Flammenbucht
wieder einmal zu langsam. Lahm wie eine alte Kröte.«
»Zu langsam?« empörte sich eine zweite Stimme. »Langsam sind höchstens Eure trüben Augen, Großmerkant! Habt Ihr nicht die Eleganz dieses Sprungs gesehen? Euer stinkendes Fellbündel war vollauf überrascht, als Knauf es umwarf wie einen nassen Sack!«
»Du bist hier der einzige, der stinkt, Cornbrunn«, giftete die erste Stimme. »Grimm hat den Angriff tapfer abgewehrt! Wie er Knaufs Attacke unterlief und ihm die Tatze in das häßliche Maul rammte - welche List und Gewitztheit! Seine Flinkheit ist größer als deine mißratene Nase.«
Er erntete ein hämisches Lachen. »Flink nennt Ihr diese Mißgeburt, dessen Fell so fleckig ist wie Euer Bettuch nach einer einsamen Nacht? Da, seht genau hin - Knauf hat sich längst befreit. Seht, wie er Grimm den Schwanz um den Hals schlingt! Er wird ihn erdrosseln! Seine Kraft gleicht der einer Würgeschlange.« Wütend blickte der Großmerkant auf den Holztisch. Es gefiel ihm nicht, was er dort sah. Der Kampf der beiden Kieselfresser schien zu seinen Ungunsten auszugehen. Grimm, sein Stolz, sein Augapfel - er drohte gegen Cornbrunns scheußliche Kreatur zu verlieren! Cornbrunn, dieser elende Wicht! Sicher hatte er seinem Kieselfresser heimlich Zimtschnaps eingeflößt, um die Angriffslust des Tieres zu steigern. Cornbrunn, dieser erbärmliche Betrüger! Rasch zog der Großmerkant eine Kordel aus dem Ärmel seines Gewandes und hielt das Ende zwischen die fauchenden Tiere. Augenblicklich ließen die Kieselfresser voneinander ab und sanken erschöpft auf die Tischplatte.
Mit einem Grinsen lehnte sich Cornbrunn zurück. Sein langes rotes Haar schimmerte in der Sonne. »Ich sehe, Ihr gebt Euch geschlagen, Großmerkant. Ein weiser Entschluß. Noch einen Augenblick, und Knauf hätte Euren verweichlichten Kieselfresser zerquetscht wie eine Nuß!«
»Unsinn!« polterte der Großmerkant und raufte sich den rötlichen Bart. »Ich wollte dein Tier schonen, bevor es von Grimms messerscharfen Klauen zerfleischt wird. Sieh es dir doch an! Da liegt es, räudig, schweißnaß, ohne jede Kraft, wie ein Häuflein Kot in der Mittagssonne! Es wird verrecken, noch bevor der Tag sich zu Ende neigt!«
Vorsichtig griff Cornbrunn nach Knauf und setzte das Tier auf seine Handfläche. Der Kieselfresser hob die Schnauze, schnaubte erleichtert und schmiegte sich in die Hand seines Herrn. Cornbrunn betrachtete ihn zärtlich. »Ihr redet wirr. Ich werde noch den Tag erleben, an dem Knauf auf Euer Grab pinkelt.«
Der Großmerkant schwieg. Er streckte die Hand aus, um Grimm zu streicheln. »Wenn ich sterbe, wird es viele geben, die auf mein Grab pinkeln.«
»Werdet nicht albern, Aelarian!« rief Cornbrunn. »Tränen der Trauer wird man auf Euer Grab vergießen. Ganz Troublinien wird Euren Tod beweinen - der, so Tathril gnädig ist, noch in weiter Ferne liegt.« »Tathril!« zischte der Großmerkant. »Ich kann diesen Namen nicht mehr hören!« Er blinzelte in die Sonne, die über ihren Köpfen stand. Es war ein wundervoller Tag, kühl zwar, doch wehte nur ein leichter Wind, und das Schiff glitt ruhig durch das Wasser. »Ich habe in den vergangenen Jahren oft genug den Namen dieses Gottes gehört, heuchlerisch dahingemurmelt von den Angehörigen des Gildenrates. Wer sich früher, in den Zeiten vor dem Siebten Gildenkongreß, zu Tathril bekannte, galt als Person mit Prinzipen, als unbestechlicher Spießer, vielleicht auch als Dummkopf. Heute hingegen ist der Name Tathril ein Hinweis auf moralische Verkommenheit, auf Hinterlist und Skrupellosigkeit.«
»Hört, hört«, spottete Cornbrunn. »Das klingt beinahe nach einer Kritik an der Religionspolitik des Gildenrates.« »Der Gildenrat war nie ein Hort der Frömmigkeit«, schnaubte der Großmerkant. »Jene, die heute in Taruba so fleißig zu Tathril beten und ihre Geldsäcklein der Priesterschaft öffnen, sind dieselben, die einst für die Aufrüstung der Piratenflotte und des Gildenheeres stimmten - gewinnsüchtige Kriegstreiber, getrieben von Raffgier. Das sind die Gläubigen der neuen Zeit!«
»Vorsicht, Großmerkant«, warnte Cornbrunn. »Wegen solcher Ansichten hat Euch der Gildenrat einst aus Taruba verbannt. Eine milde Strafe, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Wäre ich ein Mitglied des Rates, hätte ich Euch längst zum Schweigen gebracht.«
Der Großmerkant lachte auf. »Wie gut, daß du nur ein ein facher Leibdiener bist, und ein unfähiger noch dazu. Oft weiß ich nicht, was
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