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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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auf das offene Meer hinaus. Cornbrunn beobachtete ihn voller Häme. Doch als er den Blicken seines Herrn folgte, mußte er erkennen, daß es keineswegs seine letzte Bemerkung gewesen war, die Aelarian zum Schweigen gebracht hatte.
    In westlicher Richtung waren mehrere Segel am Horizont aufgetaucht. Auch die Mannschaft hatte sie erspäht. Rufe schallten über Bord, Schritte polterten auf den Planken. Eine Traube von Seeleuten sammelte sich an der Reling, und schließlich eilte der Kapitän des Schiffs herbei: Coron Narac, genannt ›das Salzmauh, der Angehörige einer ehrwürdigen Seefahrerdynastie aus Oublin. Sein Körper war gebeugt, die Arme dürr, der kahle Kopf mit Sommersprossen übersät. Nur selten sah man eine Regung in Corons Gesicht, und seine blauen Augen starrten stets in unergründliche Ferne. Doch hinter der harmlosen Fassade dieses Gesichts verbarg sich ein wacher Geist. Niemand vermochte so rasch wie Coron eine verworrene Lage zu überblicken und die richtige Entscheidung zu treffen. In zahlreichen Krisen hatte sich sein Verstand bewährt, und so hatte er das Wohlwollen der Großgilde erworben.
    Aelarian Trurac beobachtete, wie sich der Kapitän neben die Seeleute stellte und auf das Wasser blickte. Geduldig wartete der Großmerkant, bis Coron seine Augen von den fernen Schiffen abgewandt hatte. »Nun, Kapitän«, fragte Aelarian, »was nähert sich dort am Horizont - Freund oder Feind?«
    »Schwer zu sagen.« Coron Naracs Mundwinkel wirkten verkniffen, doch dies ließ keinen Rückschluß auf seine Gedanken zu. Tatsächlich hatte ihm eben dieser Gesichtsausdruck seinen Spottnamen eingetragen. »Wir sind zu weit entfernt, um die Farben der Segel zu erkennen. Der Größe nach könnte es sich um sitharische Karacken handeln.«
    »Kriegsschiffe also«, folgerte der Großmerkant. »Ich zähle sechs Schiffe - ein ungewöhnlich großer Verband, wo die kaiserliche Flotte doch in Swaaing vor Anker liegt.«
    Coron nickte. »Vermutlich sind es die Schiffe eines Fürsten. Das Fürstentum Thoka verfügt über sechs Karacken, und Morthyl nennt ein knappes Dutzend dieser Schiffe sein Eigen. In den letzten Kalendern habe ich oft morthylische Karacken das östliche Silbermeer durchstreifen sehen, meist auf Piratenjagd. Ein solches Aufgebot ist allerdings ungewöhnlich.« Er blickte Aelarian aus trüben Augen an. »Vieles hat sich verändert im Silbermeer. Der Fall des Leuchtturms ist eine Katastrophe für Sithar, und letztlich auch für Troublinien. Wenn die Frühjahrsstürme beginnen und der Herrscher von Fareghi sich weigert, das Licht des Leuchtturms zu entzünden, wird der Seehandel zum Erliegen kommen.«
    »Eidrom von Crusco wird sich das Entzünden der Flamme teuer bezahlen lassen«, sagte Aelarian. »Die Besetzung der Insel war ein kluger Zug. Ob dieser selbsternannte König sie allerdings halten kann, wage ich zu bezweifeln. Das Kaiserreich wird sich den Leuchtturm rasch zurückholen.«
    »Was hat es mit der Magie dieses Turms eigentlich auf sich?« hakte sich Cornbrunn in das Gespräch ein. »Ist es wahr, daß ohne den Leuchtturm eine Überquerung des Silbermeers unmöglich ist?«
    Kapitän Coron nickte. »Das Silbermeer ist ein tückischer Ozean. Manches Schiff ist schon Opfer der gefährlichen Winde geworden, und das Wasser ist uns Seefahrern nicht wohlgesonnen. Oft zerreißen mächtige Strudel die zuvor ruhige Wasseroberfläche und ziehen ein Schiff in die Tiefe; plötzliche Seebeben erschüttern den Meeresgrund und werfen haushohe Wellen auf. In tieferen Gewässern lauern die Silberfänger, deren Kiefer jeden Schiffsrumpf wie eine Nuß zerknacken.« Er hob den linken Arm und zeigte einen Reif, den er unterhalb des Handgelenks trug; ein Armband aus gehämmertem Silber, auf dem das Zeichen einer Flamme prangte. »Vor all diesen Gefahren schützt uns die Macht des Leuchtturms, den der Seefahrer Varyn vor über zweitausend Jahren auf Fareghi errichtete. Er war der erste Mensch, der das Silbermeer überquerte und die bösen Geister des Wassers bezwang. Seit der Erbauung des Leuchtturms brennen die Feuer auf Fareghi und bewahren die Seefahrer vor dem Fluch des Meeres - solange sie geweihtes Silber mit dem Zeichen Varyns bei sich tragen.« Er fuhr mit der rechten Hand über den Armreif. »Dies ist ein Turmbinder - ein Erbstück meiner Familie. Schon meine Vorfahren nutzten dieses Kleinod, um die Magie des Leuchtturms anzurufen. Wer es trägt, kann die Feuer von Fareghi erblicken, ganz gleich, an welcher Stelle

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