Flammenbucht
vor seiner Auflösung, Cornbrunn. Wie bedauerlich, daß du dir noch immer keine Area zugelegt hast. Du wirst wieder einmal klatschnaß werden!«
Mit diesen Worten stülpte er sich seine blaue Fischerhaube über und folgte dem lärmenden Troß. Wieder warf er sich über sie; sein Körper so jung, so fest. Ashnada spürte seine kräftigen Arme, seine behaarte Brust, und sie zerfloß unter ihm, ja, ja, verbiß sich in seiner Schulter, sein Blut salzig, sein Atem gierig, fordernd, seine Stöße brutal, voll aufgestauter Gewalt. Sie schriiiiiiie, als Cyrmor sie auf den Bauch drehte und erneut in sie drang, ihr Kopf schlug auf das harte Lager, sie schrie und stöhnte, und in ihre Gedanken schob sich das Bild einer blutüberströmten Hand, die ein Schwert hielt, es war ihre eigene Hand, IHRE EIGENE HAND, zu ihren Füßen der zerstückelte Leichnam eines Mannes, dessen Schicksal sie längst vergessen hatte, rings um sie ihre Gefährten, die ›Gnadenlosen‹, in deren Augen Ashnada die eigene Grausamkeit erkannte, und ein Wispern aus wirren Träumen,
meine Schwester, meine Schwester, Blut von meinem Blut, Fleisch von meinem Fleisch
… Sie vergrub ihr Gesicht in die zerwühlte Leinendecke, die nach ihrem Liebhaber roch, während Cyrmor ihre Handgelenke auf das Strohlager preßte und sich in ihr gehen ließ.
Prasselnder Regen. Grelles Aufflackern eines Blitzes. Wüster Donnerschlag. Nässe drang durch die Bretterwand ins Innere der Hütte, tropfte auf ihre nackten Körper herab und mischte sich mit Schweiß und Speichel. Cyrmor hatte von ihr abgelassen; er lag nun neben Ashnada. Sein Atem raste. Sie hielt seine Hand umschlossen, und er erwiderte den Druck ihrer Finger. Sie beobachtete ihn eine Weile; das schmale Gesicht mit den düsteren Augenhöhlen, das schweißnasse Haar, in dem die silbernen Perlen wie Tautropfen glänzten. »Bereust du es?« fragte sie leise.
Er schüttelte den Kopf. »Ich bereue nichts, Cydra. Es hat mir gut getan.« Er hob seinen Arm und betrachtete den silbernen Turmbinder. »Ich wußte, du würdest eines Tages zu mir kommen. Du wirktest einsam und verloren so wie ich.«
Sie kuschelte sich an ihn. »Verloren, ja, das bin ich. Ich habe Taten begangen, die ich nicht vergessen kann.« Sie spürte, wie er behutsam über ihr kurzes rotes Haar strich.
»Es wird niemals enden, das weiß ich nun. Einst ließ ich mich von einem Mann, den ich wie einen Vater liebte, abrichten wie ein junger Hund; und heute folge ich dem Befehl eines Priesters, der mich ohne Skrupel opfern würde, wenn dies seinen Interessen diente. Dennoch hoffe ich, durch ihn Erlösung zu finden - Erlösung durch Rache…«
Cyrmor ließ eine Weile verstreichen, bevor er antwortete. »Ich habe mich nach dir erkundigt, Cydra. Ich weiß, daß du mit einem troublinischen Schiff nach Morthyl kamst, als Leibwache eines Tathril-Priesters. Und wie mir zu Ohren gekommen ist, hat sich dein Herr mit Fürst Perjan verbündet; er will ihm helfen, Fareghi zurückzuerobern.» Sie blickte ihn erstaunt an. »Du hast mir hinterherspioniert! Warum?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich wollte erfahren, wen ich damals aus dem Wasser gezogen habe.« Er wich ihrem Blick aus. »Die Priesterschaft des Tathril ist nichts weiter als ein Haufen verlogener Zauberer. Du solltest diesem Priester nicht dienen, Cydra.«
Sie lachte auf. »Das sagt ausgerechnet ein Schmuggler, der mit der Hafenzunft von Galbar Are zusammenarbeitet?«
Cyrmor schüttelte den Kopf. »Ich mache mit der Zunft Geschäfte, doch niemals habe ich mich zu ihrem Knecht gemacht.«
»Das ist klug von dir. Denn die Zunft ist dem Untergang geweiht. Fürst Perjan weiß von dem Schmuggelhandel mit Fareghi; und da er die Insel zurückerobern will, wird er zuvor mit der Hafenzunft abrechnen.« Sie bemerkte, wie Cyrmors Augen neugierig aufglommen. »Du mußt dich vom Hafen fernhalten. Fürst Perjan wird jeden Schmuggler, der mit der Zunft zusammengearbeitet hat, einen Kopf kürzer machen; und dein Turmbinder gefährdet dich zusätzlich. Vielleicht wird man dich verdächtigen, in die Morde an den Kapitänen verwickelt zu sein.«
»Der Turmbinder soll mich in Gefahr bringen?« Er betrachtete das silberne Armband. »Das kann ich nicht glauben. Er ist mein Glücksbringer und hat mir schon einmal das Leben gerettet.« Cyrmor ließ den Arm sinken. »Er gehörte meinem Vater. Er war ein Kapitän, befehligte das Handelsschiff eines Kaufmanns aus Miras Are. Oft segelte er die Strecke zwischen Morthyl und
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