Flammenbucht
sich zur Wehr setzen«, erwiderte Baniter, »und damit erst recht seinen Niedergang besiegeln. Bald wird er die varonische Fürstenkette abstreifen müssen - und dem rechtmäßigen Herrscher Varonas den Weg ebnen!« Der Triumph in seiner Stimme war unüberhörbar.
»Du glaubst nicht im Ernst, daß Scorutar und Binhipar das Fürstentum zurück in deine Hände geben werden«, entfuhr es Jundala.
Baniters Blick wanderte zurück auf die Weiten des Meeres. »Vielleicht nicht sofort; sie werden Hamalov stützen, solange es geht. Doch wenn ich in Vara bin, wird die Zeit für mich arbeiten. Die Menschen haben nicht vergessen, daß einst ein Geneder über die Stadt herrschte. Seit der Teilung Ganatas ist es mit Vara bergab gegangen. Für viele wird es wie ein Wink des Schicksals aussehen, wenn der wahre Erbe des Fürstentums zurückkehrt.« Ruckartig wandte er den Kopf seiner Gemahlin zu. »Lange habe ich auf diesen Moment gewartet, Jundala - auf den Tag, an dem ich die Schmach, die man meiner Familie antat, aus der Welt schaffen kann. Seit der Gründung des Kaiserreiches wurden wir von der Macht ferngehalten, obwohl wir die einflußreichste Familie Sithars waren, und schließlich unserer Besitztümer beraubt, als mein Großvater es wagte, sich gegen diese Ungerechtigkeit aufzulehnen. Mir ist es bestimmt, die Ehre der Geneder wiederherzustellen. Gnade demjenigen, der mir dabei im Wege steht!«
Baniter hatte die letzten Worte im Zorn gesprochen. Seine grünen Augen funkelten, und Jundala schreckte vor ihm zurück. Sie versuchte erneut, seine Hand zu ergreifen, doch Baniter entzog sie ihr.
»Du weißt, daß ich auf deiner Seite stehe«, beschwor Jundala ihn. »Ich glaube an dich, und ich liebe dich, und ich werde dich lieben bis ans Ende. Doch ich beschwöre dich, Baniter, setze nicht alles aufs Spiel, was wir erreicht haben. Deinem Großvater ist Unrecht geschehen, doch auch er wollte zu viel und wollte es zu schnell…er hat großes Unheil über deine Familie gebracht.«
»Unheil?« rief Baniter. »War er es, der Unheil brachte, oder die Fürsten, die ihm in den Rücken fielen? Norgon Geneder wollte die Macht nicht für sich erringen; er wollte die Unabhängigkeit des Silbernen Kreises bewahren und den Tyrannen Torsunt Thayrin in die Schranken weisen.« Sein Blick verdüsterte sich. »Ich weiß noch zu wenig über die damaligen Ereignisse. Sobald ich in Vara bin, werde ich in Erfahrung bringen, was meinen Großvater tatsächlich dazu trieb, Torsunt die Stirn zu bieten. Ich werde seine Unschuld beweisen, Jundala. Das bin ich meiner Familie schuldig.«
»Du bist deiner Familie schuldig, sie nicht ins Verderben zu stürzen! Willst du das Leben unserer Kinder gefährden? Binhipar Nihirdi wird uns vernichten, wenn du die Macht im Kaiserreich an dich reißt. Er wartet nur auf einen Fehltritt von dir!« Obwohl sie Baniters abweisenden Blick bemerkte, fuhr sie fort. »Und noch etwas muß ich dir sagen, Baniter. Lange habe ich nachgedacht, ob ich dich damit behelligen soll, doch nun erscheint es mir zu bedeutsam. Am Tag, als Kaiser Akendor starb, führte ich ein Gespräch mit Tundia Thim, der Schwester Scorutars…«
Baniters Lippen wurden schmal. »Willst du erneut den Kindsmord bejammern, zu dem sich Akendor hinreißen ließ? Ich habe dir gesagt, daß ich nichts davon hören will!«
Jundala war den Tränen nahe. »Tundia schwört, daß Akendor am Leben ist! Sie ist der festen Überzeugung, daß Binhipar und Scorutar ihn fälschlich für tot erklärten und insgeheim noch immer gefangen halten oder gar aus seiner Zelle entkommen ließen.«
Baniter runzelte die Stirn. »Unsinn! Ich stand am Tag des Begräbnisses an Akendors Sarg, als er in der Familiengruft der Thayrin beigesetzt wurde. Ich habe den Leichnam gesehen! Es war der Kaiser, bleich und tot, verreckt im Kerker, weil er dem ›Gespann‹ lästig geworden war. Akendor Thayrin ist tot und sein Sohn der rechtmäßige Nachfolger auf dem Kaiserthron!«
Jundala zögerte. »Tundia schien sich sehr sicher zu sein.«
Baniter winkte ab. »Sie will nicht wahrhaben, daß ihr die Möglichkeit genommen wurde, am Mörder ihres Kindes Rache zu nehmen. Denk nach, Jundala - warum hätte das ›Gespann‹ Akendor am Leben lassen sollen? Er war als Herrscher untragbar geworden. Sie haben ihn ermordet, um einen neuen, folgsameren Kaiser auf den Thron setzen zu können.« Er tastete nach seiner Fürstenkette. »Heute wird Uliman vor den Augen des Heeres gekrönt werden. Das Volk wird
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