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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Truhe. Er war damit beschäftigt, einen Beutel mit silbernen Ringen zu zählen. Sein Gesicht entsprach ihrer Erinnerung; ernst, düster und kantig. Als er Ashnada bemerkte, sprang er auf. Seine Hand fuhr unter den Mantel, schloß sich um den Griff seines Langdolchs.
    »Welche Überraschung! Cydra, die Geheimnisvolle!« Er nannte sie bei dem Namen, unter dem sie sich ihm vorgestellt hatte. »Spürst du noch immer im verborgenen den Umtrieben der Hafenzunft nach?« Cyrmor lag mit seiner Vermutung richtig. In den letzten zwei Wochen hatte sie auf Rumos' Weisung hin die Hafenzunft im Auge behalten und war längst angewidert von den Machenschaften dieser Gemeinschaft. Ob Schmuggel oder Schieberei, Bestechung oder Mädchenhandel - die Männer mit den gelben Kordeln hatten bei allen schmutzigen Geschäften ihre Finger mit im Spiel. Seit Ashnada das Gespräch zwischen dem Zunftmeister und Eidrom von Crusco belauscht hatte, wußte sie, daß die Zunft selbst vor Verrat nicht zurückschreckte: hinter dem Rücken ihres Fürsten versorgte sie das Heer des selbsternannten ›Königs des Silbermeeres‹ mit Nahrung und Waffen, und auch die jüngsten Morde an den morthylischen Kapitänen gingen auf ihre Kappe. »Ich habe mehrmals versucht, dich zu finden.« Sie schlug ihre Kapuze zurück. »Wo bist du in den letzten Wochen gewesen?«
    Seine dunkelblauen Augen schienen sie zu durchbohren. »Bin ich dir Rechenschaft schuldig, wo ich meine Zeit verbringe?« Er zog seine Hand vom Dolchgriff zurück. »Ich habe Galbar Are eine Weile lang gemieden. Die Gardisten des Fürsten sind in letzter Zeit sehr mißtrauisch, und dem Zunftgesindel wollte ich ebenfalls nicht über den Weg laufen.« Er fuhr sich über den Ring, der seine Augenbraue schmückte. »Doch nun bin ich wieder hier, wie du siehst. Was führt dich zu mir?«
    Sie ging langsam auf ihn zu. »Ich habe nachgedacht, Cyrmor. Der Tag, an dem wir uns zum ersten Mal auf den Treppen nahe der Burg Galbar begegneten - er geht mir nicht aus dem Sinn. Dein Streit mit den beiden Zunftmännern…« Sie stand nun dicht vor ihm, betrachtete den Schmuggler aufmerksam. »Immer wieder habe ich mich gefragt, was sie damals von dir wollten; nun muß ich es wissen.«
    Sie griff nach Cyrmors Arm. Er ließ es geschehen. Vorsichtig krempelte sie den Ärmel seines Mantels hoch. Über dem Handgelenk blitzte ein Armreif auf; das gehämmerte Silber zeigte das Symbol einer Flamme.
    »Du trägst einen Turmbinder!« rief Ashnada. »Ihn forderten die Zunftleute damals von dir; sie wollten ihn zur Begleichung deiner Schulden an sich nehmen!«
    Er reckte herausfordernd das Kinn. »Was geht es dich an? Habe ich dich gebeten, dich in meine Geschäfte einzumischen?«
    Ashnada ließ sich nicht beirren. »Wie kommt ein einfacher Silber Schmuggler an ein solches Schmuckstück? Es gibt nur wenige Turmbinder, und diese werden innerhalb der alten Seefahrerdynastien vererbt…« Ihre Stimme wurde milder. »Ich habe kein Recht, dir diese Fragen zu stellen. Doch ich bin gekommen, um dich zu warnen, Cyrmor. Die Zunftleute haben in Eidroms Auftrag mehrere Kapitäne ermordet, um an Turmbinder zu gelangen. Und sie wissen, daß auch du im Besitz eines solchen Armbandes bist.«
    »Fürchtest du um mein Leben?« Er lachte auf. »Es ist lange her, daß jemand Angst um mich hatte.« Ashnada geriet ins Stocken. »Seit ich dich sah, Cyrmor … seit du mich gerettet hast… fühle ich mich dir verbunden. Du hast dein Leben für mich aufs Spiel gesetzt, ohne mich zu kennen. Als du mich in jener Nacht aus dem Wasser zogst, ließest du mich an deiner Seite schlafen; und zum ersten Mal fand ich Frieden, seit ich Morthyls Boden betreten habe. Diese Insel läßt mir keine Ruhe; sie beschert mir düstere Träume, sucht mich mit furchtbaren Erinnerungen heim. Ich fühlte mich in den letzten Wochen verloren. Du aber hast mich neben dir schlafen lassen, ohne etwas zu fordern, ohne mir zu mißtrauen. Ich habe mich damals nicht für dein Vertrauen bedankt.«
    Ihre Blicke fanden sich. Zum ersten Mal bemerkte sie eine Spur von Freundlichkeit in seinem Gesicht. Ohne zu überlegen, zog sie ihn zu sich heran. Ihre Hände glitten über seine Brust, seinen Rücken; sie spürte durch den Mantelstoff seinen muskulösen Körper.
    »Setze keine falsche Hoffnung in mich, Cydra«, sagte er leise. »Mir hat keine Frau je etwas bedeutet. Ich weiß nicht, ob ich dir geben kann, was du suchst.«
    Ihr Atem wurde rascher. »Ich will dich nur spüren, dich spüren und

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