Flammenbucht
möchte ich mit meinem Haus einen kleinen Beitrag leisten.«
Wie bescheiden,
dachte Baniter. Längst hatte er erkannt, daß die Dame Sinustre weit mehr war als eine elegante Empfangsdame. Auch wenn Baniter nur vermuten konnte, mit welchen Methoden sie sich das Vertrauen von Varas Oberschicht erworben hatte, war allzu deutlich, daß Sinustre Cascodi als Fürsprecherin der reichen Bürger auftrat.
»In diesen Tagen werdet Ihr gewiß vielen Eurer Gäste Trost spenden müssen«, mutmaßte Baniter. »Nun, da der Thronrat nach Vara zurückgekehrt ist, wandelt sich einiges in der Stadt - manches zum Guten, anderes zum Schlechten.«
»Das ist wahr«, seufzte Sinustre. »Zehn Jahre lang waren wir auf uns allein gestellt; der Thronrat weilte in Thax, und die Fürsten beschränkten sich darauf, die Handelskontore von Vara zu kontrollieren. Nun werden wir tagtäglich Zeugen großer Veränderungen. Unsere Stadt ist wieder der Mittelpunkt des Kaiserreiches, ein neuer Herrscher sitzt auf dem Thron, und zudem droht Krieg von allen Seiten. Dies alles kostet eine Menge Geld welches Varas Bürgerschaft entrichten muß.«
»Der Krieg gegen die Goldei hat seinen Preis«, gab Baniter zu. »Es müssen Opfer erbracht werden.« »Doch dabei sollte es gerecht zugehen!« beharrte die Dame Sinustre. »Ist es gerecht, Fürst Baniter, daß Vara auf eigene Kosten fast zwei Drittel der Stadtgarde in das kaiserliche Heer eingliedern mußte? Ist es gerecht, daß nun statt dessen zweihundert Ritter des Klippenordens in die Stadt einmarschierten und ohne unsere Einwilligung sämtliche Handelshäuser und Betriebe überwachen? Wüßte ich es nicht besser, ginge ich von einem Staatsstreich aus!«
Und dies käme der Wahrheit ziemlich nahe,
dachte Baniter. Das ›Gespann‹ hatte noch vor dem Fall von Thax weitere fünfhundert Klippenritter von der Nordküste abgezogen. Laut der Aussage Fürst Binhipars sollten sie jene Teile des Reiches schützen, die von den Aufständen der Weißstirne bedroht wurden; doch die Ritter waren vor allem in den Fürstentümern Thoka und Varona eingesetzt worden. Es stand außer Frage, was Binhipar mit dieser Maßnahme bezweckte: Arkon Fhonsa, der Fürst von Thoka und einstiger Mitstreiter Baniters, sollte zum Stillhalten gezwungen werden, und in Vara sollte der Klippenorden die Position des ›Gespanns‹ festigen. »Ich verstehe Eure Beunruhigung«, antwortete Baniter. »Welche Stadt möchte tagein, tagaus eine Horde Ritter auf ihren Straßen dulden, die durch kein Gesetz gebunden sind und dem Befehl eines einzelnen Mannes unterstehen? Sicherlich hat die Bürgerschaft Varas gegen diese Ungeheuerlichkeit bei ihrem Fürsten Einspruch erhoben.«
Sinustre Cascodi verzog die Mundwinkel. »Ich bitte Euch, Fürst Baniter! Ihr wißt ebenso gut wie ich, daß jener Mann, der sich ›Fürst von Varona‹ nennt, nicht die Fähigkeit hat, unsere Interessen zu vertreten. Hamalov Lomis herrscht seit fünfundzwanzig Jahren über Varona, doch das Vertrauen der Bürgerschaft hat er niemals gewinnen können. Er ist ein Nichts, ein Niemand, ein bemitleidenswertes Spielzeug in den Händen jener, die ihn zum Fürsten erhoben.«
Die letzten Worte hatte Sinustre mit sichtbarer Erregung hervorgestoßen; ihr Gesicht war rot angelaufen, der Seidenstoff ihrer Bluse wurde durch ihre Bewegungen aufgeworfen.
Sie scheint Hamalov noch mehr zu verachten als ich,
dachte Baniter.
Oder ist ihr Zorn nur gespielt, um mich zu einer unbedachten Äußerung zu verführen?
»Vermutlich habt Ihr recht«, sagte er. »Unter diesem Fürsten wird Vara die Klippenritter schwer wieder loswerden.«
Sie verstand den Hintersinn seiner Worte. »Hamalov Lomis sträubte sich dagegen, den Bürgern Varas ein Mitspracherecht bei den Kriegsvorbereitungen einzuräumen. Es ist nicht zuviel verlangt, wenn jene, die den Feldzug gegen die Goldei bezahlen, über die Verwendung der Steuergelder mitbestimmen wollen! Varas Bürger unterstützen den Krieg, doch sie möchten sichergehen, daß unser Heer nicht sinnlos verschlissen wird.« »Ein umsichtiger Fürst würde seine Bürger in die wichtigsten Entscheidungen einbeziehen«, pflichtete Baniter ihr bei. Er sah Sinustre Cascodi nun direkt in die Augen, und sie erwiderte seinen Blick.
»Varas Bürger haben die Familie Geneder niemals vergessen«, hauchte sie schließlich. »Der Tag, an dem der Thronrat Eure Eltern aus Vara verbannte, war für die Stadt ein schwarzer Tag. Ihr wart damals noch ein Kind, nicht wahr?«
Baniter gab keine
Weitere Kostenlose Bücher