Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
Vom Netzwerk:
her. »Wie kam dieses Armband in euren Besitz?«
    Parzer stieß ein wildes Gelächter aus. »Ach ne! Noch immer so neugierig, Rotbauch?« Er drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Hat dein schlaues Krämerhirn nicht längst erraten, was du wissen möchtest?« Aelarian nickte langsam. »Die Geschichte, die Schnappes uns am ersten Abend erzählte, war nicht ganz so versponnen, wie es den Anschein hatte. Jene Bruderschaft von Fareghi - Varyns Erben - war wohl doch mehr als eine Säuferbande!« Er blinzelte in das grelle Licht des Turms.
    »Offenbar schmiedeten sie nicht nur silberne Turmbinder, sondern auch goldene; und diese nutzen sie für ihre Flucht, als die Gyraner Fareghi eroberten. So verwischten sie ihre Spuren.«
    Parzer grinste ihm anerkennend zu. »Jeder glaubte, daß Varyns Erben in einem Sturm im Silbermeer verschollen gingen. Tatsächlich aber strandeten sie auf Morthyl, in einer gewissen Bucht - und gründeten an diesem Ort ein Dorf.«
    »Später fanden sich auch ein paar morthylische Weiber ein, um die Gestrandeten über den Verlust des Leuchtturms hinwegzutrösten«, kicherte Mäulchen. »Aus war's mit der keuschen Bruderschaft - und es begann die Geschichte von Rhagis!«
    Aelarian starrte sie verblüfft an. »Und dieses Geheimnis konnte Euer Dorf so viele Jahrhunderte hindurch bewahren? Der goldene Turmbinder blieb in Eurem Besitz, ohne daß die magischen Logen, die über den Turm herrschten, davon erfuhren?«
    »Die Macht des Goldes täuscht selbst die weisesten Zauberer«, rief Parzer vergnügt, »und die jetzigen Eroberer Fareghis allemal! Schon Varyn lehrte seine Schüler die Kunst der Verhüllung; und sie gaben ihr Wissen an ihre Kinder weiter. Ob du's glaubst oder nicht, Rotbauch: Wir Menschen aus Rhagis sind die Nachfahren von Varyns Erben. In den Kellern der
Roten Kordel
bewahrt der faule Hund Stolling die Schriften auf, in denen die Legenden der Bruderschaft nachzulesen sind.«
    »Das ist wirklich unglaublich!« Aelarian Trurac starrte auf den goldenen Turmbinder. »Nun verstehe ich eure Geheimniskrämerei. Für dieses Kleinod würde manch gierige Seele aus Galbar Are alles geben.« Mäulchen schritt auf ihn zu, strich ihm bedauernd über die Wange. »Deshalb werden wir dich auch kaum in die Stadt zurückkehren lassen, Süßer! Du wolltest um jeden Preis unser Rätsel lösen. Nun ist es dir gelungen - und wir müssen dich wohl oder übel bei uns behalten.«
    Aelarian lächelte sie an. »So sehr ich eure Gesellschaft schätze, ich hatte nicht vor, den Rest meines Lebens in der
Roten Kordel
zu verbringen! Doch wer weiß, vielleicht kann ich den Bewohnern von Rhagis einen Teil ihrer Legende enthüllen, den sie selbst noch nicht kennen. Denn auch ich habe meine Geheimnisse.«
    Er griff in die Tasche seines Gewands und holte ein Amulett hervor. Erstaunt rissen die Fischer die Augen auf, als sie das Symbol auf der goldenen Halskette erkannten - dasselbe Zeichen, das auch den Turmbinder an Parzers Arm zierte.
    Eine goldene Mondsichel. Das Zeichen Varyns. Das Zeichen Mondschlunds.
    Es war seltsam, dem Spiel des Sturms durch die grüngefärbte Scheibe des Ratssaales zuzusehen: das tosende Wasser wie ein Teppich aus lebendigen Flechten, die pechschwarzen Wolken wie die wogenden Baumkronen eines Waldes; und inmitten der zerfasernden Regenschleier ein greller Riß - das Feuer des Leuchtturms, ein Lichtstrahl, der die aufgewühlte See zerteilte.
    Neun Kapitäne hatten sich im Ratssaal versammelt, Männer mit verwegenen Gesichtern und wettergegerbter Haut. Seit vielen Jahren standen sie in den Diensten Fürst Perjans, und so wie sie waren auch ihre Väter und Vorväter unter morthylischer Flagge zur See gefahren. An ihren Armen glänzten die silbernen Turmbinder; die eingehämmerten Flammensymbole schimmerten im Licht der Fackeln, die den Ratssaal erhellten. »Das Licht… könnt Ihr es sehen? Könnt Ihr es spüren?« Die Stimme von Rumos Rokariac drang aus dem hinteren Teil des Saales. Er hielt sich im Schatten einer Säule verborgen; nur die Umrisse seiner großen Gestalt waren zu erkennen. »Ja, ich lese es in Euren Gesichtern. Ihr habt gelernt, die Botschaft des Lichts zu deuten; Ihr wißt, wem sein stummer Ruf gilt!«
    Die Worte brachen jäh ab, gingen in ein Keuchen über.
    Rumos taumelte, hielt sich an der nahen Säule fest. »…die Goldei, es ruft nach den Goldei… es lockt sie herbei durch den Sturm der Sphäre… vergehen möchte ich und sterben, wenn das weiße Licht mich streift… oh, mein Herr,

Weitere Kostenlose Bücher