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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Vodtiva, und dabei nahm er stets seine Familie mit; meine Mutter, meine beiden Schwestern und mich.« Sein Blick wurde leer. »Ich war sechzehn, als ich meine Familie verlor. Unser Schiff lag im Hafen von Miras Are vor Anker; es sollte am nächsten Tag mit einer wertvollen Fracht Silber gen Vodtiva auslaufen. Die Mannschaft verbrachte den letzten Abend in den Hafenbordellen; wir aber nächtigten an Bord. Ich hatte mit meinen Schwestern eine Kabine unter Deck bezogen. Doch mein Schlaf war unruhig; ich erhob mich aus meiner Koje, um nach meinen Eltern zu sehen, die in der Kapitänskajüte schliefen. Als ich die Treppe zum Deck emporsteigen wollte, hörte ich oben fremde Stimmen. Ich weiß nicht, warum sie mein Mißtrauen weckten, doch ich beschloß, mich still zu verhalten und hinter einer Kiste zu verstecken. Das Schiff bewegte sich; jemand hatte die Segel gehißt, steuerte das Schiff aus dem Hafen. Dann wurde die Luke aufgerissen. Zwei Männer schlichen die Treppe herab. Ihre Gesichter waren vermummt; sie trugen Messer in den Händen. Als sie zurückkehrten, tropfte Blut von den Klingen. Ich habe meine Schwestern nicht schreien gehört; sie müssen geschlafen haben, als ihre Kehlen durchschnitten wurden.« Er schloß die Augen. »Die Mörder lenkten das Schiff auf das offene Meer. Ich habe sie durch einen Spalt in der Luke beobachtet. Sie waren zu sechst; ihre Anführerin war eine junge Frau mit langem blondem Haar. Ihre Augen werde ich nie vergessen: so grausam und kalt -sie schienen keine Farbe zu besitzen. Sie wies ihre Gefährten an, meine Eltern an Deck zu schleifen; beide waren gefesselt. Die blonde Frau ließ sich ein Schwert reichen, streckte meinen Vater mit einem Hieb nieder und lachte dabei.. .ja, sie lachte! Meine Mutter hingegen warfen die Mörder einfach über Bord; sie wehrte sich, schrie voller Verzweiflung meinen Namen, doch ich konnte ihr nicht helfen.« Cyrmor strich vorsichtig über den Turmbinder an seinem Arm. »Als kurze Zeit später ein beißender Rauch in meine Nase drang, wußte ich, daß sie das Schiff in Brand gesetzt hatten. Dennoch verharrte ich unter Deck, voller Angst, die Mörder könnten mich hören. Doch sie waren bereits mit dem Beiboot geflohen. Das Schiff brannte lichterloh. Als ich mich an Bord wagte, loderten die Segel, und der Mast stand in Flammen. Ich kroch zur Leiche meines Vaters; sein Gesicht war nicht mehr als eine blutige Masse, sein Nase von dem Schwerthieb zertrümmert. Ich löste den Turmbinder von seinem Arm, schleppte mich zur Reling, die im Rauch kaum zu erkennen war. Dann sprang ich in die Tiefe, hinab in das eiskalte Silbermeer.« Er öffnete die Augen. »Der Turmbinder hat mich gerettet. Immer wieder zerrte er mich an die Wasseroberfläche, gelenkt von den Strahlen des Leuchtturms, bis mich ein Fischer fand, der mit seinem Boot vor der Küste kreuzte.« Ashnada hatte seine Geschichte schweigend angehört. Sie mied Cyrmors Blick, starrte nur auf den Turmbinder an seinem Arm.
    »Ein halbes Jahr später wurden die Mörder meiner Familie gefaßt: eine Bande heimtückischer Meuchler, entsandt vom gyranischen König. Sie hatten mehrere Jahre auf Morthyl ihr blutiges Handwerk getrieben. Fürst Perjan ließ sie allesamt hinrichten.«
    Ashnada nickte wie benommen. »Und die blonde Anführerin? Was wurde aus ihr?« Ihre Stimme glich einem Flüstern. »Sie wurde an die Kirche ausgeliefert. Ich habe gesehen, wie man sie später auf einem Scheiterhaufen verbrannte. Sie sah anders aus als in meiner Erinnerung, trotz der blonden Haare. Ihre Augen… es klingt verrückt, doch als ich sie auf dem Scheiterhaufen sah, wußte ich plötzlich, daß sie die falsche Frau war! Ich hätte die wahre Mörderin wiedererkannt; ihr Anblick hatte sich wie ein glühender Stempel in mein Gedächtnis gebrannt. Deshalb durchschaute ich die Täuschung: Die Priester hatten eine Unschuldige hingerichtet und die wahre Täterin entkommen lassen, vermutlich um am gyranischen Königshof ein hohes Lösegeld einzustreichen. Ich versuchte zu beweisen, daß der damalige Kurator der Kirche - ein korrupter Priester namens Bars Balicor -hinter diesem Betrug steckte, doch Balicor wurde kurz darauf von Morthyl abberufen. Ich aber blieb zurück mit meinem Haß und meiner Verzweiflung.« Cyrmor streckte die Hand aus, streichelte liebevoll Ashnadas Schenkel. Seine Berührung ließ sie erschaudern. »Nun weißt du, warum ich ein Schmuggler geworden bin, ein Gesetzloser, und warum ich die Kirche des Tathril so

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