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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Zeit, als man in Troublinien noch in den Sümpfen lebte und Moorgeister anbetete. Damals landete das Schiff des Seefahrers Varyn an Morthyls Küste. Er war ein Gyraner und zugleich der erste Mensch, der es wagte, das Silbermeer zu befahren. Er entdeckte die Inseln Vodtiva und Pendekowin, Morthyl und Fareghi, wo er seinen legendären Leuchtturm errichtete, von dem uns Kapitän Coron berichtete. Niemand weiß, woher Varyn seine Zauberkräfte nahm, um den magischen Turm zu bauen. Als er das Silbermeer erforschte, war den Menschen die Magie noch unbekannt; erst viele Jahrhunderte später sollte Durta Slargin die Quellen bändigen und die Logen gründen. Die Entstehung des Leuchtturms bleibt deshalb ein Rätsel, an dem sich die Zauberer bis heute die Zähne ausbeißen.« »Was wurde aus diesem geheimnisvollen Seefahrer?«
    »Nach der Erbauung des Leuchtturms setzte Varyn seine Reise fort und erreichte die Küste des heutigen Fürstentums Varona, das nicht ohne Grund seinen Namen trägt. Hier gründete er die Stadt Vara und lebte dort bis zu seinem Tod. Die Sitharer verleugnen bis heute, daß ihre langjährige Residenzstadt von einem Gyraner errichtet wurde. Um so inniger wird Varyn in seiner Heimat verehrt; auf ihn beriefen sich die gyranischen Seeherren, als sie Morthyl und Vodtiva versklavten. Bis heute erhebt der König von Gyr Anspruch auf das Silbermeer, weil er sich als ein Erbe Varyns betrachtet.«
    »Das sind wohl eher Wunschträume eines gefallenen Despoten, der sich vor den Goldei im Süden seines Reiches versteckt«, sagte Cornbrunn gehässig. »Tarnac von Gyr mag vieles sein - ein Tyrann, ein gewiefter Stratege, ein Nachkomme des Meergottes, doch gewiß nicht König des Silbermeeres. Dieser Titel steht wohl eher Eidrom von Crusco zu. Wer den Leuchtturm beherrscht, beherrscht auch das Meer.«
    »Das ist unbestritten. Doch wie lange wird sich Eidrom auf Fareghi halten? Die Morthyler werden ihn nicht ewig auf der Insel dulden.« Aelarian verharrte auf den Schieferplatten und blickte auf das tobende Meer. »Dank der Umtriebe unseres Freundes Rumos Rokariac könnten wir rascher in diesen Konflikt hineingeraten, als uns lieb ist. Ich habe keine Ahnung, was unser graubärtiges Großväterchen im Schilde führt, doch es ist mir nicht wohl dabei.«
    »Und dieses Unwohlsein verleitet Euch dazu, in abgelegenen Fischerdörfern Erkundigungen über die Insel Fareghi anzustellen«, stöhnte Cornbrunn auf. »Manchmal scheint es mir, als wäre dies alles ein Spiel zwischen Euch und Rumos, ein Wettstreit alter Kontrahenten, die stets aufs Neue ihre schartigen Klingen kreuzen.« Aelarian nickte. »Im Gildenrat habe ich Rumos manche Niederlage bereitet, doch er hat es mit gleicher Münze zurückgezahlt. Auf sein Drängen hin wurde ich aus Taruba verbannt, und als er Uliman Thayrins Ausbildung an sich riß, wollte er damit vor allem mich demütigen und mir beweisen, wie vergeblich meine Bemühungen gewesen waren, den Prinzen zu erziehen.« Aelarians Worte klangen wehmütig. »Wenn ich dort auf das Meer blicke, erinnere ich mich an einen Moment zurück, der nun einige Jahre zurückliegt. Damals reiste ich mit Uliman durch Troublinien; der Junge war etwa neun Jahre alt. Ich wollte ihm das Leben fernab der großen Städte zeigen, das pralle Leben mit all seinen Freuden und Ausschweifungen: Dorf feste, auf denen Wein aus vollen Fässern ausgeschenkt wird, auf denen Frauen ihre Brüste beim Tanz entblößen und knackige Burschen mit ihren Liebhabern im freien Feld verschwinden…«
    »Hört, hört!« unterbrach ihn Cornbrunn. »Nun verstehe ich Eure Liebe zum ländlichen Leben!« Aelarian fuhr in schwärmerischem Tonfall fort. »Uliman sollte die fahrenden Gaukler sehen, die mit ihren Wägen durch die Lande ziehen, mit ihren Fackeln die Nächte erhellen und dabei den Töchtern und Söhnen des Bauernvolks schöne Augen machen; oder die Hurenhäuser von Torquiat, wo Jünglinge beim Kartenspiel über ihre lüsternen Väter scherzen, die sich im Nachbarraum an blutjungen Mädchen und Knaben vergehen, wo alternde Kurtisanen ihren Kunden die fragwürdigsten Genüsse versprechen, wo Lust und Begierde jene großen Tugenden als Lügen entlarven, von denen die Barden so schwärmen - Treue und Keuschheit. All dies wollte ich Uliman zeigen; er sollte verstehen, wie die Menschen leben, über die er einst herrschen wird. Denn was hatte er in Thax schon darüber erfahren? Sein Vater, Akendor Thayrin, hatte ihm nichts mit auf den Weg gegeben als

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