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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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verschwunden. Kein Wunder, daß es dem Silbernen Kreis seitdem an Zusammenhalt mangelt.
    Neun Ketten gab es nun noch in Sithar, und nach der Teilung Ganatas hatte die Familie Geneder ihre verloren. Die Tatsache, daß Binhipar Nihirdi für diese Schmach verantwortlich war, stimmte Baniter nachdenklich. Es
muß eine Bedeutung haben! Binhipars Furcht vor meiner Familie ist zu groß, als daß er aus reiner Bosheit den Raub der Kette forderte.
    Er streifte die Kette ab, die er um den Hals trug, und betrachtete sie eingehend.
Mir war in all den Jähren nicht bewußt, daß dies nicht die wahre Fürstenkette der Geneder ist. Ausgerechnet Hamalov Lomis trägt das Erbe meiner Familie um seinen Hals! Oh, ich werde sie ihm schon bald herunterreißen … und die hochgeschätzte Dame Sinustre wird mir dabei zur Hand gehen.
    Er legte die Kette vor sich auf den Tisch. Plötzlich sehnte er sich danach, mit Jundala über diese neuen Erkenntnisse zu sprechen; doch zugleich hielt ihn ein seltsames Gefühl davon ab, seine Frau um Rat zu fragen. Seit Tagen verhielt sie sich ihm gegenüber äußerst merkwürdig, wich seinen Blicken aus, mied seine Berührungen. Er konnte nur vermuten, was in ihrem Kopf vor sich ging.
Die Angst vor dem ›Gespann‹, vor einem offenen Ausbruch dieses verdeckten Ringens um Ganata… glaubt Jundala tatsächlich, ich würde unsere Familie in Gefahr bringen, ohne mir meiner Sache sicher zu sein? Glaubt sie, ich würde mein Leben und das meiner drei Kätzchen aufs Spiel setzen, wenn ich nicht an meinen Sieg glaubte?
    Eine jähe Erinnerung stieg in ihm auf. Er entsann sich jener seltsamen, rauschhaften Nacht im Norfes-Tempel zu Praa. Damals hatte Baniter vom Zerfall des Silbernen Kreises geträumt; die Fürsten hatten tot vor ihm gelegen, mit bläulichen Gesichtern, und er selbst hatte über ihnen gestanden mit einem bluttriefenden Schwert in der Hand. Hatten die leblosen Körper der Fürsten die Zeichen seiner Klinge gezeigt? Er wußte es nicht mehr… doch er erinnerte sich an jene Gestalt, die zu ihm gesprochen hatte: ein dunkelhäutiger Mann mit einem Wanderstock, der auf dem Kopf eine Haube aus Leinenfetzen getragen hatte. Er hatte Baniter davor gewarnt, sich ihm in den Weg zu stellen, hatte sich dann plötzlich in einen Goldei verwandelt… und dann hatte Baniter einen Schlüssel in den Händen gehalten, einen schmelzenden Schlüssel, und kurz hatte in seinen Armen ein Kind geruht… schließlich das jähe Erwachen aus dem Traum, als er den schlanken Körper seiner Gespielin An'Chaki über sich gespürt hatte, die ihn im Dunkeln verführt hatte… »Seid Ihr in Gedanken, Baniter Geneder?«
    Er schreckte auf. Am Türrahmen stand Inthara von Arp-hat. Schwarz und glatt fielen die Haare um ihre Schultern; ihr Körper war gehüllt in ein schlichtes dunkles Kleid, das eng um ihre Hüften saß. Ihr olivfarbenes Gesicht wirkte blasser, als Baniter es in Erinnerung hatte.
    »Wie seid Ihr hier hereingekommen?« entfuhr es ihm. »Haben Euch meine Leibwächter nicht zurückgehalten?« »Ich habe sie gebeten, mich zu Euch zu lassen. Hätten sie mich etwa fortschicken sollen?« Der unschuldige Blick ihrer Augen schien wohlberechnet.
    Baniter erhob sich, schritt langsam auf sie zu. »Ich kann es ihnen schwer verübeln, daß sie meine Befehle mißachtet haben. Kein Mann dieser Welt könnte Euch etwas abschlagen, Kaiserin.«
    Ihre Mundwinkel zuckten. »Diesen Titel will ich nicht aus Eurem Mund hören, und fade Schmeicheleien ebensowenig.« Sie blickte ihn voller Ernst an. »Ihr habt sicherlich gehört, daß der Thronrat in Kürze zusammentritt, um über das Auftauchen der goldeischen Schiffe zu beraten.«
    »Goldeische Schiffe?« Baniter starrte sie ungläubig an. »Was meint Ihr damit?«
    »Oh, Ihr habt tatsächlich noch nichts davon gehört? Am Morgen wurden auf dem Silbermeer goldene Segel gesichtet. Noch halten sich die Echsen von Euren Küsten fern, doch wenn sie angreifen, wird Vara ebenso rasch fallen wie Harsas, die Stadt des Schwefels.«
    Die Goldei!
Baniter konnte das in ihm aufsteigende Entsetzen nicht verbergen.
Wenn dies wahr ist, steht das Kaiserreich am Rand des Abgrunds!
    »So hat dieser Krieg nun auch Euer Land erreicht.« Intharas Stimme klang bedauernd. »Ich fällte eine weise Entscheidung, als ich ein größeres Gefolge bewaffneter Krieger nach Sithar mitnahm. Wenn die Echsen in Vara einfallen, werden wir Arphater uns zu verteidigen wissen. Doch noch ist Eure Stadt nicht verloren, Baniter! Der Silberne

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