Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
Vom Netzwerk:
verlierst du dich darin.« Seine Augen waren auf ihr umherwirbelndes Haar gerichtet. »Auch ich war einst voller Haß; ich haßte den Mann, der mich verraten hatte - den Feigling Bars Balicor, der mich erdolchen wollte, obwohl ich ihm den Weg zur Macht eröffnet hatte. Ich half ihm, seine kümmerlichen magischen Fähigkeiten zu entfalten, half ihm, innerhalb der Kirche aufzusteigen; er aber verriet mich, als ich seinen Plänen im Weg stand. Doch habe ich mich zu einem Racheakt hinreißen lassen, als ich Bars Balicor in Thax wiedertraf? Nein - ich habe mir seine Angst vor meiner Rache zunutze gemacht. Als neuer Hohepriester Sithars leistet er mir inzwischen gute Dienste. Oft sind einstige Feinde nützliche Werkzeuge. Verstehst du, was ich dir sagen will?«
    Sie verstand nicht und wollte nicht verstehen. »Ihr habt mir ein Versprechen gegeben, Rumos. Nur deshalb bin ich Euch gefolgt. Mit Eurer Hilfe will ich Tarnac von Gyr heimzahlen, was er mir antat. Nur sein Tod kann mir Frieden bringen.«
    Rumos schürzte abfällig die Lippen. Dann, mit einer plötzlichen Bewegung, packte er Ashnadas Haare und riß ihren Kopf zurück; er krachte gegen seine knöchrige Schulter. Verzweifelt versuchte sie, den Priester abzuwehren, doch der Griff seiner Hand war eisern. »Wenn es das ist, was du willst, solltest du dich zusammenreißen«, fauchte er ihr ins Ohr. »Ich muß mir auf Morthyl deines Schwertarms sicher sein! Den Weg nach Tyran kann ich nur mit Gewalt erzwingen, und dazu brauche ich dich! Ich kann nicht dulden, daß du auf eigene Faust deine Rachepläne verfolgst.« Er löste seine Hand aus ihrem Haar und stieß sie von sich.
    Ashnada taumelte nach vorn und schlug mit dem Gesicht gegen den Zinnspiegel, der sich daraufhin von der Wand löste und zu Boden fiel. Für einen Moment wurde ihr schwarz vor Augen. Dann hatte sie sich wieder gefangen, schnellte zu dem Priester herum.
    Rumos stand abwartend vor ihr, die Hand erhoben. Sein Greisengesicht ließ keine Regung erkennen. Mit stolzer Ruhe strich sich Ashnada die zerzausten Haare aus dem Gesicht. »Ihr werdet mich nie wieder auf diese Weise anfassen.« Ihre Stimme klang beherrscht, doch ihre Augen funkelten, so daß Rumos zurückwich. »Wenn Ihr es nochmals wagt, werde ich Euch töten.«
    Rumos stieß ein Lachen aus, doch es klang unsicher. »Hast du vergessen, daß du mir nichts anhaben kannst?« Zwischen den Fingern des Priesters war ein rötliches Glimmen zu erkennen, das jedoch verlosch, als er die Hand sinken ließ. »Du bist klug genug, es kein zweites Mal zu versuchen, mich niederzustrecken!«
Ja,
dachte Ashnada,
denn das zweite Mal wird es kein Versuch mehr sein. Noch weiß ich nicht, wie sich dein Zauber brechen läßt, doch ich werde es herausfinden.
Wortlos starrte sie den Zauberer an, bis dieser sich abwandte.
    »Schluß mit den Spielchen, Ashnada. Ich habe bereits genug Ärger auf diesem Schiff.« Er strich sich das schmutzige Leinengewand glatt. »Der troublinische Gildenrat traut mir nicht mehr und hat mir einen alten Widersacher als Begleitung aufgenötigt.«
    »Ihr meint Aelarian Trurac«, erwiderte Ashnada, »den Großmerkanten.«
    Rumos nickte. »Aelarian ist ein Angehöriger der Großgilde, wenn auch ohne großen Einfluß. Er hat sich aus der hohen Politik des Rates meist herausgehalten und gilt als unverbesserlicher Abenteurer und Hohnredner, der es vorzieht, durch Troublinien zu reisen und die Entscheidungen des Gildenrates zu verspotten. Er verkehrt mit allerlei zwielichtigen Gestalten - mit Gegnern der Tathril-Kirche, mit Fechtkünstlern, Barden und Kurtisanen. Dennoch wagte es dieser Tagedieb, auf dem Siebten Gildenkongreß gegen mich die Stimme zu erheben, als ich der Kirche größeren Einfluß in Troublinien verschaffen wollte. Hätte ich nicht bereits mehrere Gildenräte auf meiner Seite gewußt, wären seine Worte auf fruchtbaren Boden gefallen.«
    »Zählt Ihr ihn deshalb zu Euren Feinden?« fragte Ashnada.
    Rumos schüttelte den Kopf. »Nein, unsere Feindschaft ist älter. Wir teilen einige Geheimnisse. Auf jeden Fall paßt mir seine Anwesenheit auf diesem Schiff nicht.«
    Ashnada musterte den Bathaquari kühl. »Wollt Ihr, daß ich ihn für Euch beseitige?«
    »Nein«, sagte Rumos mit Nachdruck. »Ich habe es nicht nötig, meine Gegner mit der Klinge aus dem Weg zu räumen. Solche Verzweiflungstaten überlasse ich intriganten Dummköpfen wie Bars Balicor.« Er schritt langsam zur Tür. »Ich werde Aelarian auf andere Weise loswerden, und zwar

Weitere Kostenlose Bücher