vertrautes, dessen er sich erinnerte und erinnern mußte, um nicht zu vergehen … um nicht zu vergehen…
    wo sein Geist ganz auf sich gestellt war, alleingelassen, entfesselt von der Welt und ihren Gesetzmäßigkeiten, lernte Nhordukael, sich ganz auf sein Gehör zu verlassen.
    Er hatte versucht, zu SEHEN, hatte seine Augen für die Wunder der Sphäre öffnen wollen. Doch als er in die Glut hinabgetaucht war, hatte sich ihm kein Raum eröffnet, kein milchiger Schleier. Sinnlos, die Augen zu öffnen, etwas zu suchen, was keine Gestalt besaß. Statt dessen kreisten seine Gedanken um jenen Gesang, den er gehört hatte, als er zum ersten Mal in die Quelle des Brennenden Berges eingedrungen war. Jene Stimme wollte er wiederfinden, ihr wollte er folgen, da sie ihm verläßlicher erschien als die Trugbilder Durta Slargins.
    Nhordukael wußte nicht, wie lange er schon durch die Sphäre trieb; die Zeit ließ sich hier nur erahnen, nur wahrnehmen, wenn er sich fest auf sie konzentrierte, doch dies lenkte ihn von seiner Suche ab. Immer wieder glaubte er, die Stimme in weiter Ferne zu vernehmen, doch es gelang ihm nicht, ihr näher zu kommen. Erst als er sich zur Ruhe zwang, sich den Strömen der Sphäre ganz hingab und von ihnen treiben ließ, schälte sich ein

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