Flammenbucht
unmöglich gehalten.«
Ja, Thax war gefallen; die glorreiche Stadt Thax, das Zentrum des palidonischen Hochlandes. Oftmals in ihrer Geschichte hatte sie am Abgrund gestanden, war von candacarischen Kriegern verwüstet und von arphatischen Truppen geschleift worden, hatte zahlreiche Belagerungen und Erdbeben überstanden. Doch nie war Thax wirklich zerstört worden. Es hatte sich immer erholt und seine Bedeutung als Hauptstadt des Hochlandes behauptet. Würde es ihr auch diesmal gelingen, aus den Trümmern wiederaufzuerstehen? Wenn die Gerüchte stimmten, dann hatten Nhordukaels Anhänger die gesamte Stadt in Brand gesetzt. Nachdem sie das kaiserliche Heer unweit des Berges Arnos vollständig aufgerieben hatten, waren sie nach Thax weitergezogen, um ihr Werk zu vollenden. Die Bevölkerung war vor den Weißstirnen geflüchtet. Thax aber stand in Flammen, und nur die fanatischen Anhänger des ›Auserkorenen‹ wachten noch über die schwelenden Mauern.
»Bald werden die Überlebenden der Schlacht nach Persys zurückkehren«, sagte Baniter leise. »Die meisten sind schwer verwundet, dem Tod näher als dem Leben. Fürst Vildor Thim soll in einem Feuersturm lebensgefährlich verletzt worden sein. Hoffentlich ist er klug genug, sich in einer geschlossenen Sänfte nach Persys tragen zu lassen; denn wenn sich im Volk herumspricht, daß selbst der höchste Feldherr des Reiches verwundet wurde, könnte das zu einer Panik führen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl, als ich von diesem jungen Priester und seinem ›Wunder‹ hörte. Meine Vorahnungen haben sich bestätigt. Thax ist gefallen, das Hochland auf lange Zeit verloren.«
»Wird der Silberne Kreis nun darauf drängen, Nhordukael endgültig zu vernichten?«
»Der Thronrat hat sich noch nicht entschieden. Im Augenblick herrscht nichts als Sprachlosigkeit und Entsetzen unter den Fürsten. Manch einer hat treue Diener in Thax zurückgelassen, die Opfer des Feuersturms geworden sind; darüber hinaus steckte eine Menge fürstliches Geld in den Gießereien der Stadt.« Baniter ließ die Hand seiner Gattin los. »Wenn sich der erste Schrecken gelegt hat, werden die Fürsten einsehen, daß es wenig Sinn macht, Nhordukael erneut die Stirn zu bieten. Dieser Zauberer ist mit gewöhnlichen Mitteln nicht zu besiegen. Ich werde dem Silbernen Kreis vorschlagen, einen Waffenstillstand mit ihm zu schließen. Seine Macht ist auf das palidonische Hochland begrenzt; mag Nhordukael es ruhig behalten für die kommende Zeit. Das Kaiserreich sollte sich besser auf die Verteidigung seines Kernlandes konzentrieren.«
Jundala kniff die Augen zusammen. »Du willst das Hochland aufgeben? Das wird Fürst Binhipar niemals zulassen. Sein Fürstentum Palidon wäre in einem solchen Fall vom Reich abgeschnitten.«
»Er wird es nicht verhindern können. Die übrigen Fürsten stehen in dieser Frage gegen ihn. Ihnen kann nicht daran gelegen sein, das Heer in einem unsinnigen Rachefeldzug zu verschleißen. Binhipar wird sich hüten, Einspruch zu erheben, wenn er seine Stellung im Thronrat nicht gefährden will.« Baniter schöpfte eine Handvoll Sand von der Düne und ließ die Körner zwischen seinen Fingern hindurchrieseln. »Natürlich wird er versuchen, es mir heimzuzahlen, doch solange die Umstände so ungünstig sind, muß er stillhalten. In Vara werden die Karten neu gemischt; dort wird sich entscheiden, wer in Zukunft im Kaiserreich herrscht.«
»Dann wird der Silberne Kreis also nach Vara umsiedeln«, sagte Jundala mit einem Anflug von Beklommenheit in der Stimme.
»Uns bleibt keine andere Möglichkeit. Thax ist zerstört, der Silberne Kreis befindet sich auf der Flucht, die Einheit des Reiches ist bedroht. Wenn das Kaiserreich nicht auseinanderfallen soll, muß der Thronrat sich in Vara behaupten, dem Zentrum Sithars. Nur von Vara aus läßt sich das Reich in diesen Zeiten regieren.« Baniter warf die letzten Sandkörner fort. »Sicher, es wird Widerstände geben. Varas Bürgerschaft war schon immer selbstbewußt; in den vergangenen Jahren hat sie Gefallen daran gefunden, daß der Silberne Kreis in Thax weilt und die einstige Hauptstadt in Frieden läßt. Es wird den Stadtoberen nicht schmecken, wenn der Thronrat in den alten Kaiserpalast zurückkehrt. Das größte Problem ist allerdings Hamalov Lomis, der von einem Tag auf den anderen die Macht über sein Fürstentum verliert.«
»Er wird sie kaum freiwillig abgeben«, warnte Jundala.
»Hamalov wird
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