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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Silbermeer zu erkennen; ihre leichte Grünfärbung verlieh den Wellen und dem wolkenverhangenen Himmel ein bedrohliches Aussehen. Sie war im Fürstentum Thoka gefertigt worden, in den Glasereien von Serys, die seit jeher das klarste und härteste Glas brannten, das auf Gharax zu finden war. Zudem war die Scheibe an einigen Stellen mit einem besonderen Schliff versehen; blickte man durch sie auf das Meer, erschienen die vor Morthyl gelegenen Inseln in starker Vergrößerung. Auf diese Weise konnte man vom Ratssaal aus bis nach Fareghi sehen, das sonst kaum mehr als ein Punkt am Horizont war. Mit finsterer Miene starrte Fürst Perjan auf die ferne Insel. »Zumindest hat sich unser Verdacht bestätigt. Das kathygische Heer wird von Galbar Are aus mit Waffen und Nahrung versorgt. Die Verräter stehlen die Waren aus unseren Lagern und bringen sie heimlich nach Fareghi.«
    Der erste Berater nickte. »Der Leuchtturm leitet ihre Schiffe durch die stürmischsten Nächte. Unsere hingegen zerschellen an den Klippen, sobald sie sich der Insel nähern. Solange wir nicht nach Fareghi übersetzen können, stehen wir Eidrom machtlos gegenüber. Bislang hatten wir darauf gehofft, ihn und sein Heer aushungern zu können. Doch es wird immer wieder Abtrünnige geben, die Eidrom mit Nahrung beliefern, wenn er ihnen im Gegenzug zu einer sicheren Passage durch das Silbermeer verhilft.«
    Perjan Lomis schleuderte die abgerissene Kordel zu Boden. »Ich werde nicht länger mit ansehen, wie sich dieser dahergelaufene Baron als Herrscher des Silbermeeres aufspielt ! Es muß einen Weg geben, die Macht des Leuchtturms zu brechen. Habt Ihr die Tathrilya in dieser Angelegenheit um Rat gefragt?«
    »Die Priester waren keine große Hilfe. Sie behaupten, die Sphäre des Leuchtturms nicht beeinflussen zu können. Es gibt allerdings einen von ihnen, der Euch schon seit Tagen zu sprechen wünscht; ein Troublinier namens Rumos Rokariac. Er führt einen Schutzbrief der Großgilde mit sich und zudem ein beglaubigtes Schreiben des neuen Hohenpriesters Bars Balicor. Er bietet Euch an, unsere Flotte unbeschadet nach Fareghi zu bringen. Vielleicht sollten wir ihn anhören; er wartet unten in der Gasthalle auf eine Audienz.«
    Aus Fürst Perjans Gesicht sprach Widerwillen. »Ein Troublinier… nun, von mir aus soll er vorbringen, was er zu sagen hat. Doch er soll sich kurz fassen! Meine Zeit ist kostbar.«
    Ein Saaldiener wurde angewiesen, den Priester zu holen. Perjan Lomis verharrte am Fenster, den Blick auf Fareghi gerichtet. Seine Finger tippten gegen die Scheibe, als wollte er durch das Glas nach der Insel tasten, die in greifbarer Nähe zu liegen schien und doch unerreichbar für ihn war.
    Er wandte sich um, als er Schritte hinter sich vernahm. Ein auffallend großer Mann kam durch den Saal auf ihn zu. Das graue Haar und die zerknitterte Haut verrieten sein hohes Alter. Er trug die weiße Kutte der TathrilKirche. Sein bärtiges Gesicht wirkte unfreundlich, der Mund war ein verhärmter Strich.
    Der Priester verneigte sich. »Ich grüße Euch, Fürst Perjan. Mein Name ist Rumos Rokariac, und ich bin geweihter Priester der Kirche des Tathril, die sich…«
    »Eure Referenzen sind mir bekannt«, unterbrach Perjan ihn kühl. »Ich bin kein großer Freund Eures Glaubens, und ebenso wenig bin ich ein Freund Eures Landes. Die frechen Angriffe der troublinischen Freibeuter sind eine lästige Plage. Es wird der Tag kommen, an dem der Thronrat diesem Treiben ein Ende setzt.« Der Priester schürzte den Mund, so daß der Ansatz seiner vergilbten Zähne zu sehen war. »Hat der Thronrat zur Zeit nicht andere Probleme, Fürst Perjan? Über den Vormarsch der Goldei seid Ihr gewiß unterrichtet, und nun, da ein neuer Kaiser den Thron besteigt, wird wohl niemand in Sithar ernsthaft einen Krieg gegen Troublinien erwägen.«
    Perjan Lomis nickte. »Die Nachricht von Akendors Tod hat mich vor einigen Tagen erreicht. Welch tragisches Schicksal, daß unser Kaiser schon in so jungen Jahren von uns gehen mußte.«
    »Ja, äußerst tragisch«, sagte Rumos Rokariac. »Der Silberne Kreis wird Prinz Uliman zum Herrscher ernennen wenn auch ohne Eure Stimme, denn Ihr habt es vorgezogen, nach Morthyl zurückzukehren.« Fürst Perjan spielte ungeduldig mit den Ringen an seinen Fingern. »Ich habe Thax verlassen, um die kathygischen Eindringlinge aus meinem Fürstentum zu vertreiben. Mein Sohn Stun wird mich im Thronrat vertreten; ich habe ihm die Fürstenkette überlassen, und somit ist

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