Flammende Versuchung
Brookhaven.«
Dann erblickte Deirdre Meggie in dem Sack und wunderte sich über Baskins Furchtlosigkeit. Kapierte er nicht, dass er bereits so gut wie tot war? Und wenn sie mit ihm fertig war, das schwor sie sich, dann würde sie auch Calder ein paar Minuten mit ihm geben.
Meggie schien die ganze Angelegenheit recht gut zu verkraften. Sie sah schmutzig aus und zerlumpt, aber das tat sie ja ohnehin meist. Sie schien außerdem außerordentlich gelangweilt. »Hallo, Papa«, sagte sie ruhig. »Der Bastard ist ein Lügner.«
Baskin wandte sich wütend an das Kind. »Etwas mehr Respekt, Göre!«
Sie zuckte in ihrem Sack die Achseln. »Verzeiht, Mister Bastard.«
Baskin holte zu einem Tritt gegen den Sack aus, und Meggie zuckte zusammen.
Calder konnte es nicht länger ertragen. Er sprang vom Sitz und machte ein paar Schritte. »Ihr wolltet Deirdre, Baskin!«
Baskin schaute auf, ohne zuzutreten. »Ja! Wo ist sie?« Er schaute in Richtung des Phaeton. »Ihr habt sie nicht mitgebracht!« Voller Wut richtete er die Pistole auf Meggie.
Calders Blut gefror in seinen Adern. Er hob beschwichtigend beide Hände. »Sie wartet ein Stückchen die Straße hinunter«, log er. »Ich habe sie dort gelassen, weil ich nicht glaubte, dass Ihr meine Tochter hierher bringen würdet.«
Baskin reckte das Kinn in die Höhe. »Nun, ich bin ein Gentleman, Brookhaven. Ich stehe zu meinem Wort.«
Die Blasiertheit dieses Idioten unterstrich seinen Wahnsinn mehr als alles andere. Dieser Kerl hatte keine Ahnung, was er da tat. Er war besessen von Deirdre. Nichts und niemand würde ihn davon überzeugen können, dass Deirdre ihn im Gegenzug nicht genauso sehr begehrte.
Calder bezweifelte, dass es irgendetwas bringen würde, Baskin mitzuteilen, dass die Ehe vollzogen worden war, außer ihn noch tiefer in den Wahnsinn zu treiben.
Das hier würde kein gutes Ende nehmen, das erkannte er jetzt. Vernunft war sinnlos, genauso wie Bestechung. Er konnte nur noch hoffen, dass es ihm gelang, Meggie zu retten. Es bestand jedoch kaum noch Hoffnung, auch diesen dummen Jungen zu retten.
Dann sollte es wohl so sein. Calder verschwendete keine weitere Zeit mehr. Er machte einen Schritt, wobei er die Hände immer noch in die Höhe hielt.
Baskin gab sich einen Ruck, als er sich bewegte. »Bleibt, wo Ihr seid!«
Calder bewegte sich langsam, aber er bewegte sich weiter. »Ihr habt die Pistole, nicht ich. Ihr könnt sie genauso gut auf uns beide richten.«
Baskin blinzelte. Dann knurrte er: »Deirdre hat mir
erzählt, dass Ihr Euch so sehr für alles Effiziente und Mechanische begeistert. Und deshalb liebt sie Euch auch nicht. Ihr seid so kalt und grausam wie Eis.«
Calder wusste, dass der junge Mann nicht wusste, was er da sagte, und beachtete nicht den Stachel der Wahrheit, der in seinen Worten lag. Allein Meggie zählte. Wenn es ihm gelang, sich zwischen sie und die Pistole zu schieben, dann konnte er die einzelne Kugel aufnehmen, die darin steckte. Vielleicht überlebte er es sogar, auch wenn ihm das im Augenblick nicht viel bedeutete.
Gott sei Dank hatte er Deirdre sicher zu Hause gelassen.
Deirdre schob sich rückwärts weg von dem Phaeton in den Schatten. Wenn sie es in Baskins Rücken schaffte, könnte sie ihn ablenken, sodass Calder ihn überwältigen konnte. Sie war sehr stolz auf ihren Plan.
Ihr zweiter Plan, den sie während der letzten Sekunden geschmiedet hatte, war, sich freiwillig in Baskins Gewalt zu geben. Er verstand sich als Gentleman. Vielleicht würde es ihr gelingen, ihn davon zu überzeugen, Calder und Meggie gehen zu lassen.
Dieser Plan gefiel ihr ganz und gar nicht.
Wenn Calder doch nur endlich stehenbliebe …
»Halt!« Baskins Schrei war schrill, jagte ihr aber umso größere Angst ein. Deirdre erstarrte, und ebenso erstarrte das Bild vor ihren Augen. Die Pistole war jetzt auf Calder gerichtet, aber Baskin war hinter die im Sack steckende Meggie getreten, sodass das Kind wie zuvor in großer Gefahr war.
Zum ersten Mal zeigte Meggie Angst. Sie hatte sich tief zusammengekauert, und ihre im Sack steckenden Hände bedeckten ihr Gesicht. Nur ihre wilden Locken waren über dem groben Sackleinen zu sehen. Armes kleines Ding! Armes verängstigtes -
Dann erhaschte Deirdre einen Blick darauf, was Meggie im Mund hatte. Das Kind nagte mit aller Kraft an dem Strick, während ihre Augen mal in diese, mal in jene Richtung huschten und sie versuchte, das Geschehen im Blick zu behalten.
Deirdre sehnte sich danach, ihr ein Zeichen zu
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