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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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goldenen Lettern ein Name, denn jedes der Tore erinnerte an einen der zehn Gründer des Südbundes. Das Nordtor trug den Namen SUANT. Neben den Lettern funkelte das Emblem einer Möwe - das Wappentier der Familie Suant.
    Baniter hatte sich oft gefragt, ob Möwen eigentlich eitle Tiere waren, und er hatte diese Frage stets verneint. Möwen waren sich nicht zu fein, im Küstenschlick nach Fischkadavern zu wühlen, sich mit Stadttauben um schimmelnde Brotkrumen zu balgen, in fauligen Tanghaufen ihre Nester zu errichten. Um so erstaunlicher war die Eitelkeit des derzeitigen Stammhalters der Familie Suant - des Fürsten Scorutar, Herrscher über den Swaaing-Archipel und Anführer der kaiserlichen Flotte im Silbermeer. Auch für das heutige Treffen hatte er sich herausgeputzt; sein Gesicht war geschminkt und gepudert, das kastanienbraun gefärbte Haar zu kunstvollen Locken verdreht. Zudem trug Scorutar einen Mantel aus purpurnem Stoff, und seine gewachsten Stiefel glänzten im Sonnenlicht. Er hatte sein Pferd neben dem Tor zum Stehen gebracht; mit geschlossenen Augen saß er im Sattel und ließ sich von den Sonnenstrahlen wärmen.
    Baniter, der in Begleitung seiner Leibritter Merduk und Gahelin erschienen war, ritt langsam an Scorutars Seite und betrachtete den Fürsten. Scorutars Gesicht wirkte wie eine Maske; unter der Schminke waren deutlich die Falten zu erkennen, die er so sorgsam zu verbergen suchte, vor allem an den Mundwinkeln und Wangen. Der Fürst von Swaaing schien Baniters Blick bemerkt zu haben, denn er öffnete plötzlich die Augen. »Baniter Geneder…ich fürchtete schon, Ihr würdet nicht kommen.« Er strich sich mit affektierter Geste die Locken aus dem Gesicht.
    Baniter lächelte. »Ich würde Euch niemals die Bürde auferlegen, allein zu den Arphatern zu reiten. Die Eskapaden Eures Neffen Sadouter waren nicht gerade dazu geeignet, dem Namen Suant einen guten Klang in den Ohren der Königin zu verleihen.«
    Scorutar hob abfällig die nachgezeichneten Augenbrauen. »Euer Spott ist unangebracht, Baniter. Ihr habt es allein mir zu verdanken, daß Ihr zu der Unterredung mit der Königin hinzugezogen werdet. Fürst Binhipar sprach sich entschieden dagegen aus. Ich mußte ihn mühsam davon überzeugen, daß Eure… Erfahrungen in Arphat unserer Sache gute Dienste leisten werden.«
    Baniter bedankte sich mit einer höflichen Verneigung. Er glaubte Scorutar kein Wort; zweifellos hatte das ›Gespann‹ im Einklang entschieden, ihn zu den Arphatern mitzunehmen. Die Anwesenheit der Königin war für Scorutar und Binhipar ein Ärgernis; sie wußten nur zu gut, wie sehr sie in dieser Angelegenheit auf Baniters Unterstützung angewiesen waren.
    Scorutar lockerte die Zügel. »Laßt uns keine Zeit mehr verlieren. Die Arphater lagern nahe der Stadt. Je eher diese Unterredung beendet ist, desto besser.«
    Schweigend ritten sie auf der gepflasterten Straße nebeneinander her. Baniters Gefolgsleute Murdek und Gahelin folgten in gebührendem Abstand. In der Ferne war bereits das Lager der Arphater zu erkennen; die Fahne mit dem Sonnenzeichen flatterte im Wind. Ein flaues Gefühl breitete sich in Baniters Magen aus.
Nun werde ich also Königin Inthara wiedersehen -fernab vom Prunk der arphatischen Hauptstadt. Ich frage mich, welche Pläne sie verfolgt, nun, da Akendor tot ist und Arphat den Krieg gegen die Goldei eröffnet hat.
    Auch die Krönungsfeier bereitete ihm Kopfzerbrechen. Natürlich hatte der Thronrat die arphatische Königin zu den Feierlichkeiten eingeladen - ein gefährliches Unterfangen, denn die Reaktion der Bevölkerung auf die Anwesenheit der Arphater war nicht abzuschätzen. Die Stimmung in der Stadt war gespannt; durch die Kriegsvorbereitungen waren die Brotpreise in die Höhe geschnellt, und die Kriegssteuern erzürnten das Volk. Mit dem Untergang von Thax war zudem der wichtigste Handelspartner von Persys verlorengegangen; wenn die Umstände dieser Katastrophe bekannt würden, konnte es jederzeit zu einem Aufstand kommen. »Eigentlich müßte ich Euch dankbar sein, Baniter«, begann Scorutar unvermittelt. »Hättet Ihr den Thronrat nicht dazu gedrängt, nach Persys zu flüchten, wären auch wir ein Opfer von Nhordukaels Zorn geworden. Nur wenige Ritter, die wir in Thax zur Verteidigung zurückließen, haben den Feuersturm überlebt.« Er hielt inne. »Ja, eigentlich müßte ich dankbar sein - doch mir scheint, als käme Euch der Untergang von Thax nicht ungelegen. Nhordukael hat Euch beschert, was Ihr

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