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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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anderen Mitglieder unseres Zirkels, die behaupteten, die Sphäre erforschen zu wollen. Ich habe sämtliche Grenzen überschritten; ich habe den Mut gehabt, mich selbst zu überwinden, jenen Teil in mir zu besiegen, der mich fesselte!« Ein Zittern erfaßte seine Hände; er drückte sie gegen die Tischplatte, doch das Beben wollte nicht abklingen. »Als sich damals unsere Wege trennten, wähntet Ihr mich schwach, nicht wahr? Ihr wähntet mich am Ende, gescheitert in meinem Streben nach Erkenntnis. Doch es war nur der Anfang! Heute stehe ich an einem Punkt, den Ihr kaum ermessen könnt. Ich habe begriffen, welche Macht die Sphäre uns Menschen verleiht, während Ihr Euch noch immer an die kläglichen Rituale klammert, die Ihr im Haus Moorbruch erlernt habt.«
    »Seht Euch doch an, Rumos«, erwiderte Aelarian kopfschüttelnd. »Was ist aus Euch geworden? Haß und Kummer haben sich in Eure Züge gefressen, und seit Jahren findet Ihr keinen Schlaf mehr. Damals, als Ihr Euch noch Rumos Carputon nanntet…«
    Rumos' Hände verkrampften sich. »Dieser Name ist Vergangenheit! Ich bin nun ein anderer; ein Mann von größerer Macht und stärkerem Willen.« Seine Augen glühten vor Bosheit. »Ich bemitleide Euch, Aelarian! Euer Mangel an Mut hat Euch daran gehindert, ein wahrer Zauberer zu werden.
    Ihr habt der Magie stets Mißtrauen entgegengebracht. Deshalb habt Ihr auch unserem gemeinsamen Zögling seine Begabung vorenthalten, nicht wahr?« Er lachte auf, als er die Wut in Aelarians Gesicht bemerkte. »Uliman Thayrin besaß vorzügliche Anlagen, die nur von den richtigen Händen geschliffen werden mußten. Nach den vergeudeten Lehrjahren, die er bei Euch verbrachte, war der Knabe dankbar, als ich ihm den Pfad der Magie eröffnete. Vor allem den Zauber der Unsichtbaren Hand meisterte er in erstaunlich kurzer Zeit.« Aelarian blickte ihn voller Abscheu an. »Ich hielt es für Wahnsinn, den zukünftigen Herrscher Sithars in dieser Kunst zu unterweisen. Doch Ihr habt freilich nicht davor zurückgeschreckt, dem Kind diese Bürde aufzulasten.« »Ihr nennt es eine Bürde; ich nenne es seine Bestimmung.« Rumos' Finger umfaßten den Suppenteller, der vor ihm auf der Tafel stand. »Uliman wurde inzwischen zum Kaiser ernannt. Es wird sich zeigen, welche Lehrmethoden bei ihm durchschlagen - die Euren oder die meinen!« Mit energischer Geste schob er den Teller von sich fort, so daß die Milchsuppe über den Rand schwappte.
    »Eßt Ihr die Suppe nicht mehr?« erkundigte sich Cornbrunn behutsam. »Es wäre schade, wenn sie ebenso verkäme wie Eure Sittlichkeit.«
    Rumos blieb ihm eine Antwort schuldig, denn im nächsten Augenblick wurde die Tür der Taverne aufgerissen, und Coron Narac, auch ›das Salzmaul genannt, stürzte in die Gaststube. Mit hastigen Schritten hielt der troublinische Kapitän auf seine Reisegefährten zu. Seinem mit Sommersprossen übersäten Gesicht war wie immer keine Regung zu entnehmen; dennoch spürten die Troublinier sofort, daß etwas Ernstes vorgefallen sein mußte.
    »Was ist geschehen, Kapitän?« begrüßte Aelarian das ›Salzmaul‹, noch bevor dieser den Tisch erreicht hatte. »Es hat einen Mord gegeben«, stieß Coron hervor. »Unten am Hafen! Die Stadtgarde hat soeben die Leiche aus dem Hafenbecken gefischt.«
    Aelarian sah ihn betroffen an. »Weiß man bereits, wer der Tote war?«
    Corons Mundwinkel zuckten. »Ein Kapitän der morthylischen Kriegsflotte. Ich kannte ihn flüchtig; seine Karacke liegt seit einigen Tagen im Hafen vor Anker. Gestern abend habe ich ihn noch lebend in einer Taverne gesehen. Die Mörder haben ihn in eine dunkle Gasse gelockt, erdolcht, seinen Turmbinder geraubt und die Leiche dann in das Hafenbecken geworfen.« Der Kapitän ließ sich am Tisch nieder; sein trüber Blick wanderte zwischen Aelarian und Rumos Rokariac hin und her. »Es ist bereits der vierte Mord innerhalb der letzten zehn Tage. Vier Kapitäne fanden in dieser Zeit den Tod; jedes Mal wurden ihre Leichen im Wasser gefunden, und jedes Mal hatten die Mörder es auf die Turmbinder abgesehen.« Er fuhr sich nervös über das silberne Armband oberhalb des linken Handgelenks.
    »Das ist in der Tat seltsam«, gab Aelarian zu. »Wer raubt in diesen Tagen Turmbinder, obwohl sie seit der Besetzung Fareghis wertlos geworden sind?«
    »Wertlos nur für jene, die das Licht des Leuchtturms nicht verstehen«, höhnte Rumos Rokariac am Nebentisch. »Niemand anderes als Eidrom von Crusco steckt hinter den Morden! Er möchte so

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