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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Seine zottigen Haare standen in alle Richtungen ab, und sein Seidenhemd war so durchnäßt, daß die Brustwarzen unter dem Stoff hervorschimmerten. Er zückte ein schmales Kästchen, hielt es Parzer mißmutig entgegen. »Hier, du faule Fischgräte! Bring es uns bloß heil zurück, sonst kannst du was erleben!«
    Parzer entriß ihm das Kästchen. »Spiel dich bloß nicht auf, Stolling! Ich bin schon in übleren Stürmen zur See gefahren.« »Das Geschenk unser Vorfahren sollte nicht für bloße Spinnerei mißbraucht werden«, keifte der Wirt. »Mein Vater hätte das niemals zugelassen! Aber ich habe ein zu weiches Herz!«
    Er stemmte sich gegen das Boot, drückte es ins Wasser. Sogleich wurde es von den Wellen ergriffen, schlingerte in der Flut. Parzer ließ das Ruder ins Wasser klatschen, brachte das Boot mit wenigen Schlägen wieder in die Gerade.
    »Es kann losgehen«, brüllte er in den tobenden Wind. »Das Silbermeer gehört uns!«
    Er winkte den wartenden Fischern zu, die sich die Areas vom Kopf gerissen hatten und ihm zujubelten. Schon trug das Wasser sie zur Ausfahrt der Bucht. Ein ruckartiger Stoß, ein häßliches Knirschen der Planken, als das Boot einen vorstehenden Felsen rammte. Ängstlich blickte Aelarian zu Mäulchen empor, die am Mast lehnte, mit geschlossenen Augen den Wind genoß, der ihr Hemd zum Flattern brachte.
    »Obacht!« hörte er Parzer aufkreischen. »Gleich wird der Sturm seine Zähne zeigen.«
    Mit rasender Geschwindigkeit jagte das Boot durch die Mündung zwischen den Felsen, die der Bucht vorgelagert waren. Sogleich wurden sie vom wilden Spiel der Wellen erfaßt, die auf der offenen See tobten; und dies war ein anderes Spiel, grimmiger und gewalttätiger als in der geschützten Bucht. Wie eine Nußschale tanzte das Boot auf den Wellen; die Flut hob es empor, schmetterte es aufs Wasser zurück. Heulend fuhr der Wind nieder, die Regentropfen stachen wie Nadelspitzen in ihre Haut, und Gischt sprühte in ihre Gesichter. »Das Segel«, rief Parzer. »Setz das Segel, Mäulchen!«
    Sie antwortete mit einem Jauchzen, löste die Leinen, die das Segel gerefft hielten. Flatternd entfaltete es sich, und der Wind, begeistert über sein neues Spielzeug, fuhr in den Stoff, um ihn zu zerfetzen. Das Boot wurde umhergeschleudert. Nur mit Mühe konnte sich Aelarian an Parzers Jacke festhalten. Sein Schädel dröhnte; um ihn das Brüllen des Sturms, Parzers irres Gelächter, das enthemmte Tosen des Wassers. Er versuchte die Augen offenzuhalten. Sah die sich türmenden Wellen, die drohenden Wolken, die herabstürzenden Regenschauer; erhaschte einen Blick auf die schroffe Küste Morthyls, von der sie sich immer weiter entfernten, und sein Herz zog sich zusammen, als er begriff, wie hilflos er dem Sturm ausgeliefert war Doch dort, in der Schwärze der Nacht: ein Lichtstrahl, weiß und kalt. Das Feuer des Leuchtturms! Aelarian richtete sich auf, starrte auf das fremdartige Licht. Aufgeregt packte er Parzers Hand, doch ein neuer Angriff der Wellen wirbelte das Boot herum, und Aelarian prallte mit dem Kopf gegen die Bootswand.
    »Kein Sturm soll uns schrecken!« brüllte Parzer. Er tastete nach dem Kästchen, das er unter seiner Jacke verborgen hatte. Öffnete es. Darin lag, gebettet auf Samt, ein Armreif aus purem Gold. Das Zeichen einer Mondsichel blinkte auf der Oberseite. Rasch streifte Parzer ihn über den linken Arm. Ein fanatischer Schrei löste sich aus seiner Kehle.
    Im selben Augenblick strich das Licht des Turms über sie hinweg. Geblendet schloß Aelarian die Augen. Spürte, wie sich die Wellen rings um das Boot beruhigten, wie der Wind schlagartig verstummte. Vorsichtig blinzelte er zwischen den Wimpern hindurch. Parzer hatte sich erhoben. Er stand aufrecht im Boot, den linken Arm ausgestreckt. Golden funkelte der Reif im weißen Licht. Parzer schien nach den Strahlen des Leuchtturms zu greifen; sie zerflossen in seinen Fingern wie Honig. Das Boot jedoch wurde schneller, immer schneller; es raste auf dem Wasser dahin wie ein Pfeil. Das Segel bauschte sich, ohne daß Aelarian den Wind spüren konnte, der sie vorantrieb; und obgleich der Sturm stärker wütete als zuvor, bäumten sich die Wellen nicht mehr gegen das Boot auf, sondern trugen es sicher voran…
    »Ein Turmbinder aus Gold«, entfuhr es Aelarian, während er sich aufrichtete. »So also bezwingt ihr Fischer den Leuchtturm - indem ihr ihn mit dem Metall der Täuschung narrt!« Er blickte abwechselnd zwischen Mäulchen und Parzer hin und

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