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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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sehen, daß der Fall von Thax unser Reich nicht gefährden kann, daß Sithar stark genug ist, mit einem neuen Kaiser an der Spitze allen Feinden zu trotzen. Heute wird sich entscheiden, ob unser Reich auseinanderbricht oder bestehen bleibt - und mir ist es zu verdanken, wenn letzteres gelingt.«
    Eine Weile blickten beide schweigend aufs Meer. Dann legte Jundala die Hand auf den Arm ihres Mannes, und Baniter wandte sich ihr zu, küßte sie, versuchte seinen Groll zu vergessen.
    Nach einer Weile lockerte er seine Umarmung. »Ich muß nach Persys zurückkehren, Liebste. Vor den Feierlichkeiten soll eine Abordnung des Kaiserreiches bei der arphatischen Königin vorsprechen. Vermutlich will Inthara die angespannte Lage nutzen, um dem Thronrat weitere Zusagen abzupressen.« Die Arphater hatten Persys vor zwei Tagen erreicht und sogleich ein Zeltlager vor dem Nordtor der Stadt errichtet. Baniter hatte aus der Ferne die bunten Fahnen mit dem Sonnenzeichen im Wind flattern sehen. »Die Fürsten haben sich darauf verständigt, mich als Unterhändler zu entsenden.«
    »Sprachen sich auch Binhipar und Scorutar für dich aus?« fragte Jundala ungläubig.
    Baniter zuckte mit den Schultern. »Das ›Gespann‹ konnte mein Verhandlungsgeschick in Praa schlecht leugnen. Allerdings besteht Fürst Scorutar darauf, mich zu begleiten. Offenbar will er mich diesmal selbst überwachen.« Er streifte sich den Mantel über und erhob sich. »Thax ist untergegangen, doch der Kampf um die Herrschaft geht weiter. Das ›Gespann‹ wird uns auch in Vara das Leben schwermachen.«
    Jundala gab keine Antwort, doch Baniter spürte ihr Unbehagen.
Sie hat sich verändert, seit sie mich im Silbernen Kreis vertreten hat. Die unschönen Ereignisse, die zu Akendors Sturz führten, haben sie verwirrt - und dies ausgerechnet jetzt, wo ich so sehr auf sie angewiesen bin.
Seit Baniter aus Arphat zurückgekehrt war, fühlte er sich seiner Frau stärker verbunden als je zuvor; die Vertrautheit zwischen ihnen war von einer größeren Innigkeit begleitet, als er es aus den früheren Jahren ihrer Ehe her kannte. Zugleich fühlte sich Baniter jedoch von ihr unverstanden; sein Ehrgeiz, den sie früher an ihm so geliebt hatte, schien sie nun zu befremden.
Ich werde ihre Zweifel zerstreuen müssen. Die Familie Geneder muß zusammenhalten ! Nur gemeinsam sind wir stark genug, dem ›Gespann‹ die Stirn zu bieten!
Er reichte ihr die Hand, zog sie zu sich hoch. Gemeinsam stiegen sie die Düne hinunter.
Doch zunächst gilt es, die arphatische Königin zu beruhigen. Nach Akendors Tod und dem Fall unserer Hauptstadt werde ich einige Wogen glätten müssen, um Intharas Vertrauen zurückzugewinnen.
    Die Pflastersteine glühten wie die Kohlen eines Lagerfeuers. Ihr dunkelrotes Schimmern erhellte die Gasse. In den Rillen war das Gestein längst geschmolzen; träge floß es dahin als ein glühender Strom. Gelegentlich stoben Funken auf, wenn ein Pflasterstein in der Hitze zerbarst.
    Langsam durchschritt Nhordukael die Gasse. Er hatte seine hohepriesterliche Kutte angelegt. Dunkler Rauch stieg aus dem Stoff empor, umhüllte Nhordukaels Gestalt. Seine Füße waren entblößt. Wenn die nackten Fußsohlen das Pflaster berührten, war ein Zischen zu vernehmen, als ob Wasser auf den glühenden Steinen verdampfte.
    Nhordukael ließ den Blick umherschweifen. Auf beiden Seiten der Gasse standen die Häuser von Thax in Flammen. Längst hatte das Feuer die Balken und Dachstühle verschlungen; allein die steinernen Wände schwelten noch vor sich hin, stumme Zeugen des Feuersturms, der über die Stadt hereingebrochen war. Rauch trübte den Himmel, und die Luft war voller Ruß. Jeder Atemzug ließ einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge zurück; und Nhordukael genoß ihn, er erschien ihm köstlicher als jeder Rosenduft.
    Auch seine Begleiter bewegten sich ohne Mühen durch die brennende Stadt. Fast zweihundert Weißstirnen folgten dem Hohenpriester. Viele von ihnen waren gezeichnet von der Schlacht gegen das kaiserliche Heer, doch dies hatte ihren Eifer nicht gemildert. Stolz marschierten sie hinter Nhordukael her, die rotschimmernden Klingen ihrer Schwerter und Dolche, Säbel und Messer vorausgerichtet. Auch sie hatten die Schuhe abgestreift, schritten mit bloßen Füßen über die glühenden Steine. Das Feuer konnte ihnen nichts anhaben; es war ihr Verbündeter.
    Das Auge der Glut hat sein Versprechen gehalten,
triumphierte Nhordukael.
Es wollte meine Feinde in Thax vernichten, es

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