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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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zu einem toten Priester herab, ein rothaariger, wohl vierzigjähriger Mann. Nhordukael hatte ihn nie zuvor gesehen; es mußte sich um einen jener troublinischen Priester handeln, die Bars Balicor in den letzten Kalendern geweiht hatte. Seine Hände hatte er vor dem Leib verkrümmt. Nhordukael kniete sich zu ihm herab, öffnete die starren Finger. Zu seiner Verwunderung entdeckte er ein Knochenstück in der Handinnenfläche. Nhordukael nahm es an sich und betrachtete es eingehend. Es schien sehr alt zu sein; die Kanten waren von der Berührung zahlloser Hände weichgeschliffen. An der Unterseite entdeckte Nhordukael ein Symbol. Er kniff die Augen zusammen.
    »Ein Dornenstil und herabfallende Blütenblätter«, murmelte er. Er glaubte, dieses Zeichen schon einmal gesehen zu haben. Fieberhaft dachte er nach. Dann ließ er das Knochenstück erschrocken sinken.
    Die verblühende Rose…das Zeichen der Bathaquar!
Er entsann sich der Geschichten, die Magro Fargh ihm über das Zeitalter der Spaltung erzählt hatte. Damals war die Kirche des Tathril in zwei Lager geteilt gewesen - die Tathrilya und die Bathaquar. In der Tathrilya hatten sich jene Priester gesammelt, die den Glauben an Tathril im gesamten Volk verbreiten wollten, während die Bathaquar die Kirche als Gemeinschaft der Zauberer bewahren wollte. Die Bathaquar hatte sich im Lauf der Jahrzehnte zu einer obskuren Sekte entwickelt, die für kurze Zeit die Macht im Kaiserreich an sich gerissen hatte. Dies aber war ihr schlecht bekommen; die Fürsten Sithars hatten die Zauberer gestürzt und ihnen den Prozeß gemacht. Sämtliche Priester der Bathaquar waren in flüssigem Silber ertränkt worden. Ihre Tempel waren niedergebrannt und ihre Anhänger eingekerkert worden. So war von der Sekte nichts weiter übriggeblieben als düstere Erinnerungen - und ihre Zaubersprüche, die noch immer an den Brennenden Berg gefesselt waren. Nhordukael hatte sie im Herzen der Quelle gesehen und gespürt, welche Bosheit ihnen innewohnte. Sie hatten ihm enthüllt, wie gefährlich die Bathaquar einst gewesen war.
    Langsam hob er das Knochenstück empor und betrachtete das eingeritzte Symbol.
Die Rose war das Zeichen des Bathos, des Gründers der Bathaquar; mit ihr unterzeichnete er seine Schriften. Als die Kirche ihn in den Kellern des Doms zu Vara verhungern ließ, wählten seine Anhänger das Symbol der verblühenden Rose, um auf ewig an Bathos' Tod zu erinnern. So hat es mir Magro Fargh erzählt… doch warum befindet sich das Zeichen auf diesem Knochen? Ist die Bathaquar nicht bis auf den letzten Mann ausgerottet worden?
    Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. War es möglich, daß sein Widersacher Bars Balicor etwas mit dem Fundstück zu tun hatte? Hatte der einstige Erzprior von Thax die verschollenen Schriften des Bathos studiert und sich das Wissen der Bathaquar angeeignet? Gab es noch immer Anhänger der Bathaquar, die sich all die Jahrhunderte hindurch im verborgenen gehalten und nun mit Bars Balicor verschworen hatten?
    Es
ist mir zwar gelungen, diesen machthungrigen Priester aus Thax zu vertreiben, doch er wird alles daransetzen, mir das Auge der Glut wieder zu entwinden.
Nachdenklich steckte er das Knochenstück ein.
Die Zeit drängt! Ich muß den Gang in die Sphäre wagen, solange das Glück auf meiner Seite ist. Der Sieg,
den ich in den letzten Tagen errang, hat meinen Feinden stark zugesetzt; es wird eine Weile brauchen, bis sie ihre Kräfte bündeln und ein zweites Mal gegen mich vorgehen. Diese Zeit muß ich nutzen. Der Gang in der Sphäre… heute noch, ja, noch heute!
    Rasch kehrte er zum Ausgang der Weihungshalle zurück. Seine Schritte wurden von einem Zischen begleitet; und dort, wo seine nackten Fußsohlen den Boden berührten, begannen die Steinplatten zu glühen. So fiel Thax, die Hauptstadt des palidonischen Hochlandes -das erste Opfer des Auserkorenen. Zehn Tore gab es in Persys, durch die Reisende die Stadt betreten konnten. Einige von ihnen öffneten sich unscheinbaren Pfaden, die zu den Feldern oder zur Bucht führten; andere schirmten die breiten Straßen nach Vara, Thax und Condul ab. Die Straße nach Condul, die sich an der Küste entlangschlängelte, wurde vom Nordtor bewacht, einem mächtigen Gebäude aus Sandstein. Die breite Durchfahrt ließ Raum für mindestens drei Kutschen; oberhalb des Torbogens blitzten die Eisenspitzen eines Fallgitters, welches am Abend herabgelassen wurde, um die Stadt vor ungebetenen Gästen zu schützen. Darüber prangte in

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