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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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»Dein Atem hat dich verraten!« Er versetzte ihr einen wütenden Stoß gegen die Schulter. »Du bist es nicht wert, eine Jüngerin des Mondes zu sein!«
    Tyra versuchte ihn abzuwehren, doch sie bekam nur seinen nackten Armstumpf zu fassen. Angewidert schreckte sie zurück.
    »Es geschieht dir nur recht, wenn du die Schmerzen der Beschlagung erleidest«, fauchte Sadris. »Sei dankbar, daß du Mondschlund dieses letzte Opfer erbringen darfst.« Er schlug mit seiner Hand das Zeichen der Mondsichel über ihrem Kopf. »Und jetzt fort mit dir! Ich werde die Wächter des Gefüges von dir ablenken! Unser Schicksal liegt von nun an in deinen Händen.«
    »Der Weltengang«, rief Darsayn, und Tränen schimmerten in seinen Augen. »Wie lange hat sich das Heilige Spektakel auf diesen Tag vorbereitet - auf den Tag, an dem der Wandelbare sich mit dem Gefüge vereint! Nun kann der Kampf um die Sphäre beginnen! Bald kehrt der Weltenschmied zurück, um ein neues Zeitalter einzuläuten, und die Menschheit wird erkennen, daß sie ihm all ihr Glück verdankt!«
    Zärtlich strichen seine Hände über Laghanos' Kopf, ordneten die widerspenstigen Haare des Jungen. Laghanos nahm es kaum war; zu sehr war er gebannt von der Schönheit des Gefüges. Endlich hatte der Haubenträger ihn zu diesem Ort geführt und ihm das Geheimnis des Heiligen Spektakels eröffnet. Hier, in den verborgenen Höhlen unter dem Rochen, fand Laghanos, was er gesucht hatte.
    Ja, schön war das Gefüge, schön und rätselhaft! Seine silbernen Arme ragten aus der Tiefe der Höhle empor, hießen Laghanos mit wilden Gesten willkommen, tasteten nach der Maske in seinem Gesicht. So viele Jahrhunderte hatte das Gefüge auf den Wandelbaren gewartet. Nun war er endlich erschienen! »Es ist größer, als dein Auge ermessen kann«, verriet Darsayn ihm voller Stolz. »Diese Kammer enthüllt nur einen winzigen Teil seiner Gestalt; doch tatsächlich reicht es tiefer, bis in das Gestein - und darüber hinaus in die Sphäre selbst. Du wirst es sehen, Laghanos! Du wirst es begreifen!«
    Fasziniert starrte Laghanos auf das silberne Gestänge, und ihm war, als blickte er in einen Spiegel, als entdeckte er in dem Gefüge sein eigenes Antlitz. Es schien ihm vertrauter als die wächsernen Züge Darsayns oder Benris' düstere Miene. In den Gesichtern der Menschen konnte er nichts mehr lesen. Das Gefüge aber war ihm ähnlich, unterschied sich von der Maske in seinem Gesicht nur durch die Art des Metalls, aus dem es gefertigt war.
Gold und Silber müssen verschmelzen… wir werden eins sein, du und ich! Mein Geist wird von deinem Netz Besitz ergreifen und die Gänge des Heiligen Spektakels mit neuer Kraft erfüllen. Wir werden eins sein, und gemeinsam werden wir die Beschlagenen durch die Sphäre führen.
    Langsam wandte sich der Junge um. Seine Augen blitzten unter der Maske auf, wanderten durch die Höhle. Nur Darsayn hatte ihn in diese Kammer begleitet; Benris war bei den Beschlagenen zurückgeblieben. Dennoch waren sie nicht allein in der Höhle; in den Winkeln und Felsvorsprüngen hockten die Wächter des Gefüges: jene winzigen, behaarten Wesen, die Laghanos zum ersten Mal in Oors Caundis erblickt hatte - die Bosniake Geister des Rochens. Sie hatten Laghanos während seines Aufenthalts bei der Malkuda beobachtet, ihn nach seinem Sturz in die Quelle vor dem Ertrinken gerettet. Hatten sie bereits damals in ihm den Wandelbaren erkannt? Ihren grünglimmenden Augen war keine Ehrfurcht zu entnehmen; ja, ihre Blicke erschienen Laghanos respektlos, als zweifelten sie an seiner Bestimmung.
    »Sie werden über dich wachen, wenn dein Körper mit dem Gefüge verschmilzt«, versicherte Darsayn. »Dir kann nichts geschehen, Laghanos!«
    »Sorge dich nicht um mich, Haubenträger, sondern um dich selbst«, sagte Laghanos mit fester Stimme. »Sobald ich in die Sphäre übertrete, wirst du nicht länger Herr über das Heilige Spektakel sein. Mein Geist wird über diese Höhlen gebieten - und falls du mich je belogen hast, werde ich es erkennen.«
    Darsayn senkte das Haupt, und die Flickenhaube rutschte ihm tief in die Stirn. »Ich werde dein Diener sein, so wie auch die anderen Unbeschlagenen. Das Heilige Spektakel wird allein deinen Befehlen Folge leisten.« Laghanos beachtete ihn nicht weiter und wandte sich dem Gefüge zu. Es hatte sich nun ganz entfaltet; summend erhoben sich die silbernen Stäbe und strebten ihm entgegen. Ein Zittern erfaßte Laghanos; die Maske in seinem Gesicht bewegte sich; die

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