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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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verachte. Vielleicht ist es nur ein Wahn; vielleicht war jene blonde Frau, die damals hingerichtet wurde, tatsächlich die Anführerin der gyranischen Meuchler. Doch meine Überzeugung, daß die wahre Täterin dem Scheiterhaufen entkam und ich eines Tages die Gelegenheit haben werde, Rache an ihr zu nehmen, hat mich bis heute am Leben gehalten. Verstehst du das?«
    Ashnada schob seine Hand fort. »Ja…ich weiß, welch innere Kraft der Wunsch nach Rache verleiht.« Sie klang müde. »Er wird dich stark machen, falls du dieser Frau eines Tages wieder begegnest.«
    Cyrmor schüttelte den Kopf. »Ich suche nicht mehr nach ihr. Diese Welt wird bald zugrunde gehen; die Goldei werden mit ihren Schiffen das Silbermeer beherrschen, und wir Menschen werden uns ihrer Macht beugen müssen. Bis dahin will ich leben, frei von Rachegedanken.« Er packte ihre Hand. »Bleib bei mir, Cydra! Dein Körper gefällt mir, deine Hingabe, deine Schwermut. Wir gleichen uns in gewisser Weise; und wenn wir fallen, können wir uns gegenseitig festhalten!«
    Sie löste sich von ihm. »Ich kann nicht bleiben«, flüsterte sie. »Ich kann es nicht!« Sie sprang auf, tastete nach ihrer Kleidung; versuchte sich zu beherrschen und ihre Furcht nicht zu zeigen.
    Er beobachtete schweigend, wie sie sich ankleidete. Als sie zur Tür eilte, richtete er ein letztes Mal das Wort an sie.
    »Folge diesem Priester nicht nach Fareghi, Cydra! Er wird scheitern. Ich trage meinen Turmbinder schon seit Jahren und kenne die Macht der Leuchtfeuer. Niemand kann die Magie des Turms überlisten!« Sie wandte sich nicht nach ihm um. »Nun warnst du mich ebenso, wie ich es tat, als ich zu dir kam - obwohl du weißt, daß ich deinen Rat ebenso in den Wind schlagen werde.«
    Hastig verließ sie die Hütte, lief hinaus in den strömenden Regen. Ihre Hoffnung, endlich weinen zu können, blieb unerfüllt; zu zerrissen war ihr Herz, und ihre Flucht aus Cyrmors Hütte brachte ihr keine Erlösung. Sturmlichter glommen in der Dunkelheit; schwankende Öllampen, notdürftig auf einige Pfähle gesteckt. Auf den Schieferplatten der Bucht von Rhagis standen zähneklappernd die Bewohner des Fischerdorfes, ihre Areas tief über die Stirn gezogen. Der Regen peitschte über ihre Köpfe hinweg, und der Wind versetzte ihnen mit unsichtbaren Fäusten grimmige Stöße.
    Alle Augen waren auf einen Mann gerichtet, der ein Boot zum Wasser schleifte: Parzer, sein Gesicht von irrem Glanz erhellt, Verwegenheit in seinen Blicken. Hektisch tastete er im Inneren des Bootes nach dem Ruder, zog es hervor.
    Mäulchen eilte an seine Seite. Sie half ihm, die Takelage zu entwirren, die um den Mast des Bootes schlackerte. Parzer warf ihr ein schelmisches Lächeln zu.
    »Ein Tänzchen gefällig?« Er warf das Ruder fort, griff Mäulchens Hüfte, drehte mit ihr eine Runde um das Boot. Ihre Stiefel knirschten auf dem Schiefergestein. Als er sie an sich ziehen wollte, entwand sie sich ihm lachend. »Spar dir den Abschiedskuß! Ich komme mit dir!« Mit einem Satz sprang sie in das Boot, riß ihre Arme empor; das nasse Haar klatschte um ihre Wangen.
    Ein Grinsen schlich sich in Parzers Gesicht. Entschlossen bückte er sich nach dem Ruder, fuhr zu den wartenden Fischern herum. Sein Blick verharrte auf Aelarian Trurac.
    »Na, Rotbauch, willst du mit mir den Sturm begrüßen?« Er streckte dem Troublinier die Hand entgegen. Aelarian seufzte auf. Dann wandte er sich seinem Leibdiener zu, holte seinen Kieselfresser aus der Tasche. »Es ist wohl besser, wenn Grimm in deiner Obhut bleibt. Es wäre ein Jammer, wenn er im Sturm verlorenginge.«
    Cornbrunn nahm das schlafende Tierchen an sich. »Ja, Knauf würde ihn sehr vermissen.« Er wies nochmals auf das Boot. »Ich muß Euch nicht darauf hinweisen, daß es eine äußerst dumme Idee ist, dort mitzufahren, Großmerkant!« »Und ich muß dich nicht darauf hinweisen, daß ich weiß, was ich tue.« Der Großmerkant fuhr Cornbrunn zärtlich durch die roten Haare. Dann drehte er sich wieder zu Parzer um, ergriff die ausgestreckte Hand, folgte ihm ins Boot.
    »Kein Sturm soll uns schrecken«, raunte der Fischer ihm ins Ohr. »Spürst du, wie der Rasche uns Mut verleiht und sämtliche Angst in uns erstickt?«
    »Nun ja«, sagte Aelarian kleinlaut und starrte zum Himmel empor, wo die Dunkelheit von einem Geflecht greller Blitze zerrissen wurde. Der Rest seiner Worte ging in den darauffolgenden Donnerschlägen unter. Stolling, der Wirt der
Roten Kordel,
trat an das Boot heran.

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