Flammende Versuchung
leisten.«
Sie zog eine goldene Augenbraue hoch. »Ich nehme keine Befehle entgegen, Mylord.«
Er schaute sie an, ohne die Intensität aus seinem Blick zu nehmen. »Ihr werdet morgen aufstehen und zum Frühstück herunterkommen, und danach werdet Ihr jede Minute des Tages mit Lady Margaret verbringen. Ich habe Fortescue dazu angehalten, das sicherzustellen.«
Sie verschränkte die Arme. »Der arme Fortescue. Zwingt Ihr ihn immer dazu, den Aufseher zu spielen? Ein mutigerer Mann würde diese Aufgabe selbst übernehmen.« Sie grinste höhnisch. »Oder es zumindest versuchen.«
Er weigerte sich, den Köder zu schlucken. »Ihr werdet früh aufstehen und zum Frühstück mit mir und Lady Margaret erscheinen. Ihr werdet jeden Abend mit mir dinieren und Euch dazu angemessen kleiden.« Er kniff die Augen zusammen und hinderte sie so an einer Erwiderung. »Ihr werdet diese Dinge tun, Mylady, oder Ihr werdet feststellen müssen, dass es eine ganze Menge mehr gibt, was Ihr verlieren könntet, als ein paar Kleider und einige Partys. Niemand zwingt mich dazu, Euch den Aufenthalt in London zu gestatten.«
Da wurde sie blass. Der Anblick gefiel ihm nicht, aber es war die schlimmste Drohung, die er aussprechen konnte. Er würde ihr gegenüber nie handgreiflich werden oder lügen, um ihr Angst zu machen. Er wollte nicht, dass sie Angst hatte, er wollte, dass sie erwachsen wurde. Er wollte eine erwachsene Frau, mit der er sein Leben teilen konnte, kein trotziges Kind. Davon hatte er bereits eines.
»Ihr seht mir nicht aus wie ein grausamer Mann, Mylord«, sagte sie ruhig, doch ihre Augen versprühten Blitze. »Es kann also nur sein, dass Euch nicht ganz bewusst ist, was Ihr da gesagt habt. Die Ehefrau aufs Land zu verbannen würde nur für unendliches Gerede sorgen. Man würde mich für verrückt oder todkrank halten. Und Euch würde vorgehalten, dass Ihr dafür verantwortlich wärt oder dass Ihr mich umgebracht hättet – Ihr wisst doch, wie so etwas läuft.«
Verdammt, sie hatte recht. Er hatte es nicht durchdacht. Sie hatte diese Wirkung auf ihn, ließ ihn impulsive Ultimaten äußern.
Deirdre verschränkte die Hände hinter dem Rücken, um die Tatsache zu verschleiern, dass sie zitterten. Sie war Tessa davongelaufen, damit sie endlich nicht mehr unterdrückt und tyrannisiert wurde. Dieser verfluchte Brookhaven! »Leider weiß ich, dass Ihr ein Mann seid, der zu seinem Wort steht, Mylord. Selbst jetzt, da ich Euch auf Euren Denkfehler hingewiesen habe, werdet Ihr Euch dazu verpflichtet fühlen, genau das zu tun, was ihr mir angedroht habt, sollte ich nicht tun, was Ihr von mir verlangt. Da ich aber keine grausame Frau bin, werde
ich Euch nicht zwingen, einen derart skandalösen Fehler zu begehen.« Ihr angedeutetes Lächeln war eiskalt. »Ich sehe Euch dann zum Frühstück, Mylord.«
Er verneigte sich knapp, dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ sie ohne ein weiteres Wort. Erst als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, löste Deirdre ihre schmerzenden Finger.
Meggie kroch unter dem Bett vor. »Wenn er glaubt, dass ich zu diesem bescheuerten Frühstück komme, hat er sich aber geschnitten«, erklärte sie wütend.
»Vielleicht …« Himmel, jetzt war es Deirdre klar. Er wollte nicht länger alleine essen. Diese Einsicht brach ihr Herz ein kleines bisschen, aber sie durfte nicht zulassen, dass er ihr so schnell vom Haken sprang. Sie bedachte Meggie mit demselben Lächeln, das diese ihr vorhin beim Abendessen geschenkt hatte. »Das ist zu schade«, sagte sie, »denn es wird gewiss äußerst amüsant.«
Vor dem Schlafzimmer der Hausherrin blieb Calder stehen und rieb sich das Gesicht. Wie er schon so oft während der letzten beiden Tage gedacht hatte …
Das war nicht gut gelaufen.
Außer natürlich der Tatsache, dass er gewonnen hatte. Das hatte er doch, oder? Sie hatte eingewilligt zu tun, was er von ihr erwartete. Warum hatte er dann ein so ungutes Gefühl im Bauch? Es war doch wohl eine ganz harmlose Bitte, wie eine Familie gemeinsam zu frühstücken und zu Abend zu essen.
Aber du hast sie nicht darum gebeten.
Er stieß frustriert den Atem aus. Er hatte nicht die
Zeit und auch nicht die Lust, jeden verdammten Satz in hübsche Worte zu kleiden. Er war ein sehr beschäftigter Mann. Er war es bereits seit vielen Jahren gewöhnt, dass er Anweisungen erteilte -
Bellte.
Er spürte, wie sich ein Grollen tief in seiner Kehle bildete. Anweisungen erteilte, die unverzüglich befolgt wurden. Es gab
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