Flammende Versuchung
seines Kiefers spannten sich an. Sie konnte die gesteigerte Lust, die von seiner Haut ausging, wie die Hitze eines schwarzen Kohlefeuers spüren.
Doch leider wurden ihr selbst ein wenig die Knie schwach, wenn er sie so anschaute – als wäre das Einzige, was ihn davon abhielt, den Tisch leer zu fegen und sich darauf über sie herzumachen, seine eigene sture Selbstbeherrschung.
Bei der Vorstellung wurde ihre Kehle ganz trocken, und ihr Atem ging immer schwerer. Um sich abzulenken, schnitt sie sich blind einen Bissen ab und zwang ihre zitternde Hand dazu, die Gabel zu ihren Lippen zu führen.
Dann zerschmolz der erste Bissen salzig-süßen Schinkens auf ihrer Zunge und verwandelte das Begehren nach ihrem Ehemann in etwas viel Greifbareres.
Oh! Göttlich! Sie schloss die Augen, um den Geschmack voll und ganz genießen zu können, dann schnitt sie sich eilig einen weiteren, größeren Bissen ab. Sie hatte seit Jahren keinen Schinken mehr gegessen – warum eigentlich?
Da sie jetzt darüber nachdachte, erkannte sie, dass die strikte Einhaltung ihrer Diät Tessas Idee gewesen war. Deirdre war seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr davon abgehalten worden, ihrem natürlichen Appetit nachzugeben.
Um ehrlich zu sein, war es nicht allein Tessas Schuld, denn nichts hätte Deirdre aufgehalten, wenn sie sich in den Kopf gesetzt hätte, dagegen zu rebellieren. Ein so strenger Schutz ihrer Figur war ihr sinnvoll vorgekommen,
solange sie auf der Jagd nach ihrem Herzog war. Doch jetzt war sie eine verheiratete Frau. Sie könnte so fett werden wie die Köchin, und Brookhaven könnte daran nichts ändern.
Sie rutschte in ihrem Sessel zurecht und beschloss, so viel zu essen, bis sie nicht mehr atmen konnte.
Calder beobachtete seine damenhafte Ehefrau, die beim Frühstück zulangte wie ein Feldarbeiter. Der Anblick war merkwürdig befriedigend. Sie gab sich ihrem Genuss vollkommen hin, und er freute sich über die ehrliche Freude in ihrem Gesicht.
Wenn doch nur er der Grund dafür wäre statt die von seinem Personal geschaffene hervorragende Mahlzeit. Er musste sich sehr zusammennehmen, um ihr nicht die ganze Zeit in den Ausschnitt zu starren, bei diesem transparenten Nachthemd, das sie trug. Er schmeckte nicht einmal das Essen, das er kaute.
Und doch: Es war ein Fortschritt. Seine Frau hatte begonnen, sich um seine Tochter zu kümmern, trotz der anfänglichen Zeichen von Rebellion, und sein Frühstückstisch war bevölkert.
Nicht schlecht dafür, dass er erst seit drei Tagen daran arbeitete, ein Ehemann zu sein. Vielleicht war er ein wenig eingerostet, aber bald hätte er wieder alles so gut zum Laufen gebracht, dass er sich um seine geliebten Fabriken kümmern konnte.
Guter Gott, es war Tage her, dass er mehr als nur flüchtig an sie gedacht hatte.
Er sollte sofort aufbrechen. Er musste einen Rundgang durch seine Besitzungen machen, sich mit etwas
Realem, Konkretem und absolut Brustlosem befassen. Ja, unbedingt. Es war an der Zeit, dass er diesem Irrenhaus den Rücken zukehrte und sich wieder der angenehm trockenen und uniformen Welt der Herstellung zuwandte.
Er verspürte ein Zögern und kämpfte darum, es sich zu erklären. Es war zu früh. Sie war unberechenbar. Meggie hatte sich noch nicht an sie gewöhnt. Das Personal wusste noch nicht, wie sie zu zügeln wäre.
Da, das war es. Er wagte es nicht, zu gehen. Er war nicht blind, hatte gesehen, wie sie Meggie auf die dunkle Seite gezogen hatte. Selbst Fortescue, dessen Herz aus so verlässlichem Eis bestand, schien sie langsam um den kleinen Finger zu wickeln. Bei der Geschwindigkeit, die sie anschlug, würde sie die Weltherrschaft übernommen haben, bevor er zurückkehrte.
Nein. Es war besser, wenn er blieb – und die Stellung hielt. Sie musste lernen, dass er sich nicht vom Wege abbringen ließe.
Und außerdem war er ziemlich neugierig darauf, zu sehen, was sie als Nächstes anstellen würde – aber das hätte er nicht einmal unter der schlimmsten Folter gestanden.
Achtzehntes Kapitel
D ie Spannung im Frühstückssalon ebbte nicht ab, bis seine Lordschaft sich grimmig entschuldigte und seine Serviette auf seinen Teller warf. Deirdre lächelte ihren Ehemann strahlend an. »Verlasst Ihr uns heute?«
Er schaute sie sauertöpfisch an. »Es besteht kein Anlass, derart hoffnungsfroh zu klingen.«
Sie klimperte mit den Wimpern. »Ich weiß nicht, was Ihr damit sagen wollt, Mylord.«
»Hmph.« Er wandte sich ab, dann drehte er sich noch einmal zu ihr um. »Übrigens,
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