Flammende Versuchung
inkompetenter Butler öffnete endlich. »Ihr seid gefeuert!«, knurrte Calder, als er sich an dem Mann vorbeidrängte. »Meggie! Meggie!«
»Ihr könnt mich nicht entlassen, ich arbeite nicht für Euch!« Der Mann sank in sich zusammen, als Calders Blick ihn traf, und trat rasch beiseite, nicht jedoch ohne zu murmeln: »Andauernd kommt jemand und stößt die Tür auf und brüllt nach irgend’ner Dame … Wir haben hier keine Meggie!«
Calder ignorierte ihn. »Meggie!«
Deirdre kam mit gerafften Röcken angerannt. Sophie war ihr dicht auf den Fersen. »Calder? Was ist los? Was ist mit Meggie?«
Er konnte es an ihrem Gesicht sehen, dass seine Tochter niemals in diesem Haus angekommen war. Eisiger Schrecken stahl ihm den Atem. »Oh Gott, Deirdre … sie ist verschwunden.«
Er ließ sich in ihre ausgebreiteten Arme fallen, und all ihre Schwierigkeiten waren vergessen, als sie seinen zitternden Körper fest an sich drückte.
Es war Sophie, wie immer praktisch veranlagt, die den
Augenblick zerstörte. »Lord Brookhaven, Ihr müsst den Umkreis Eurer Suche erweitern. Wenn wir alle in Brook House zusammentrommeln, können wir anfangen, systematisch nach ihr zu suchen.«
Sophie sprach seine Sprache. Die festen, praktischen Worte zogen ihn aus dem Sumpf des Schreckens und gaben ihm eine Aufgabe. Er richtete sich auf, ohne sich dabei jedoch aus Deirdres Armen zu lösen. »Richtig. Sophie, versammelt die hiesige Dienerschaft und bringt sie nach Brook House hinüber. Deirdre, hol dir einen warmen Mantel. Wir nehmen einen anderen Weg zurück und suchen unterwegs nach ihr.«
»Äh, Mylord … bin ich noch gefeuert?«
Calder hatte keinen Blick für den gedemütigten Mann übrig, als er an ihm vorbeiging. »Nicht, wenn Ihr meine Tochter findet.«
Vierundvierzigstes Kapitel
S obald Calder und Deirdre wieder in Brook House angekommen waren, schickten sie sofort die Dienerschaft zu Sophies »erweiterter Umkreissuche« aus. Calder hatte kaum die Tür hinter dem letzten Lakaien geschlossen, als der Türklopfer betätigt wurde.
Sie öffneten zusammen eilig die Tür, denn Fortescue war mit der Koordination der Suche beschäftigt. Ein zerlumpter Kerl stand da und streckte ihnen ein zusammengefaltetes Blatt Papier entgegen. Aus Gewohnheit warf Calder dem Mann eine Münze aus seiner Westentasche zu, während er zugleich das Papier entfaltete. Der Kerl war verschwunden, noch bevor Calder zu lesen begonnen hatte.
»Wenn Ihr Euer Kind unverletzt zurückhaben wollt, dann bringt Ihr Lady Brookhaven heute um Mitternacht zur Kreuzung im Hampstead Heath. Wir werden sie dann austauschen, und Ihr werdet versprechen, Eure nicht vollzogene Ehe sofort aufzulösen. Kommt allein! Baskin.«
Calder starrte den Zettel an. Entführt. Daran hatte er nicht einmal gedacht. Meggie war widerspenstig, wütend. Er hatte geglaubt, sie wäre vor ihm davongerannt wie ihre Mutter.
Wie Deirdre.
Deirdre. Er drehte sich zu ihr um. »Dein Geliebter will
dich noch immer.« Er hielt ihr den Zettel hin, überwältigt von seiner Wut und Angst.
Die Verwirrung auf ihrem Gesicht war deutlich, dann las sie die Mitteilung. »O mein Gott! Oh, Meggie!« Sie drehte sich zu ihm um. »Calder, Baskin ist verrückt. Er ist gefährlich!«
Calder starrte sie an, seine blauen Augen verengten sich. »Ist das ein Komplott, um mich so sehr zu ängstigen, dass ich zustimme? Das ist nicht nötig, musst du wissen. Ich könnte diese Ehe mühelos auflösen lassen. Es wäre teuer, und weder dein noch mein Ruf würden sich von dem Skandal jemals erholen, aber du hättest dann deinen Geliebten und ich hätte meine Tochter wieder.«
Deirdre schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht. »Calder, hör mir zu! Wir haben keine Zeit für deine Eifersucht. Wenn ich es dir doch sage: Baskin hat mich gestern in meinem Schlafzimmer angegriffen. Er ist den verdammten Baum hochgeklettert, verdammt noch mal! Er verliert den Verstand. Er glaubt, wir würden einander lieben und ich könnte ihn vor der Finsternis retten oder irgend so einen Quatsch.« Sie schob die Ärmel ihres Kleides hoch. »Sieh dir an, was er mir angetan hat!«
Calder sah hin. Die legendären Blutergüsse waren tatsächlich ein schrecklicher Anblick. Sehr deutlich zeichneten sich die Umrisse einer Männerhand in Lila und Blau auf ihren beiden Oberarmen ab. Calder streckte langsam seine eigene Hand aus und bedeckte sie zärtlich, Finger für Finger.
Seine Hände waren zu groß, als dass die Abdrücke
von ihm stammen könnten.
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