Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
Vom Netzwerk:
Dom…Ihr habt mir damals den freien Zutritt zum Verlies der Schriften zugesichert. Doch Euer Hohepriester Bars Balicor, der den Dom nun in seiner Gewalt hat, wies meine Vertraute Sai'Kanee zum wiederholten Mal an der Pforte ab.«
    »Ich werde Balicor im Silbernen Kreis zurechtweisen«, versprach Baniter. »Doch glaubt Ihr wirklich, die Kraft dieser Quelle gegen die Goldei einsetzen zu können? Soweit ich gehört habe, hat selbst Bars Balicor das Verlies der Schriften bisher nicht betreten können, obwohl er es den Weißstirnen abrang.«
    »Dieser Priester ist unfähig und dumm«, erwiderte Inthara. »Und wenn die Gerüchte stimmen, war nicht er es, der die Weißstirne aus dem Dom vertrieb. Es war Uliman! Er hat sie besiegt, indem er ihre Waffen durch Zauberei zerstörte. Überall in Vara erzählt man sich diese Geschichte!«
    Uliman…ja, dieses Kind verfügt über unheimliche Kräfte. Ich spürte es, seit ich den Kaiser in Persys erblickte. Seine Kaufmannsausbildung in Troublinien hat seltsame Früchte getragen.
Baniter beobachtete die Königin aufmerksam. »Euch scheint wenig zu entgehen, was in dieser Stadt geschieht!«
    »Ich halte meine Augen offen«, gab Inthara zu, »und was ich sehe, bestätigt meine Befürchtungen. Euer Reich ist dem Untergang geweiht, schon von jenem Tag an, als sich die Verschwörer des Südbundes von Arphat lossagten und den lasterhaften Tathril-Glauben übernahmen. Die Goldei sind nichts als Vollstrecker eines höheren Willens, denn die wahren Götter zürnen Eurem Land und wollen es vernichten.«
    »Wenn Ihr so sehr vom Niedergang des Kaiserreiches überzeugt seid, frage ich mich, warum Ihr damals in Praa auf meinen Vorschlag eingegangen seid. Warum habt Ihr den Friedensschluß mit den Goldei ausgeschlagen und Euch auf ein unsicheres Bündnis mit Sithar eingelassen?«
    Sie tat einen Schritt auf ihn zu. »Es gab viele Gründe. Ich wollte mein Land nicht den Echsen ausliefern. Ich wollte Arphats Unabhängigkeit bewahren.« Sie hielt kurz inne. »Und ich wollte dich wiedersehen, Baniter.« Er gab keine Antwort. Sie stand dicht vor ihm; und wieder drang der süße Geruch ihrer Haare in seine Nase, so wie damals im Zelt vor den Toren von Persys.
    »Du sagst nichts? Du läßt es zu, daß ich diese Ungeheuerlichkeit ausspreche - und sagst nichts dazu?« Ihre Stimme war leise, fast ein Flüstern. »Bist du zu stolz, um dir einzugestehen, daß auch du mich seit jener Nacht in Praa begehrst?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet!«
    »Nein? Oh, ich hielt dich für mutiger!« Sie sah ihm fest in die Augen. »In jener Nacht kam ich zu dir in den Norfes-Tempel, weckte dich aus dem Schlaf…«
    »An'Chaki kam damals zu mir«, unterbrach Baniter sie, »jenes Mädchen, das Ihr mir zum Geschenk gemacht hattet.«
    Inthara schüttelte den Kopf. »Du wußtest, daß ich es war. Seit ich dich im Aru'Amaneth gesehen hatte, wollte ich dich für mich haben; in jener Nacht legte ich mich zu dir und nahm mir, was mir zustand.« Sie griff nach Baniters Hand; er spürte ihre rauhen Finger. »Es war vorherbestimmt. Sai'Kanee hatte mir versprochen, daß eines Tages ein Mann nach Praa kommen werde, dessen Augen Smaragden gleichen, dem ich mich aus freiem Willen hingeben werde… und ich sah dich und wollte dich, und für dich nahm ich diese ganze Bürde auf mich - den Krieg gegen die Goldei, das Bündnis mit Sithar, die lächerliche Eheschließung mit einem zwölfjährigen Knaben!«
    Ihre Wangen waren gerötet, und im Glanz der dunklen Augen erkannte Baniter ihre Entschlossenheit. Ihre Schönheit verwirrte ihn, und er spürte die Gefahr, die ihre Begegnung in sich barg.
    »Du bist die Kaiserin Sithars«, sagte er leise, »und ich ein Mitglied des Silbernen Kreises. Wenn die anderen Fürsten erfahren, daß du mich in meinen Gemächern aufsuchst, wird dies einen Sturm auslösen, den niemand von uns mehr aufhalten kann.«
    »Ein stärkerer Sturm als jener, den die Goldei mit sich bringen?« Sie schlang die Arme um Baniter. »Vara kann morgen schon in Trümmern liegen! Schick mich jetzt nicht fort, Baniter, nicht jetzt; ich muß dich noch einmal spüren!«
    Als sie sich an ihn schmiegte und ihn küßte, als seine Finger über ihr Gesicht strichen und die feine Narbe ertasteten, die sich über ihre Wange zog, dachte er fortwährend an Jundala; er glaubte, die Blicke seiner Frau im Rücken zu spüren, als die Sonnenkönigin ihn zum Bett ziehen wollte. Doch es war niemand außer ihnen im Gemach; sie

Weitere Kostenlose Bücher