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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Oberschicht. Ein Diener wies dem Fürsten den Weg ins Innere des Gebäudes. Baniter durchschritt einen langen Gang; der Boden war mit rotem Teppich ausgelegt. Bald erreichte er eine Empore, die sich um die Kernhalle des Badhauses zog. Stimmen drangen zu ihm empor, verstärkt durch den Hall des großen Raumes. Als Baniter sich über die Balustrade lehnte, blickte er auf das frühere Wasserbecken des Bades hinab. Dort, wo sich einst die Reichen im Wasser geräkelt hatten, standen nun samtgepolsterte Sessel auf dem Mosaikboden des Beckengrundes. In ihnen saßen die einflußreichen Männer von Vara: Händler und Zunftleute, Geldverleiher und Schiffseigner, Stadtbarone und Gutsgrafen, allesamt schmuck gekleidet und von sichtlichem Stolz erfüllt, dieser Gesellschaft anzugehören. An einigen Teetischen gab man sich dem Brettspiel hin oder debattierte mit ernster Miene über bedeutsame Angelegenheiten. Ein Harfenspieler zupfte gepflegte Weisen, und die Dienerschaft servierte Tee in Porzellanschalen. Der Hauch des Elitären lag in der Luft -für Baniters Geschmack eine Spur zu penetrant, zu gewollt.
    Seine Anwesenheit war nicht unbemerkt geblieben. Mehrere Großbürger hatten sich aus den Sesseln erhoben und verneigten sich; andere steckten die Köpfe zusammen und warfen dem Fürsten verstohlene Blicke zu. Baniter erwiderte sämtliche Grüße mit einem Nicken. Dann schritt er die Wendeltreppe hinab, die von der Empore zum Beckenrand führte.
    Noch auf der letzten Treppenstufe wurde er von einer Frau abgefangen, die ihn offenbar längst erwartet hatte. Schon auf den ersten Blick fiel Baniter ihre edle Kleidung auf. Sie trug eine Hose aus dunkelblauem, silberbesticktem Stoff; die Hosenbeine warfen sich pludrig auf und waren an den Fußknöcheln mit silbernen Bündchen gerafft. Die Taille war in eine Schärpe aus nachtblauem Samt geschnürt, die sich bis zum Busen zog; darüber bauschte sich der hauchdünne Seidenstoff einer tiefausgeschnittenen Bluse, der die Schultern der Frau freiließ und in ellenbogenlangen Ärmeln endete. Ihren Hals schmückte ein enganliegendes Samtband, in dem eine weiße Feder steckte. Auch die flachen, schmal geschnittenen Schuhe waren mit Federn besetzt - ein raffiniertes Zitat, das Baniters Blicke immer wieder über ihren grazilen Körper lenkte. Faszinierend war ihr Gesicht; ein stolzes Antlitz, geprägt von einer markanten Nase und schmalen Lippen, die von einem leicht arroganten Zug umspielt wurden. Sie mochte um die vierzig Jahre alt sein, doch nur wenige Falten zeichneten ihr Gesicht. Ihre Augen waren schmal und dunkel; auf den Lidern glänzte Goldstaub. Das dunkelbraune gelockte Haar hatte sie hochgesteckt; es war größtenteils von einem um den Kopf gewickelten blauen Tuch verdeckt; allein am linken Ohr ragte eine Locke hervor.
    Baniter verneigte sich. »Die Dame Sinustre Cascodi, wenn ich nicht irre! Es freut mich außerordentlich, Euch kennenzulernen, nachdem ich bereits soviel von Euch gehört habe.« Sie lachte mit einer dunklen, rauchigen Stimme. »Und mich freut es, Euch in meinem Haus begrüßen zu dürfen, Fürst Baniter. Nur selten habe ich die Ehre, einen Angehörigen des Silbernen Kreises zu empfangen.«
    »Auch ohne mich habt Ihr eine illustre Gesellschaft hier versammelt«, erwiderte Baniter. »Man sagte mir, daß jeder, der in Vara Rang und Namen habe, Euer Haus schätze.«
    »Ich besitze viele gute Freunde in der gehobenen Gesellschaft«, sagte die Dame Sinustre mit blasiertem Tonfall. »Viele kennen die Halle der Bittersüßen Stunden aus früheren Tagen und genießen es, an diesem Ort zusammenzutreffen. Es gibt immer etwas zu erfahren oder zu besprechen; und was mich betrifft, so schätzt man meine Gastfreundschaft.«
    Baniter nickte verständnisvoll. Insgeheim fragte er sich, wie weit die Gastfreundschaft der Dame Sinustre wohl gehen mochte - und ob es Zufall war, daß ausschließlich männliche Gäste anwesend waren. Sinustre Cascodi schenkte ihm einen vieldeutigen Augenaufschlag, der ihren goldenen Lidschatten zur Geltung brachte. »Wer die Halle der Bittersüßen Stunden aufsucht, kann stets auf Trost hoffen, ganz gleich, ob es sich um ein geschäftliches oder persönliches Problem handelt. Er wird bei mir immer ein offenes Ohr finden; ich kann sehr gut zuhören, und dank meiner weitreichenden Bekanntschaften finde ich immer eine Lösung für entsprechende Anliegen. Ohnehin haben meine Gäste gemeinsame Interessen; diese gilt es zu bündeln und durchzusetzen. Dabei

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