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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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von dir festgehalten werden. Zweimal hast du mich schon gehalten; als ich in den Abgrund stürzte und als ich beinahe im Hafenbecken ertrank. Nun stürze ich wieder, und du sollst mich wieder festhalten. Willst du das tun? Mich halten?«
    Er gab keine Antwort, doch Ashnada spürte, wie ihre Nähe ihn erregte, wie er ihre Umarmung erwiderte und sich gegen ihren Körper drängte; spürte seine Lippen an ihrem Ohr, in ihrem Nacken; dann seinen Kuß, hilflos, verunsichert, seine Finger, die nach ihren Brüsten tasteten. Für einen Moment glaubte Ashnada, die geschmeidige Hand König Tarnacs zu spüren, der sie für ihre Taten belohnen wollte. Doch dann begriff sie, daß dies keine Illusion war; daß diese Hand, diese Berührung, dieser Mann echt waren, und seine Begierde nicht gespielt, sondern wahrhaftig.
    Draußen näherte sich der Sturm der Küste, und der Wind steigerte sich zu einem wilden Geheul, während drohende Wolken den Himmel bedeckten.
    »Mal ehrlich, Stolling - mit wieviel Spülwasser hast du dieses schale Bier gestreckt?«
    Angewidert schob Parzer seinen halbleeren Krug über den Schenker, wischte sich den Bierschaum aus dem Bart und gaffte den Wirt der
Roten Kordel
an. Dieser übte sich in Nachsicht; zu prächtig war der bisherige Abend verlaufen, als daß Stolling sich von einem betrunkenen Fischer die Laune verderben lassen wollte. Die Kneipe war zum Bersten voll, die Stimmung ausgelassen wie eh und je und die Trinkfreudigkeit der Gäste immens. Auch die zwei Troublinier aus Galbar Are hatten wieder den Weg nach Rhagis gefunden. Großmerkant Aelarian lungerte am Tisch vor dem Schenker, eingekeilt zwischen dem Netzknüpfer Ungeld und dem Krabbensammler Schnappes; die Tonschälchen, die sich vor ihnen stapelten, zeugten von der hohen Anzahl von Raschen, die sie bereits geleert hatten. Unweit von ihnen taumelte Cornbrunn durch den Schankraum, seine Hände um die Taille der Fischerin Mäulchen gelegt; er zeigte der jungen Frau die Schritte eines troublinischen Tanzes, wofür er von Parzer neidvolle Blicke kassierte. Im hinteren, notdürftig beleuchteten Teil der
Roten Kordel
wurde mehr schlecht als recht ein Spottlied über die Epoche der gyranischen Besatzung gegrölt. Draußen aber tobte der Sturm, rüttelte an den Fenstern der Kneipe wie ein ausgesperrter Stammgast.
    »Stolling, du Ratte, ich rede mit dir«, lallte Parzer und bleckte seine weißen Zähne. »Dieses Bier schmeckt einfach grauenvoll! Eine Beleidigung für meinen Gaumen.«
    »Wenn's dem Herrn nicht paßt, kann er woanders weitersaufen«, empfahl Stolling unwirsch, während er Weinkrüge an die zitternden Hände austeilte, die sich ihm durch das Schenkertürchen entgegenstreckten. »Niemand wird gezwungen, hier einzukehren.«
    »Der Zwang entsteht in unseren Köpfen«, meldete sich der alte Schnappes zu Wort. Er hatte sich wieder einmal in einen Zustand getrunken, in dem Weisheit und Weinseligkeit eine gefährliche Kameradschaft miteinander eingingen. »Und was bezwingt uns mehr als der närrische Wunsch nach Geselligkeit? Einsamkeit könnte ein Segen sein, wenn sie nicht so unerträglich wäre.«
    »Unerträglich ist vor allem dein Gefasel«, schalt ihn Ungeld und rückte den Turban auf seinem Haupt zurecht. »Gebt dem verrückten Schnappes einen Raschen, damit er uns von seinen Sinnsprüchen verschont.« Parzer, der noch immer am Schenker lehnte, winkte belustigt ab. »Ach ne! Der Alte ist bezecht genug. Noch ein Schnaps, und er wird den Boden der
Roten Kordel
küssen.« Er leckte sich über den Unterarm, den er soeben aus einer Bierlache hervorgezogen hatte, und beäugte Aelarian Trurac.
    »Was ist mit dir, Rotbauch? Dir scheint auch nicht wohl zu sein. Bist ein wenig blaß um den Zinken!« Der Großmerkant lächelte gequält. »Zugegeben, die letzten zwei Raschen kamen etwas unvermittelt. Mein Magen ist aufgewühlt, aber mein Geist ist klar.« Er hielt sich an Ungelds breiter Schulter fest. »Dieser Schnaps ist wirklich ungewöhnlich. Er belebt meine Gedanken, aber gleichzeitig spüre ich, wie mein Körper mit jedem Schälchen mehr ermattet.«
    Schnappes nickte verständnisvoll. »Ja, das ist das Geheimnis dieses Gesöffs: Es stärkt uns, indem es uns schwächt! Mit zunehmender Müdigkeit nimmt auch unsere Gleichgültigkeit zu. Am Ende erwartet uns ein Zustand der Erhabenheit, den man nur in der
Roten Kordel
erlangen kann.«
    Aelarian dachte über die Worte des Krabbensammlers nach. »Aber führt diese Erhabenheit nun zu einer

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